Fehlplatziert im Altersheim

Meine 84 Jahre alte, stark pflegebedürftige Tante lebt seit knapp zwei Jahren in einem Pflegeheim. (Dieses Text ist in monat März 2011 erschienen.)

Geriatriezentrum Am Wienerwald
wien.at

Jedes Mal, wenn ich Sie dort besuche, begegne ich Frauen und Männern mit Behinderungen. Menschen, die eindeutig zu jung sind, um in einem Altersheim zu leben.

Da gibt es z.B. eine Frau – ich schätze sie auf maximal 40 Jahre – die sich wippend und trippelnd in ihrem Rollstuhl hin und her bewegt. Die rüstigeren Seniorinnen im Heim bemuttern sie ein bisschen, schieben sie manchmal in den Gängen des Altersheims auf und ab.

Von einem anderen Beispiel erfahre ich zufällig, als mich die Pflegedienstleiterin anruft: Eine neu ins Altersheim gezogene Dame – sie teilt sich das Zimmer mit meiner Tante – sei unglücklich und weine den ganzen Tag. Sie vermisse ihre erwachsene Tochter mit Down Syndrom, mit der sie bisher immer zusammen gelebt habe.

Nun werde ich als Sachwalterin meiner Tante gefragt, ob ich damit einverstanden sei, dass meine Tante in ein anderes Zimmer übersiedelt, denn die Frau mit Down Syndrom soll zu ihrer Mutter ins Altersheim ziehen. Ich äußere fachliche Bedenken gegenüber diesem Vorgehen, zeige mich sehr verwundert, dass eine Frau mit Behinderung so einfach in ein Altersheim übersiedelt werden kann.

Schließlich stimme ich dem Zimmerwechsel meiner Tante zu. Als ich das nächste Mal zu Besuch bin, sehe ich, dass sich meine Tante das neue Zimmer mit einer jungen Frau teilt. Ich glaube nicht, dass diese Frau älter als 30 Jahre ist. Sie hat offensichtlich einen hohen Unterstützungsbedarf, liegt viel im Bett. Ich weiß nicht, wie sie ihre Tage im Pflegeheim verbringt, aber ich beschließe, den behinderten Menschen in österreichischen Altersheimen wenigstens ein paar Zeilen zu widmen.

Die Statistik schweigt

Wie so oft im Zusammenhang mit der Lebens- und Wohnsituation von Menschen mit Behinderungen gibt es aus Österreich keine Daten: Es ist nicht bekannt, wie viele Menschen mit Behinderungen unter 65 Jahren in Alters- oder Pflegeheimen leben. Die Statistik schweigt, und umso mehr muss befürchtet werden, dass die Dunkelziffer hoch ist.

Es gibt allerdings einige PolitikerInnen, die wissen, dass in Österreich immer wieder junge Menschen mit Behinderungen in Altersheime kommen und dass dies nicht der richtige Ort für sie ist. Im Zuge der parlamentarischen Debatten zum Bundesbehindertengleichstellungsgesetz haben mehrere ParlamentarierInnen auf diesen Umstand hingewiesen – in den stenographischen Protokollen des Nationalrats ist das gut nachzulesen.

Der jüngste Bericht zur Lage behinderter Menschen in Österreich erwähnt das Thema überhaupt nicht. In seinem ersten Staatenbericht zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung bemüht das Sozialministerium den Konjunktiv: „Manche behinderte Menschen würden in großen Behindertenheimen oder sogar in Alters- und Pflegeheimen leben, obwohl das nicht ihren persönlichen Vorstellungen entspreche,“ heißt es da bezugnehmend auf eine Stellungnahme der Selbstbestimmt Leben Initiativen Österreichs.

Auch die ÖAR erwähnt in ihrem Bericht zur Umsetzung der UN-Konvention, dass behinderte Menschen zum Teil in Alters- und Pflegeheimen untergebracht werden.

„Wohnen auf dem Altersheim“

Offensichtlich hat die österreichische Behindertenhilfe eine große Affinität zu Alters- und Pflegeheimen. Folgende Beobachtung stützt diese Annahme: Erst vor Kurzem, also nach dem Jahr 2000, wurden in Alters- und Pflegeheimen neue Wohngruppen und Wohngemeinschaften speziell für Menschen mit Behinderungen eingerichtet. Vorzugsweise im obersten Stockwerk oder im ausgebauten Dachgeschoss. Wohnen auf dem Altersheim, sozusagen.

