Fehlende Barrierefreiheit bei Paketabholstationen – Post AG verspricht Lösung bis Ende Juni 2026

Die Österreichische Post AG stellt jedes Jahr Millionen Pakete zu – doch nicht alle Kund:innen können diese barrierefrei abholen. Der Klagsverband führte auf Anregung von BIZEPS ein Verbandsschlichtungsverfahren.

Abholstation der Post
BIZEPS

Immer wieder berichten Menschen mit Behinderungen von Schwierigkeiten bei der Paketabholung – besonders an Paketautomaten in Abholstationen. Zwar gibt es erste Ansätze zur Barrierefreiheit, doch oft wurde der Prozess nicht zu Ende gedacht.

Ein Beispiel: Viele Paketautomaten haben ein niedrig angebrachtes Display, das auch im Sitzen erreichbar ist. Die Pakete selbst werden aber häufig in hohen Fächern hinterlegt, die für Rollstuhlfahrer:innen nicht erreichbar sind.

Die Österreichische Post AG stellte 2024 in Österreich rund 220 Millionen Pakete zu – viele davon über Paketstationen.

Pakete befinden sich oft in nicht erreichbarer Höhe

Andreas Pöschek, Kunde der Post AG und Rollstuhlfahrer, bemängelt, dass die Paketautomaten nur scheinbar barrierefrei sind: Zwar ist das Display niedrig und gut bedienbar, die Fächer mit den Paketen befinden sich jedoch oft in nicht erreichbarer Höhe. Das nütze wenig, wenn man das Paket trotzdem nicht entnehmen könne.

Besonders kritisch sieht er, dass sich einmal geöffnete Fächer nicht mehr schließen lassen: „Ich öffne das Fach über das Display, komme aber nicht ran – und kann es nicht mehr sichern. Damit trage ich das volle Risiko, sollte das Paket gestohlen werden.“ Denn mit dem Öffnen habe er bereits den Empfang bestätigt, wodurch die Post AG nicht mehr hafte.

Sein Fazit: „Ich habe kein gleichberechtigtes 24-Stunden-Zugangsrecht wie andere, sondern muss zusätzlich Hilfe organisieren und ein Verlustrisiko in Kauf nehmen.“

Post Abholstation
BIZEPS

Verbandsschlichtung eingeleitet

Das Thema Postabholstationen wird immer wieder von Menschen mit Behinderungen bei BIZEPS thematisiert. Auf Anregung von BIZEPS brachte der Klagsverband im März 2025 eine Verbandsschlichtung gemäß Behindertengleichstellungsgesetz mit der Post AG ein.

Logo Klagsverband, links drei senkrechte Striche die wie Bücher aussehen, rechts das Wort Klagsverband
Klagsverband

In einem Newsletter teilte der Klagsverband (und auf der Homepage) kürzlich mit:

Der Klagsverband führt – unterstützt durch einen Postkunden, der einen Rollstuhl nutzt – ein Verbandsschlichtungsverfahren mit der Post AG. Im Schlichtungsgespräch zeigte sich die Post problembewusst und sagte zu, bis spätestens Ende Juni 2026 eine Lösung zu erarbeiten und umzusetzen.

„Der Klagsverband und die Post AG vereinbarten, dass alle ihre Pakete selbst abholen können sollen, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Bis Mitte 2026 sollen alle Postabholstationen mit Rollstühlen besser zugänglich und nutzbar sein. Empfänger*innen von Paketen sollen zukünftig auf elektronischem Weg oder in einer Postfiliale bekanntgeben können, dass eine Zustellung maximal bis zur Höhe der Oberkante des Bedienfeldes erfolgen darf“, hält der Klagsverband online fest.

Was sagt die Post AG dazu?

Die Post AG war in der Vergangenheit stets bemüht, Anfragen von BIZEPS umgehend zu beantworten. Daher richteten wir folgende Fragen an die Österreichische Post AG:

  • Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation und die bestehenden Herausforderungen?
  • Arbeiten Sie bereits an Lösungen? Falls ja, ab wann können Menschen mit Behinderungen mit einem diskriminierungsfreien Service rechnen?

Michael Homola, Leiter der Pressestelle der Post AG, antwortete BIZEPS am 27. Juni 2025 schriftlich:

im Zuge dieses Schlichtungsverfahrens konnten wir ausgesprochen konstruktive Gespräche führen. Wir sind uns der Herausforderungen der betroffenen Personengruppen bewusst und wollen zeitnah eine Lösung finden und diese auch umsetzen. Generell sind wir natürlich daran interessiert, alle unsere Dienstleistungen so weit wie möglich barrierefrei anzubieten.

Österreichische Post Aktiengesellschaft
Österreichische Post Aktiengesellschaft
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4 Kommentare

  • Das hätte sich die Post und andere Betreiber der Paketstationen aber schon früher überlegen können.
    Es ist einfach Desinteresse an der geltenden Gesetzgebung und an den betroffenen Persinen, dass sowas geschieht.
    Ich hoffe, dass in meinem Bereich noch lange keine Paketstation gebaut wird – und wenn doch, dann gibt es sicher sehr schnell eine Schlichtung, bei Paketverlust eine Klage.

  • Auch bei der Aufstellung von Paketboxen bei Wohnhäusern wird oft nicht auf Barrierefreiheit geachtet: Um zur Box bei meinem Wohnhaus zu gelangen, muss man über eine Kante auf einen Grasstreifen treten, wäre für Personen im Rollstuhl nicht erreichbar.

  • Das Problem gibt es auch in Korneuburg. Habe das gleich nach dem die Poststelle Korneuburg dieses Systhem erhalten hat kritisiert. Danke Bizeps für die Sammelklage vielleicht ändert sich jetzt etwas.

    Tipp zuerst zu einem Mitarbeiter der Post gehen und ihm bitten bei der Entnahme des Poststücks zu helfen. Ich weiß, dass das nicht die Lösung ist aber fürs erste erspart es Ärger des Postkunden bei der Abholung des Paketes. und zweitens wird einmal bei der Post registriert wieviele Kunden das Problem haben.

    Wünsche uns Allen, dass das Problem bald der Vergangenheit angehört.

    • Einen Mitarbeiter zu bitten geht nur in während der Öffnungszeiten (und ist nicht Sinn der Sache) und in Wien gibt es auch Stationen ohne Personal.