Am 10. Oktober 1995 traten wir, die Selbstbestimmt-Leben-Initiative Linz, zum ersten Mal mit einer Veranstaltung, dem Gesprächsforum Mobilität an die Öffentlichkeit.
Gemeinsam mit den Linzer Verkehrsbetrieben (ESG) und dem Arbeiter-Samariterbund (ASB), der in Linz für den Behindertenfahrdienst zuständig ist, diskutierten behinderte Menschen Probleme bei der Mobilität. 25 Personen, zum größten Teil RollstuhlfahrerInnen, folgten unserer Einladung.
Von seiten der ESG waren Vorstandsdirektor Dipl. – Ing. Walter Rathberger und ein Mitarbeiter anwesend, von seiten des ASB Geschäftsstellenleiter Mag. Christian Wagner und ein Vertreter der Zivildiener.
Ein detailliertes Grundlagenpapier , das eine Auflistung des derzeitigen Standes beim öffentlichen Verkehr und beim Behindertenfahrdienst sowie unsere Forderungen enthielten, bildete die Grundlage unseres Gespräches. Die Forderungen unterstrichen wir durch kurze persönliche Statements. Eine Benützerin der öffentlichen Verkehrsmittel (Niederflur-Bus mit auflegbarer Rampe) und eine Kundin des Linzer Behindertenfahrdienstes berichteten ihre Erfahrungen. Es ging bei den Statements auch um die grundsätzliche Frage: Mobilität für behinderte Menschen: Gnade oder Recht?
Beiden Gesprächspartnern von ESG und ASB nahmen die Möglichkeit war, ihre Standpunkte darzulegen. „Wir planen bis 1998 die Umstellung des gesamten Fuhrparks auf Niederflurbusse mit auflegbaren Rampen“, sicherte Vorstandsdirektor Rathberger den Anwesenden zu. In allen neuen Bussen werden digitale Haltestellenanzeigen, die besonders von Gehörlosen gefordert werden, angebracht sein. Auf unseren Wunsch hin wird die ESG einen Falter herausgeben, aus dem die verschiedenen Einsatzzeiten der Niederflurbusse ersichtlich sein werden.
Bis auf weiteres bleibt auch die Möglichkeit bestehen, den Fahrplan der Busse bei der ESG-Leitstelle abzufragen (Tel.: 0732 / 78 01 – 74 31). Mit der behindertengerechten Adaptierung der Straßenbahn in Linz wird erst 1998 begonnen. Für behindere Menschen, die allein vom Rollstuhl ins Auto gelangen können, sind die ESG-Anrufsammeltaxis eine günstige Alternative.
Beim ASB war aus finanziellen Gründen (Sparpaket) keine unserer Forderungen durchsetzbar. In Linz gibt es derzeit nur fünf (!) Behindertenfahrzeuge. Die ca. 750 fahrberechtigten Personen sind daher häufig mit der Tatsache konfrontiert, daß keine Fahrt mehr zu bekommen ist. Eine Bestellung des Behindertenfahrzeuges per Fax ist möglich.
Es folgte eine rege Diskussion zu den einzelnen Punkten. Ein Vertreter der Gehörlosen wies auf deren spezielle Probleme hin. Wir finden es positiv, daß Vertreter von ESG und ASB direkt mit unseren Forderungen konfrontiert waren und wir aus erster Hand die aktuellsten Informationen erhielten. Unsere Schlußfolgerung: In einem halben Jahr wird es wieder ein Gesprächsforum „Mobilität in Linz“ geben.
Wir treffen uns derzeit an jedem zweiten Freitag im Monat um 17 Uhr bei obiger Adresse. Interessierte sind herzlich willkommen!