Ich kenne einen Mann, knapp 40 Jahre alt, der fast sein ganzes Leben in großen Behinderteneinrichtungen verbracht hat. Seit ein paar Monaten wohnt er in einer Wohngemeinschaft auf einem Altersheim. Dort genießt er seine neu gewonnene Freiheit, denn im Vergleich zum Behindertenheim lebt er auf dem Altersheim freier und selbstbestimmter. Es ärgert ihn aber, dass er einen Teil seines persönlichen Mobiliars nicht mitnehmen konnte, weil dieses nicht den Brandschutzbestimmungen des Altersheims entspricht.

In der Fachliteratur werden Menschen mit Behinderungen, die in Altersheimen leben ohne alt zu sein, als fehlplatziert bezeichnet. Seit Jahrzehnten herrscht Einigkeit darüber, dass solchen Fehlplatzierungen entgegen gewirkt, dass sie vermieden werden müssen. In Altersheimen können Frauen und Männer mit Behinderungen nicht gleichberechtigt und integriert am gesellschaftlichen Leben teilhaben.

Im Gegenteil, sie werden ausgesondert, abgeschoben und verschwinden aus der öffentlichen Wahrnehmung. Das widerspricht sämtlichen Prinzipien der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen.

Deinstitutionialisierung

Deinstitutionialisierung hat in Österreich nur halbherzig stattgefunden, da sie vor allem als Entpsychiatrisierung verstanden wurde. Große und kleine Behindertenheime sind daher ebenso wenig in Frage gestellt worden wie die gängige Praxis der Unterbringung von Menschen mit Behinderungen in Altersheimen. Viele behinderte Menschen übersiedelten einfach von der Psychiatrie in große Behinderteneinrichtungen oder in Pflegeheime. Halbherzig eben.

Für konsequente Deinstitutionalisierung mit gleichzeitigem und flächendeckendem Aufbau individualisierter Unterstützungsmodelle gibt es keinen Plan, keine Programme, kein politisches Interesse. Ob der angekündigte Nationale Aktionsplan für Menschen mit Behinderung eine Trendwende bringt, wird sich zeigen.

Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich
Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Die Kommentarfunktion für diesen Artikel ist abgeschalten.

