Vizebürgermeisterin Laska präsentiert Ergebnisse und Lösungsansätze
Im Rahmen des Bürgermeisterpressegesprächs am Dienstag präsentierte Vizebürgermeisterin Grete Laska die Ergebnisse einer Studie zur Evaluierung der Leistungen der Stadt Wien für Menschen mit Behinderung. Gegenstand der Erhebung waren die von der Magistratsabteilung 12 finanzierten Dienstleistungen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen.
1995 betrug das Budget für die Behindertenarbeit 1,007 Milliarden Schilling, heuer wurden bereits 1,5 Milliarden Schilling veranschlagt. Ziel für Vizebürgermeisterin und Sozialstadträtin Grete Laska war es, durch diese Bestandsaufnahme, die Akzeptanz der Angebote, aber auch die Schwachstellen und Lücken im Bereich der Behindertenarbeit herauszufiltern.
Insgesamt wurden 57 Personen zu Leistungen, die sich auf gegenwärtige und zukünftige sowie positive wie negative Aspekte bezogen, befragt. Die Gruppe der Befragten setzte sich aus Menschen mit Behinderung, Selbstvertretungsgruppen, Projektträgern, Interessensvertretungen, erfahrene BeamtInnen und Angehörigen zusammen.
Erhebung auf vier Säulen aufgebaut:
- Zufriedenstellendes Ergebnisse, Zustände und Sachverhalte, die als zufrieden stellend gesehen werden
- Störungen Missstände und Probleme
- Bedrohungen potentiell gefährliche, als bedrohlich erlebte Zukunftsszenarien und
- Visionen Chancen, Herausforderungen und Möglichkeiten
Im Zuge der Untersuchung stellten sich folgende Schwerpunkte als besonders reformbedürftig heraus:
Arbeitsintegration
Aus der Studie „Bestandsaufnahme und Evaluation des Leistungsangebots der Stadt Wien für behinderte Menschen“ ergibt sich, dass ein wesentlicher Bedarf an Initiativen zur Integration behinderter Menschen am 1. bzw. 2. Arbeitsmarkt besteht. Wien hat in diesem Bereich bereits zahlreiche Maßnahmen gesetzt, wie z.B. mit einer Sonderaktion, durch die bis Mai 2000 670 MitarbeiterInnen bei der Stadt Wien aufgenommen wurden. Bis Ende 2000 soll das festgelegte Ziel, 700 behinderte Bedienstete anzustellen, erreicht werden.
Darüber hinaus wurden auf Initiative von Grete Laska zahlreiche Projekte ins Leben gerufen: Besonders erfolgreich laufen derzeit beispielsweise die Initiativen job-coaching sowie die Integrationsbegleitung aus der Beschäftigungstherapie und diverse Arbeitsassistenzprojekte.
Als eine weitere wichtige Einrichtung gilt der „Arbeitskreis Rückversicherung“, der Vorschläge zur finanziellen Absicherung für jene behinderte Personen, die in die Beschäftigungstherapie zurückfallen, bietet.
Fahrtendienst
Der Bedarf nach neuen zeitgemäßen Mobilitätshilfen hat sich nicht zuletzt auch auf Grund der vorliegenden „Dressel-Studie“ ergeben, bei der insbesondere seitens der behinderten Menschen sowie der Trägerorganisationen die schlechten Qualitätsstandards der Fahrtendienstunternehmen, die mangelnde Ausbildung der Fahrer im Hinblick auf den Umgang mit behinderten KundInnen und die mangelnde Transparenz des diesbezüglichen Angebots beklagt wurde.
Derzeit werden im Rahmen des Regelfahrtendienstes rund 1.500 Personen täglich (Montag Freitag) von und zum Arbeitsplatz bzw. zur Beschäftigungstherapie befördert. Die dafür anfallenden Kosten beliefen sich im Vorjahr auf 68,13 Millionen Schilling. Im Freizeitfahrtendienst wurden 1999 243.205 Einzelfahrten durchgeführt. Kostenaufwand 51,3 Millionen Schilling.
Laska beruft Arbeitsgruppe „Mobilität in Wien“ ein
Aufgrund der Mängel im Fahrtendienst wurde als eine der wesentlichsten Initiativen die Arbeitsgruppe „Mobilität in Wien“ eingerichtet. Behinderte ExpertInnen versuchen gemeinsam mit VertreterInnen des Magistrats der Stadt Wien u. a. Alternativen zum Fahrtendienst zu entwickeln, wobei dabei die Schwerpunkte auf die Vielfalt der Angebote, Sicherung und Verbesserung der Qualität und KundInennzufriedenheit setzt.
Kürzlich wurde von dieser Arbeitsgruppe eine Informationsoffensive das Fahrtenangebot der Stadt Wien betreffend, entwickelt, wodurch eine effiziente KundInneninformation ermöglicht werden soll. Geplant ist außerdem die Einrichtung eines Servicetelefons, bei dem vor allem behinderte Menschen beschäftigt werden. Alternativen zum derzeit bestehenden Fahrtendienstangebot werden in Form der Fahrtenbegleitung für die Benützung öffentlicher Verkehrsmittel bereits intensiv diskutiert. Eine weitere Alternative, ist die Möglichkeit, die Fahrt mit dem Taxis zu wählen bzw. den behindertengerechten Umbau eines Kraftfahrzeugs durch finanzielle Unterstützung ermöglicht zu bekommen.
„Trotz der Mängel die im Bereich des Fahrtendienstes bestehen, nimmt Wien mit seinem vielfältigen Angebot an Beförderungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung österreichweit eine Vorreiterrolle ein. In keinem anderen Bundesland gibt es Alternativen zum Fahrtendienst. Das bedeutet, dass es für die Betroffenen, für den Fall, dass der Vertragspartner seiner Verpflichtung nicht nachkommen kann, keine Fortbewegungsmöglichkeiten bestehen“, betonte Laska im Rahmen der Pressekonferenz.
Servicecenter
Als ein weiterer Mangel wurde auch von zahlreichen Befragten das Fehlen eines Servicecenters beklagt. Bei der Einrichtung dieser Servicestelle gilt es aufgrund der Vielzahl und Vielfalt der Träger- und Partnerorganisationen im Sinne eines „one desk- services“ organisatorische Hindernisse zu überwinden und Informationen für die KundInnen transparent und zugänglich zu machen. Ziel ist es, das Servicecenter mit einer zentralen Platzbörse auszustatten. Auch diese Einrichtung soll vorwiegend von Menschen mit Behinderung besetzt werden.
Verbesserte Situation von geistig behinderten Menschen in Wien
Im Rahmen einer großen Reform wurden vor einigen Jahren geistig behinderte Menschen aus Heimen und großen Anstalten ausgegliedert und das Leben in eigenen Wohnungen bzw. in betreuten Wohngemeinschaften gefördert. Die Erfahrungen haben bewiesen, dass damit individuelle Verselbstständigung sowie gesellschaftliche Integration der Betroffenen erreicht wird.
Seit dem Jahr 1995 wurden insgesamt 256 Plätze in betreuten Wohngemeinschaften 69 ambulant betreute Wohnplätze sowie 20 Garconnierenwohnungen, die ebenfalls ambulant betreut sind, geschaffen. Darüber hinaus konnten im Zuge des „PKH-Ausgliederung- Programms“ bereits 75 Wohnplätze eingerichtet werden.