Eine Replik.

Im Standard von 2. März 2011 macht sich Thomas Trenkler über eine Leicht-Lesen-Broschüre von Jugend am Werk Wien lustig.
Bravo Thomas Trenkler!
Bravourös verteidigt er im Standard die hohe Kunst und Kultur dagegen, jetzt auch schon von „geistig behinderten“ Menschen besucht, wahrgenommen oder gar verstanden zu werden. Beherzt begegnet er der drohenden Gefahr, Menschen, denen man u.a. Bedeutung und Aussprache von kreativem Neusprech wie „music4U“ erst erklären muss, leibhaftig etwa im Freud Museum zu begegnen.
Besser gleich mal richtig dreinhauen, statt diffenziert zu argumentieren, heißt hier die Devise.
Bloß nicht auf Modetorheiten wie die UN-Konvention reinfallen, die Zugang zu allen Lebensbereichen fordert, barrierefreie Information darüber als Zugangs-Hilfe inclusive.
Bar jeden Wissens um europäische Standards für „Leichte Sprache“ beckmesserisch bildungsbürgerliche Zustimmung erheischen, so gewinnt man den Abwehrkampf! Bravo, tapferer Thomas Trenkler!
Menschen mit „geistiger Behinderung“ bezeichnen sich übrigens selbst längst als solche mit Lernschwierigkeiten. Wissend, besondere Hilfen beim Lernen zu benötigen. Aber im Bewusstsein, lernen zu können und lernen zu wollen. Zum Unterschied von jenen, die eh schon alles wissen und nix mehr lernen müssen …
Wibs,
07.03.2011, 16:36
Wir finden, dass der Text von Herrn Trenkler eine Diskriminierung ist. Menschen mit Lernschwierigkeiten haben das Recht auf Teilhabe. Und zwar in allen Lebensbereichen. Leichte Sprache ist ganz wichtig, denn wenn wir Dinge nicht verstehen, können wir nicht mitreden. Und natürlich auch nicht teilhaben!
AKTIVE ARBEITSLOSE,
07.03.2011, 12:18
Ist die Bezeichnung „Menschen mit Lernschwierigkeiten“ 1. nicht zu pauschal und 2. auch wieder diskriminierend? Da wird ja wieder die „Norm“ als die einzig wahre impliziert.
Wolfgang J. Kraus,
07.03.2011, 11:05
Ich habe Thomas Trenkler am 2. März, als seine Glosse erschien, folgende Nachricht übermittelt:
Sehr geehrter Herr Trenkler:
Wie man Menschen mit geistiger Behinderung Kulturangebote erklären sollte, ist, wie Ihre heutige Glosse beweist, ein Thema, das sich nicht in wenigen Sätzen abhandeln lässt. Dazu müsste man sich viel mehr auf die geplanten Leserinnen und Leser der „Wurlitzer“-Broschüre einlassen. Und die Herausgeber fragen, wie sie das Projekt angelegt haben. Ihr mokant-ironischer Tonfall in der Kritik bestätigt nur jene, die sich auf geistig Behinderte nicht einlassen wollen oder können. Schade.
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MbG, Wolfgang J. Kraus, Vorstandsmitglied der Lebenshilfe Wien
Gertrude Sladek,
07.03.2011, 08:53
@Michael Russ: Vollinhaltliche Zustimmung. Der Meinungsmacher hat ein Glück, dass ich nicht Bronner bin. Da würds heute stauben in der Redaktion!
Daniela Freischlager,
07.03.2011, 08:38
Wo bitte steht geschrieben, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten kein Museum, Konzert odser andere kulturelle Veranstaltungen besuchen dürfen?! Da fragt man sich do, wie „beschränkt“ teilweise manche Journalisten im Oberstübchen wirklich sind …
@Vera Rebl: Ich an Ihrer Stelle würde genau das, was Sie in Ihrem Kommentar geschrieben haben, dem Standard mitteilen. Nur so besteht zumindest die Möglichkeit, dass dieser Herr Trenkler bzw. generell die Redaktion einmal darüber nachdenkt, was sie da überhaupt behaupten.
Vera Rebl,
07.03.2011, 08:08
Da überlegt frau sich, ob sie das Abo verlängern soll.
Michael Russ,
07.03.2011, 07:50
Die Glosse ist im Standard als Meinung qualifiziert. Damit macht man es sich beim Standard leicht. Ich bin neugierig, ob eine andere Meinung zum Thema im Standard Platz finden wird. Vielleicht eine Meinung, die auf fundiertem Wissen beruht. Und nicht wieder die Meinung eines Menschen, der sich im Licht der eigenen Überlegenheit zu sonnen scheint.