24 Kommentare

  • Hallo, ich habe eine schwer behinderte Tochter, die ich über alles liebe. Und musste sie aus gesundheitlichen Gründen in eine vollzeitbetreute Behinderteneinrichtung mit Tagesstruktur geben. Alles in einem Haus. Es ist unsagbar schwer sein geliebtes Kind in die Obhut anderer zu geben. Meine Tochter ist wie gesagt schwer geistig und körperlich behindert und ist in allem auf Hilfe angewiesen. Auch auf medizinischer Seite braucht sie sehr viel Pflege und Betreuung. Aus diesem Grunde ist es auch schwer einen geeigneten vollzeitbetreuten Platz zu bekommen. Viele Einrichtungen lehnten sie, wegen diesen medizinischen Aufwandes ab. Doch wir hatten das Glück einen solchen Platz in einer Behinderteneinrichtung zu bekommen. Das Glück hielt aber nicht lange. Es war eine Enttäuschung für mich. Es wurde nur alles schön geredet. Alles was versprochen wurde, wurde nicht eingehalten. Ich wurde belächelt, wenn ich auf Missstände aufmerksam machte. Diese Missstände waren unter anderem die Sauberkeit und die Hygiene (Schimmel, Staub, ausgeleerter Saft wurde nicht entfernt, war eingekrustet. Ich putzte es weg, ich ordnete ihren Sachen…. Was besonders schlimm war, das die Hygiene, die bei ihr sehr, sehr wichtig ist, nicht eingehalten wurde ( Reinigung des Intimbereiches, Zahnpflege …) Persönliche Dinge verschwanden einfach. Es wurde mit Schwerstbehinderten nichts unternommen. Erst nach meinen Beschwerden gab es ein paar Spaziergänge… Kein Ausflug oder Unternehmungen. In Protokollen wurde alles schön geschrieben, auch über Aktivitäten außer Haus, die es gar nicht gab. Ich wurde nicht informiert, wenn sie krank war. Und ich habe dies mehrmals deponiert, dass ich über alles informiert werden möchte. Man setzte medizinische Maßnahmen ohne sich mit mir abzusprechen. (Medikamentenänderungen, Dauerkatheder…). Betreuungspersonal hieß es, wäre da, wie es vorgeschrieben. Mag sein, dann hätte ja wohl mehr geschehen müssen. Genügend? Als ich am WE zu Besuch war und zwei Betreuer für 27 Klienten zuständig waren…( zwei davon schwer autistisch, mit 1 zu 1 Betreuung, 5 Schwerstbehinderte, und die anderen Personen mit unterschiedlich schweren Beeinträchtigungen. Keine zusätzliche Besetzung, wenn jemand ausfällt? Das kann es doch nicht sein. Meine Tochter ist auf höchst eingestuft, also 100 Prozent. In der Tagestruktur heißt das 80 Prozent, im Wohnbereich 60 Prozent Betreuung. Ich weiß nicht ob es stimmt, erklärt wurde mir, das diese Prozente wie folgt berechnet wird. Die Betreuer, Putzfrau, Sekretärin, der Geschäftsführer…alle werden mitgerechnet und was an Prozenten übrigbleibt, seien die Prozente die meiner Tochter als Betreuung zusteht. Kann mir jemand sagen, ob das so stimmt? Ich war fassungslos. Ich habe dieser Einrichtung gekündigt. Und meine Tochter nun, nach vielen Überlegungen in ein normales Pflegeheim gegeben. Es ist ein familiäres Haus, mit einem sehr guten Ruf. Natürlich ist es nicht leicht für mich zu sehen das es ältere Personen gesundheitlich sehr viel besser geht. Es hilft hier jeder jeden, soweit dies möglich ist. Die Betreuer sehr bedacht, dass ihre Bewohner genügend trinken, essen an der frischen Luft sind…. Alles was sie selbst können, wird unterstützt. Da kommt man nicht auf die Idee, den Saft einzudicken, wie es bei meinen Kind war. Da wird gefördert und versucht zu erhalten, was der Bewohner kann, und ist bedacht darauf einiges wiederzuerlangen. Nun ist es erst mal die Gesundheit meiner Tochter wichtig und auch das sie wieder so lacht, wie sie es früher immer tat… Es ist natürlich unsere persönliche Erfahrung. Und natürlich gibt es behinderte Bewohner, die absolut nicht in ein Pflegeheim passen und nicht sein sollten. Wenn sie für sich entscheiden können, soll man diese Wünsche auch respektieren, die Möglichkeit und die nötige Unterstützung dafür bekommen. Und die Eltern, die für Liebes entscheiden, ebenso. Sei es wie für viele eine Einrichtung für Behinderte, oder wie bei uns für ein Pflegeheim.

  • Hallo, ich möchte eine Einrichtung für jüngere verletzte Menschen bauen und betreiben. Habe den Baugrund und die behördlichen Genehmigungen. Ein Sohn von mir 36 J. ist Ausbilder für Pflegeberufe. Benötigtes Kapital ca. 4,5 Mill. €. 50 % zusätzliche Sicherheiten vorhanden. Keine Bank macht mit.
    Bauort, die Stadt 84478 Waldkraiburg, ca. 65 km s/ö v. München. Schrieb auch schon den bayer. Ministerpräsidenten Seehofer an. Ohne Erfolg. Ich muss wohl nach Griechenland auswandern. Grüße aus Bayern, J. Fechner

  • St. Margarthen/Rabb nciht vergessen … da kommen bereits 30jährige ins Altersdheim. DaNK DER DORTIGEN gDE-äRZTIN:

  • Man hat Anfang der 70er die Prügelstrafe abgeschafft, Lateinunterricht, sonstige Strafen.. das alles sehr wohl, das war wichtiger als sozusagen die Behinderten, nein perverser gings, bei Wiender Neustadt (Behindertendorf Lebenshilfe) und bei Graz (Wohnheim in Söding) und Kainbach wurde so richtig ausgebaut.

