Der ORF-Publikumsrat hat in seiner Plenarsitzung am Donnerstag, dem 19. September 2024, unter dem Vorsitz von Mag. Walter Marschitz folgende Empfehlungen einstimmig beschlossen:
Empfehlung des ORF-Publikumsrats zu Barrierefreiheit
Der ORF hat sich mit seinem Aktionsplan für 2023-2026 ambitionierte Ziele zum Ausbau der Barrierefreiheit gesetzt. Der ORF-Publikumsrat zeigt sich erfreut darüber, dass dieser Plan Schritt für Schritt umgesetzt wird und in manchen Bereichen die Erwartungen sogar übertroffen werden.
Dennoch sieht der ORF-Publikumsrat in zwei Bereichen Optimierungspotenzial, um Ineffizienzen zu beseitigen und Klarheit zu schaffen:
Angebote werden nicht barrierefrei veröffentlicht und müssen nachbearbeitet werden:
Derzeit kommt es bei der Erstellung neuer ORF-Angebote (zuletzt „ORF Zeit im Bild“ auf YouTube) immer wieder vor, dass grundlegende Aspekte der Barrierefreiheit bei der Konzeption nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Dies führt dazu, dass bestehende Angebote im Nachhinein aufwendig angepasst werden müssen, um die Barrierefreiheitsstandards des ORF zu erfüllen. Eine frühzeitigere Berücksichtigung dieser Anforderungen könnte Nachbesserungen reduzieren und Ressourcen effizienter nutzen.
Angebote entsprechen nicht einem einheitlichen Standard der Barrierefreiheit:
Besonders bei der Entwicklung und Erweiterung von Angeboten in einfacher oder leichter Sprache zeigen sich derzeit erhebliche Qualitätsunterschiede. Dies lässt darauf schließen, dass es innerhalb der Redaktionen an einem gemeinsamen Verständnis fehlt, welche Standards zu erfüllen sind und wie deren Einhaltung sichergestellt werden kann.
Eine einheitliche Herangehensweise mit gemeinsamen Standards innerhalb des ORF könnte hier zu einer Verbesserung der Qualität und Konsistenz der Angebote führen. Auch im Umgang mit Sprache und der Darstellung von Menschen mit Behinderungen im Programm sollte als aktiver Beitrag zur Barrierefreiheit ein konsistenter Umgang im Haus hergestellt werden bzw. sollten die Ansprechstellen im Haus aktiv eingebunden werden.
Der ORF-Publikumsrat regt daher an, für diese beiden Bereiche verstärkt auf bestehende Strukturen innerhalb des ORF zurückzugreifen und klare Vorgaben zu etablieren.
Wir sehen insbesondere die Abteilung „Barrierefreiheit und Inklusion“ als geeignete Stelle, die diese Themen koordinierend betreuen sollte, um so die Prozesse zu optimieren und eine einheitliche Qualität zu gewährleisten.
Empfehlung des ORF-Publikumsrats zu Kunst und Kultur
Die ORF Publikumsratsstudie 2023 zu Anforderungen und Erwartungen des Publikums an die Themen Kunst und Kultur hat gezeigt, dass Kunst und Kultur bei rund vier von zehn Befragten auf Interesse stoßen. Zwei von zehn Befragten nutzen die Kunst- und Kulturangebote im ORF „häufig“, weitere drei von zehn „gelegentlich“.
Bei der Zufriedenheit mit der ORF-Kulturberichterstattung zeigt sich, dass Personen mit Matura zufriedener als Personen ohne Matura sind. Die ORF-Angebote im Themenbereich werden von den ab 50-Jährigen am häufigsten genutzt. „Musik, Konzertübertragungen“, „Kabarett, Comedy“ sowie „Film“ stoßen auf das größte Interesse.
Am besten bewertet werden die ORF-Angebote mit Blick auf die Eigenschaften „aktuell“, „Kunst und Kultur aus ganz Österreich kommen vor “ sowie „kompetent“. Nur 8 Prozent empfinden die Berichterstattung als „kritisch“.
Handlungsbedarf besteht aus Sicht des Publikums insbesondere bei Angeboten im Kunst- und Kulturbereich für Kinder und Jugendliche (43 Prozent fordern mehr davon) sowie bei der Kulturberichterstattung aus Regionen und Bundesländern (35 Prozent fordern mehr).
Rund acht von zehn Befragten halten den Österreichbezug der ORF-Angebote im Bereich Kunst und Kultur für sehr bzw. ziemlich wichtig und erwarten insbesondere, dass über kulturelle Ereignisse berichtet wird, die in Österreich stattfinden, die im eigenen Bundesland bzw. der eigenen Region stattfinden und dass der österreichische Nachwuchs gefördert wird.
Der Publikumsrat empfiehlt der ORF-Geschäftsführung, die in der Umfrage zu Tage getretenen Erkenntnisse und Anforderungen in Berichterstattung und Programmgestaltung verstärkt zu berücksichtigen.
Weitere Anliegen aus dem Publikumsrat bei der Umsetzung der Programmaufträge zur Förderung von Kunst und Kultur sind
- die stärkere Berücksichtigung von Baukultur und ihrer Bedeutung im Alltag,
- die verstärkte Thematisierung der „Verschandelung“ von Kulturlandschaften sowie positiver Gestaltungsbeispiele,
- die Sicherstellung des niederschwelligen Zugangs zu Kulturthemen für Bevölkerungsgruppen, die sonst kaum oder keinen Zugang dazu haben,
- die auch sprachlich verständlichere Vermittlung von Kunst und Kultur insbesondere an Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen sowie insgesamt mehr Bildung in Kunst- und Kulturfragen für junge Zielgruppen,
- die stärkere Involvierung der Landesstudios in die schulische Kulturvermittlung, eine breite Berichterstattung über Kultur- und insbesondere Musikveranstaltungen aus den Regionen,
- die Information junger Zielgruppen auch über Bildungs- und Berufswege im Kunst- und Kulturbereich,
- die Gewährleistung kritischer journalistischer Distanz auch in der Kunst- und Kulturberichterstattung sowie
- die Verankerung von Kunst und Kultur als Querschnittsthema der Berichterstattung über spezifische Kunst- und Kulturformate hinaus