Festakt 15 Jahre Pflegevorsorge

"Das Thema Pflegevorsorge liegt mir sehr am Herzen, da ich selbst betroffen bin. Meine Schwester ist behindert und ich habe 10 Jahre als gelernte Krankenschwester gearbeitet."

Bilder der Veranstaltung 15 Jahre Pflegevorsorge 080915
Blanco, Eleonor

Mit diesen Worten eröffnete Fr. Claudia Reiterer vom ORF den Festakt und moderierte die Veranstaltung sehr kompetent und engagiert.

Die Begrüßungsrede hielt Sektionschef Mag. Manfred Pallinger, Leiter der zuständigen Sektion im Sozialministerium. „Österreich ist nicht arm genug, um sich die Pflegevorsorge NICHT leisten zu können“ – damit begannen in den 80ziger Jahren die Diskussionen und oft schwierigen Verhandlungen zur Umsetzung des Pflegegeldes. Es war nicht immer leicht, man kam aber zu einem Konsens und am 1. Juli 1993 trat endlich das Gesetz in Kraft.

Frau Univ. Prof. Dr. Ulrike Schneider hielt den Festvortrag und stellte zwei Visionen bezüglich „Leben der Alten 2030“ in den Raum.

  • Vision 1: Finanziell gut gestellte Pensionisten genießen aktiv ohne Probleme ihr Leben im sonnigen Süden.
  • Vision 2: Minderbemittelte Menschen mit Gebrechen sind für die Gesellschaft ein Problem

„Hier müssen wir unseren Solidarbeitrag leisten und ein wichtiges Instrument dafür ist das Pflegegeld.“

Verschiedene Modelle

Die Pflegevorsorge in Europa basiert im Großen und Ganzen auf drei Modellen

  1. Das mediterrane Modell: Die Betreuung übernimmt fast gänzlich die Familie, nur die Oberschicht kann sich professionelle Hilfe leisten.
  2. Das skandinavische Modell: Finanzielle Mittel stehen ausreichend zur Verfügung – gilt auch für selbstbestimmtes Leben, gute Organisation durch den Staat.
  3. Zentraleuropäisches Modell: So genanntes Mischmodell. Pflege in Heimen, Heimpflege und Krankenpflege zu Hause durch Soziale Dienste und Unterstützung der Familienangehörigen, Freunde und Nachbarschaftshilfe.

Sozialminister Dr. Erwin Buchinger (SPÖ) dankte in seinem Referat allen politischen Parteien und Behindertenverbänden für die Mithilfe bei der Umsetzung der Pflegevorsorge. Er erörterte die Zukunftsthemen für die nächsten Jahre und hielt fest, dass mit großer Wahrscheinlichkeit das Pflegegeld im Schnitt um 5 % erhöht wird. Weiters werde es eine Verbesserung bei der Einstufung von Demenzerkrankten und schwerstbehinderten Kindern und Jugendlichen geben. In Sachen Finanzierung der Pflege plädierte er einmal mehr für einen Pflegefond.

An der anschließenden Podiumsdiskussion nahmen die ehemalige Sozialministerin Lore Hostasch, der ehemalige Sozialsprecher und Nationalratsabgeordnete Gottfried Feurstein, der OÖ Soziallandesrat Josef Ackerl, der Präsident der ÖAR, Klaus Voget, und der damalige Leiter der zuständigen Sektion im Sozialministerium Gerd Gruber teil.

Dänemark hervorgehoben

Sie gaben einen Rückblick auf das Zustandekommen des Pflegegeldes und erwähnten den sehr engagierten Einsatz des mittlerweilen verstorbenen Ministers Josef Hesoun. Es wurde über die Wertschätzung und Bezahlung des Pflegepersonales diskutiert.

Positiv wurde Dänemark in der Pflegevorsorge hervorgehoben. Aber wir Österreicherinne und Österreicher können auf das Erreichte auch ein wenig stolz und zufrieden sein, doch es gibt noch vieles zu tun, waren sich die Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer einig.

Am Bewusstsein der Öffentlichkeit muss noch viel gearbeitet werden, um den Grundsatz selbstbestimmten Lebens einzubringen.

Ein vorzügliches Buffet beendete den Festakt. Schlussendlich kann man sagen, dass es eine gelungene Veranstaltung war. Alle Beteiligten erwähnten, dass in Österreich vieles für die Pflegevorsorge getan und erreicht wurde. Es wurde aber auch betont, dass durch die Zusammenarbeit aller politischen Parteien und aller Behindertenorganisationen weitere Meilensteine gemeinsam gesetzt werden müssen.

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