    Liebe Gesellschaft, die du dich erdreistest bestimmte Menschen als behindert zu bezeichnen um sie wegsperren zu können, Pfui Schäm dich!!!!

  • hab heute Journalistin Sonja Hochecker über den Fall Verena Weidner informiert, bin gespannt, ob der ORF diesen Hilferuf aufgreift.
    Auch Frau Barbara Prammer darf den zuständigen Landesrat darauf vorbereiten, dass er Erklärungsversuche starten kann, WARUM man in Wien nicht chancengleich und selbstbestimmt in einer Wohnung mit Personenbetreuerinnen oder Persönlichen Assistenten wohnen darf, nur weil man durch MS auf fremde Hilfe angewiesen ist und diese Hilfe die Angehörigen nicht mehr leisten können.
    Dieser Fall ist ein Paradebeispiel für viele andere Betroffene ältere Mitbürger die ebenso in sicher guten Heimen ihren Lebensabend verbringen dürfen, OBWOHL sie viel lieber zuhause sein möchten in ihrem HEIM, das sie sich vor Jahren selbst gebaut haben.
    Da das Pflegegeld aber leider die Kosten für Pflege daheim nicht abdeckt, aber der Sozialhilfeverband und die Länder die höhere Differenz für Heimaufenthalte anscheinend liebend gerne bezahlen, muss auf dieses Thema aufmerksam gemacht werden- weils früher oder später jeden betreffen kann!

  • @Wasltraud Mir ergeht es ähnlich wie Ihnen, wenn ich an Verena Weidner denke!

  • @Gerhard Lichtenauer.
    Ich dachte mir bereits, dass der Staat auch da die Hand aufhält.
    Es wird immer dreister und ich verstehe diese Welt nicht mehr.
    Das Geld, das eigentlich zum “ Leid lindern“ gedacht ist, abzocken.

    Die Ursache von Sozialverbrechen liegt in unserem sogenannt Rechtsstaat, der keiner ist. Nähmlich bei den Gerichten, wo unschuldige Unfallopfer nicht zu ihrem Recht kommen und somit der Allgemeinheit Kosten verursachen, wo eigentlich die Haftpflichtversicherung zuständig wäre.

    Ich spreche aus eigener Erfahrung und bin ebenfalls ein halber Krüppel und keiner schert sich darum, im Gegenteil.

    Ich habe diesbezüglich meine Erfahrungen gemacht und empfinde, dass Gerichte, Versicherungen, Gutachter usw. unser Sozialsystem kaputt machen.

  • @Waltraud: Die Mittel gehen nur zu 15 bis 18 Prozent als Direkthilfe (Soforthilfe) an Betroffene. Durchschnittlich sind das gerade mal ein paar hundert Euro Einmalförderung je in existenzieller Not (!) geratene Familie. http://www.bizeps.or.at/news.php?nr=8411
    Mit dem Löwenanteil der Spendengelder werden Projekte gefördert, die in den Jahresberichten der Spendenorganisation nachzulesen sind. Ein großer Teil davon dient der Entlastung des Staatshaushalts weil eigentlich öffentliche Pflichtleistungen und Förderungen greifen müssten.
    Für Gewaltopfer der (politisch motivierten) systemischen staatlichen Diskriminierungsgewalt könnte Charity auch kaum spürbar was tun, weil höchstens ein paar Einzelfällen geholfen würde: nämlich nur jenen, die öffentlich bemerkbar werden und/oder wo sich Spender als WohltäterInnen darstellen können. Die Ursache der strukturellen Sozialverbrechen – der Grundkonsens des eugenischen Ökonomismus – muss an der Wurzel gepackt werden.

  • Ich habe gerade die Homepage der Fr. Verena Weidner besucht.

    Wir kommen jetzt zu der Zeit, wo die große Sendung “ Licht ins Dunkel“ wieder populär wird.
    Jedes Jahr frage ich mich, was mit den Millionen geschieht und wohin fließen die, welcher Verein ist das und wer bestimmt.
    Warum hilft dieser „Verein“, falls es einer ist, dieser Frau nicht ?

    Meine Skepsis wird immer stärker und ich empfinde starke Zweifel.

    Vielleicht kann mir jemand darüber berichten.

