Eine (wahre) Geschichte

Schönes Wetter, augustblauer Himmel, jedermann will ins Bad, ausnutzen was bis jetzt so spärlich vorhanden war - die Sonne!

Ich denke, ich werde es auch wagen, einen Besuch im Laaerbergbad. Ich hab seit einem Unfall vor einigen Jahren ein gelähmtes Bein, kann aber Dank einer Schiene im Schuh ohne Gehhilfen recht passabel gehen.

Ja, ich falle auf; dennoch bin ich dankbar denn es hätte schlimmer kommen können und es war ja auch schon mühsamer (2 Jahre Krückengehen). O.K. Das aber nur damit Ihr Euch ein Bild von mir machen könnt. Außerdem bin ich schlank und hübsch und 33 Jahre alt. Also auf ins Sommerbad. Als ich das Bad betrete merke ich schon, daß ich hier einzig bin und frage mich, wo sind die anderen Behinderten?

Ich ziehe mich aus und der Schuh mit der Schiene darin erregt schon einige Aufmerksamkeit bei den Menschen um mich herum. Ich lege mich in die Sonne und genieße die warmen Strahlen auf meiner Haut. Ich höre „coole“ Musik aus dem Walkman und zünde mir eine Gauloises Light an. Ein paar Jungs von der anderen Seite flirten mich an. Sie sehen mein dünnes rechtes Bein und den beschienten Schuh nicht.

Ich überlege kurz ob ich ihnen die Illusion lassen soll und in dieser Position bleiben soll. Ich denke: Nein Jungs, ihr müßt jetzt leider tapfer sein, und steh auf und humple vorsichtig zum Schwimmbecken – Endlich im Wasser!! Die reinste Glückseligkeit! Ich gucke kurz noch mal zu den Jungs und die starren immer noch zu mir rüber. Aber anders als zuvor. Nicht mehr besonders keck und herausfordernd, eher so eine Mischung aus Erschütterung und Entsetzen liegt in ihren Blicken.

Als ich nach 10 Längen aus dem Wasser komme schaun die Jungs gar nicht mehr – nur hin und wieder. Und dann ganz verschämt. Ich denke, ich bin hübsch, schlank und 33 Jahre alt aber das zählt nicht wegen eines Beins. Und dann wünsche ich mein hübsches Gesicht zum Teufel. Dann würde ich nicht zusätzlich zum Entsetzen der Leute die Illusion von liebeshungrigen Jungs zerstören.

O.K. Leute, ich denke diese Story ist Euch sicher nicht ganz unbekannt, und deshalb wär es schön, den einen oder anderen von Euch im Laaerbergbad begrüßen zu können, zwecks Solidarität und Desillusionierung … Ihr versteht?

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