Ernst Klee ist tot

Der Frankfurter Journalist, Autor und Filmemacher Ernst Klee starb am 18. Mai 2013 im Alter von 71 Jahren in Frankfurt am Main.

Ernst Klee
Klee, Ernst

Wie der S. Fischer Verlag mitteilte, erlag Klee in seiner Frankfurter Wohnung einer langen schweren Krankheit.

Als Historiker, Sozialpädagoge und Theologe hatte sich Ernst Klee mit der Emanzipation behinderter Menschen auseinandergesetzt. Mit seinem Buch über die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ im Nationalsozialismus wurde er international bekannt.

Ernst Klee galt zusammen mit Gusti Steiner als Mitbegründer der bundesdeutschen emanzipatorischen Behindertenbewegung, die zu Beginn der 1970er Jahre einen Paradigmenwechsel in der Behindertenpolitik einleitete. Beide hatten im Herbst 1973 in Frankfurt den Volkshochschulkurs „Bewältigung der Umwelt“ gestartet.

In diesem Kurs mit behinderten und nichtbehinderten Menschen wurde zum ersten Mal in Deutschland die übliche Linie gestört, dass behinderte Menschen sich den gesellschaftlichen Realitäten zu beugen haben. Der legendäre Frankfurter VHS-Kurs erregte 1974 großes öffentliches Aufsehen mit einer Straßenbahnblockade durch Rollstuhlfahrer auf der Frankfurter Zeil und mit einer Demonstration behinderter Menschen vor der Hauptpost der Mainmetropole. Unter dem Motto „Wir schenken der Post eine Rampe“ wurde damals bereits gegen die diskriminierenden Barrieren für Menschen mit Behinderung protestiert.

Internationales Renommee erwarb er sich mit seinem Buch „Euthanasie im NS-Staat. Die Vernichtung lebensunwerten Lebens“. Darin erschloss er der Öffentlichkeit erschütterndes Archivmaterial, das bis dahin unbekannt gewesen war. 1997 beleuchtete sein Buch „Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer“ die Rolle von Ärzten und Pflegern, die im Rahmen der sogenannten „Euthanasie“ und im Namen der Wissenschaft verheerende Experimente an wehrlosen Menschen vornahmen.

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