  • Herr Ladstätter, kann ich also schlafen gehen, ohne denken zu müssen, diese Frau wird trotz Hilferuf alleingelassen, nur „weil es etwa gefährlich sein könnte, statt zu kuschen, mal die Wahrheit aufzuzeigen?“ das beschäftigt mich nämlich sehr. Verstehe, wenn keine näheren Informationen veröffentlicht werden können. Wenn diese Frau selbstbestimmt lebt, informieren Sie uns, die Öffentlichkeit aber bitte schon, weil sonst denken wir alle, dass „wie gesponnen, so zerronnen“. LG Sandra

  • Sandra: Nein, so war das nicht zu verstehen, wir sind an der Sache dran, nähere Informationen kann ich leider keine veröffentlichen.

  • und das WAR schon das MÖGLICHSTE, hab ich richtig verstanden? Hat sie schon einen neuen Rolli, oder muss sie immer noch im Bett verharren, weil ihr der eigene Rollstuhl den sie ja hatte, „abgenommen“ wurde?
    ist auch eine Pflegezeitersparnis-methode, Leute die im Rollstuhl sind, den Rollstuhl zu nehmen, dann muss man sie nicht mehr am Gang, … beaufsichtigen, sondern nur mehr KURZE Blicke ins Zimmer ins Bettchen werfen, die nicht so kosten-und zeitintensiv sind.
    ich bin irgendwie so deprimiert, weil ich mir vorstelle, dass es meiner behinderten Tochter auch so gehen könnte, wenn ich nicht mehr in der LAge wäre sie lebst mit dem Rolli und Therapiedreirad zu schieben und zu beaufsichtigen rund um die uhr.
    Die Tränen die ich für diese Frau gerade geweint habe, hat gott sei Dank niemand gesehen, weil dadurch dass niemand „hinsieht“ in die Wirklichkeit, „übersieht“ man solche Schicksale einfach und kann schon mal sagen: „Gott sei Dank hat sie einen Betreuungsplatz auch wenn es ein Altenheim ist.“
    kommt immer auf die Augen und das Herz des „Betrachters“ an, wenn dann noch Gnade dazukommt, dann …
    der Heimplatz kostet im Monat sicher mehr für Sozialhilfeverband und Land, als Pflege zuhause mit 2 lieben Personenbetreuerinnen die sich abwechseln würden und dieser Frau die Kopfschmerztabletten bei einem Spaziergang in die Apotheke mit dem Rolli incl. Pflegling besorgen könnten, sodass sie nicht mehr 2 Stunden auf Tabletten warten müsste, weil gerade keiner Zeit hat vom zu gering besetzten Personal.
    Die Pflege schreit förmlich nach Politikern, die die Augen aufmachen!

  • An Birgit:

    Danke für den Hinweis und Anregung. Aufgrund der Thematik unserer Beratungen können wir nicht immer alles veröffentlichen, das wir machen.

    Wir sind bereits seit geraumer Zeit mit Frau Weidner in Kontakt, ich hoffe aber sie verstehen, dass wir nicht mehr dazu sagen können und dürfen. Wir tun natürlich unser Möglichstes, um den Personen, die sich an uns wenden, weiterzuhelfen.

    Was ihren Hinweis auf die Bezeichnung „Kompetenzzentrum“ betrifft, muss ich sie dahingehend weiterverweisen, dass sie wahrscheinlich das „Zentrum für Kompetenzen“ meinen, dies ist allerdings ein anderer Verein.

  • an Birgit – das fragen sich wohl manche Betroffene. So richtig helfen könnten nur unabhängige Menschen (von Politik und Finanzen), also niemand. Sogenannte Kompetenzzentren kümmern sich leider nicht um alles Existentielle, weil sie selber auch abhängig sind und vielleicht gar nicht dürfen. Die tausende Vergessenen sind in Österreich auf verlorenem Posten.

