Kritik an geplanter Restriktion bei Abtreibungen nach der 22. Woche
Der leitende AKH-Mediziner und Vorsitzende der Ethik-Kommission der Bundesregierung, Johannes Huber, äußert im Gespräch mit FORMAT Verständnis für die Entscheidung des Gynäkologen Peter Husslein, erstmals in Österreich vor dem Spätabbruch einen Fetozid bei einem schwer fehlgebildeten Kind durchzuführen.
Die derzeitige juristische Ausgangslage, so Huber in der der aktuellen Ausgabe des FORMAT, gebe „dem, was Husslein getan hat, recht“. Huber weiter: „Wenn man ein Kind stundenlang durch Kontraktionen umbringt, dann ist es doch humaner, es vorher in Sekundenschnelle zu tun, wenn auch die Frau es wünscht.“
Der Leiter, der Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Peter Husslein, hatte Anfang Februar in seiner Privatklinik Fetomed einen Fetozid in der 26. Schwangerschaftswoche durchführen lassen. Dabei wurde dem Fötus eine herzlähmende Injektion verabreicht. Husslein begründete die Maßnahme mit dem Leid der Kinder, die während der Abbrüche qualvoll umkommen oder gar, durch den Geburtsstress noch stärker beeinträchtigt, überleben würden. Bei 16 in der Frauenklinik zwischen Jänner 1998 und Mai 2001 durchgeführten Abbrüchen lebten acht Kinder bis zu mehr als eine Stunde außerhalb des Mutterleibes weiter. Husslein war für den Fetozid stark kritisiert worden.
Kritik äußern Pränataldiagnostiker unterdessen an der geplanten Restriktion bei Spätabbrüchen. Eine Arbeitsgruppe des Gesundheitsministeriums schlägt vor, solche Eingriffe nach der 22. Woche nur noch bei „nicht lebensfähigen Missbildungen“ zuzulassen. Dazu der Pränatalmediziner Josef Deutinger im FORMAT: „Die Regelung wäre eine Einschränkung, bei der die Ärmsten der Armen kriminalisiert werden, jene, die erst sehr spät Zugang zur Pränataldiagnostik haben.“
Ethik-Kommissionschef Huber plädiert indes im FORMAT für eine ethische Begleitung aller Spätabbrüche nach der 16. Woche; eine Kommission solle jeden Fall „relativ rasch“ entscheiden. Huber im FORMAT: „medikamente, die niemandem wehtun, müssen vor der Zulassung viele Kommissionen durchlaufen. Diese Entscheidungen sind noch wichtiger.“