  • von 1955 – 1964 kamen in großen Mengen Kinder vor allem in Europa und den USA zur Welt, weshalb man von der Babyboomergeneration sprach. Sie hat nicht entsprechend Kinder in die Welt gesetzt, kommt aber zunehmend ins Pensionsalter. Dr. Helmit Zilk hat schon darauf hingewiesen „1980 galt es 137.536 Menschen in Österreich im Alter von über 75 Jahren zu versorgen, 2030 werden es über 1. Million und im Jahr 2050 über 1,5 Mill. Menschen geben, welche über 75 Jahre jung sind.“ Worauf ich hinweisen will: Die jungen Behinderten gehen zunehmend stärker unter – ob zu Recht oder Unrecht ist hier nicht die Frage. Ursache: Senioren sind seit Ende der Weltkriege wirtschaftlich nicht mehr darauf angewiesen, ob Sie zuvor selbst für arbeitswilligen Nachwuchs gesorgt haben oder nicht. Da die eingezahlten Rentengelder 1: 1 ausgegeben wurden für jene, die zeitgleich damals in Rente waren – geht die Babyboomergenertation in diesen Tagen nicht nur in den wohlverdienten Ruhestand, sondern walzt aktuell junge Behinderte und deren – an sich berechtigten – Bedürfnisse Platt. Persönlich weiß ich nicht, wie ich fühlen soll. Fakt ist: als 1960 geboren bin ich davon betroffen, seit Geburt mit körperl. Defizit geboren bin ich betroffen, auf 5 Kinder in anderen Umständen gewesen – bin ich betroffen, 27 Jahre lang außer Haus arbeiten gewesen – denn Hausarbeit und Kinder aufziehen ist bei eigenen Kindern privatvergnügen – bin ich betroffen. daher frage ich: Darf ich meine eigene Rente ohne schlechtes Gewissen geniesen? Im Wissen, das der Gesellschaft nicht jedes Mitglied gleich viel wert ist? Auch im Tod nicht, auch nicht in der Versorgung von Kindern, welche während ihrer Schwangerschaft, Geburt und kurz danach starben, weil sie nicht durch die Mutter geboren, sondern mit einem ärztlichen Eingriff (Tabletten, Curretage, ec.) das Licht dieser lieblosen Welt erblickt haben. Sie werden entwertet, dem Müll zugeführt – und alle nehmen still und stumm das zur Kenntnis – sind damit also einverstanden.

  • Der ORF sollte in einem Konkret-Beitrag dieses „Schicksal“ aufzeigen, und gleichzeitig dafür sorgen, dass andere Betroffene sich auch melden, oder wenn die Betroffenen sich nicht (mehr) mitteilen können, sollen das die Angeörigen tun.
    Nur durch das Aufzeigen der Notwendigkeit des Bauens von ordentlichen Betreuungsplätzen wird sich etwas ändern, damit junge behinderte Personen nicht mehr in ALTENHEIMEN fehlplaziert werden.
    vielleicht ist diese Frau auch eine der Vielen, die von ihren Angehörigen nicht zuhause gepflegt werden kann mithilfe von Pflegerinnen, weil Pflege in einem Heim mehr unterstützt wird, als die Mitfinanzierung von Pflege daheim , nur weil ca. 500 Euro „zubezahlt“ werden müssten im Monat, damit sich z.B. die Schwester oder der Bruder dieser Frau eine 24-Stundenbettreuung leisten könnten, die ihnen bei der betreuung ihres leider behinderten familienmitgliedes hilft! der Heimplatz kostet das Vielfache, und der Sozialhilfeverband und das Land bezahlt die Kosten sogar, ohne zu fragen, ob der Platz das richtige HEIM für diese Frau ist.
    wie schon oft von mir aufgezeigt, fehlen in vielen Fällen für die PFlege zuhause ein paar Hundert Euro, die lieber für die Pflege im Heim auf ein paarTausend Euro „aufgetockt“ werden, obwohl die Betroffenen diese Unterbringung eigentlich nicht wollen.
    ORF Konkret-Team, bitte diesen Fall aufzeigen!

  • Eine der ersten Fragen die sich mir da sofort stellt: warum hilft denn da bizeps nicht ?, um Verena W. zu helfen???? Sie ist eine von denen, die sich „sogar“ klar und deutlich ausdrücken kann, was sie will!! Die, die das nicht können, sind auf ihre Angehörigen angewiesen!
    An BIZEPS: Was bedeutet denn da eure Bezeichnung „Kompetenzzentrum“??

  • einen (sehr) ähnlichen Fall habe ich bereits im Jahr 1986 hautnah erlebt: ein junger Mann mit hoher Querschnittlähmung wurde direkt nach der Rehabilitation ins Pflegeheim Lainz (Wien 13) überstellt; viel dürfte sich also im letzten Viertel Jahrhundert nicht geändert haben.

  • danke petra! danke, für das sichtbar machen von strukturelle gewalt in österreich!

  • Ungeheuerlich, dass junge Behinderte in`s Altersheim gesteckt werden!
    Solche Zustände sind meines Erachtens wiederlich und hat mit Menschenwürde nichts mehr zu tun. Beschämend, skandalös und mit nichts zu entschuldigen.

    Kann es sein, dass man absichtlich junge Behinderte in ein Altersheim steckt, damit die alten Insassen unterhalten und beaufsichtigt werden und dadurch das Pflegepersonal entlastet ist ?

    Bekanntlich stinkt der Fisch am Kopf und da steckt alles Unrecht !




  • Lieber Daniel, sie ist gerade dabei, sich dagegen zu wehren, hoffentlich hilt dieser Frau jemand, denn dies ist ein Hilferuf!

  • Aber warum lässt man es denn soweit kommen, das man sich als junge/r Behinderte/r ins Altersheim übersiedeln lässt? Also wenn es bei mir 40jahre heissen würde aufgrund meiner Behinderung (keine Beine) ich müsste trotz Selbstständigkeit ins Altersheim ich würde auf die Barrikade und gegen die Behörden ankämpfen!

  • Nachdem ich seit Jahren kämpfe aus diesem Pflegeheim zu entfliehen bin 52 Jahre jung, passe in keiner Weise hierher. Zum besseren Verständnis: Hier meine Homepage:
    verena-weidner.wg.am
    Es gibt noch viel anderes zu sagen über Diskriminierung, Entmündigung, usw. von Selbstbestimmung sind wir meilenweit entfernt. Habe jetzt ein Netz für Lifter gekauft, dass ich nicht verwenden darf, weil es laut Heim von der falschen Firma ist.
    Ich liege neben einer 74jährigen – Unterhaltung schwierig, obwohl die Dame sehr nett, aber leider dement ist. Ich habe mir hier sehr viele Verschlechterungen für meinen Körper eingehandelt. Mit Bewegung siehts auch sehr schlecht aus und vieles andere, was ich zu Hause machen könnte, um wieder beweglicher zu werden, ist hier auch nicht möglich.
    Es gibt auch kein Plätzchen zum Austausch von Zärtlichkeiten, was an und für sich auch die Behinderten seelisch sehr aufbauen und zum verbessern der Krankheit beitragen würde.
    Wir haben hier um ~6000€ Frühstück, Mittagessen, Jause und Abendessen, mehr oder weniger Pflege, ein Dach überm Kopf und wenn du Kopfweh hast kann es sein, dass deine Kopfweh Tablette in 2 Stunden kommt.
    Über das Personal kann man eigentlich nichts schlimmes sagen. Es sind einzig und allein zu wenige, was wiederum an unserem besch***** Sozialsystem liegt. Also auch die Politiker gehören dazu aufgerufen endlich etwas zu tun und nicht nur darüber zu reden und zu versprechen.
    Es wäre an der Zeit, dass sich einige Behinderte und Politiker zusammen setzen und Nägel mit Köpfen machen würden.
    Auch die Medien gehören angehalten die Tatsachen nicht zu verdrehen, sondern die wirkliche, schlimme Realität zu zeigen.
    Mit diesem Schreiben möchte ich auch bewirken, dass viele Behinderte endlich aus ihren Schneckenhäusern kriechen und versuchen an dieser Problematik mitzuarbeiten. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich dadurch einiges doch zum Guten wenden würde und hoffe, dass sich auf mein Schreiben sehr viele Leute melden werden.

  • Danke für diese gute Beschreibung. seit einigen Jahren herrscht der Trend, sogenannte „Behindertenwohngemeinschaften“ zu schaffen, gleich im Anbau an Alten- und Pflegeheime. Die Betreiber fühlen sich großartig und behaupten – wir sind kein Heim, wir sind wie eine Familie! Es wird sehr viel Geld investiert und Werbung betrieben, nur um ja nicht das Richtige zu tun. Diese Welt in Österreich ist so verkehrt!