Jean-Pierre Améris hat einen Film über das Leben von Marie Heurtin gedreht, der nun in den Kinos läuft.
Er erzählt die zu Herzen gehende Geschichte von einem Mädchen, das taubblind zur Welt kam und von einer jungen Nonne aus ihrem inneren Gefängnis von Einsamkeit und Verzweiflung befreit wird. Ordensschwester Marguerite bringt ihr bei, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, zu lieben und geliebt zu werden.
Die Geschichte hat sich tatsächlich Ende des 19. Jahrhunderts bei den „Schwestern der Weisheit“ in Larnay bei Poitiers im Westen Frankreichs ereignet. „Die Sprache des Herzens„, so der deutsche Titel des auf dem Festival von Locarno ausgezeichneten Films.
Marie Heurtin wurde am 13. April 1885 in Vertou (Loire-Inférieure) geboren. Taub und blind war das Mädchen im Alter von zehn Jahren quasi sich selbst überlassen. Dem Vater wurde empfohlen, das „wilde Kind“ ins Irrenhaus von Nantes einzuliefern. Schließlich wurde Marie bei den Nonnen von Larnay aufgenommen, die sich um taube Mädchen kümmerten. Mit Marguerite fand Marie eine einmalige Lehrerin, die zunächst noch gegen den Willen der Oberin dem Mädchen geduldig Stück für Stück die Tür zu Wissen und Verständigung aufmachte.
Jean-Pierre Améris (Buch und Regie) gelang großes, emotionales Kino: Ariana Rivoire (gehörlos) spielt ihre erste Rolle in einem Film „mit unglaublicher Intensität“, lobte die Kritik. Und auch Isabelle Carré gibt der jungen Nonne Marguerite, die trotz aller Rückschläge immer daran glaubt, Marie helfen zu können, ein einzigartiges Gesicht.
Der Regisseur hat das Larnay-Institut besucht, das heute nicht mehr von der Kirche betrieben wird, aber nach wie vor ein Zentrum für taube und blinde Kinder ist. „Es fällt mir schwer, zu beschreiben, wie ich mich fühlte, als ich diese Kinder sah, die nur mit ihrem Tastsinn kommunizieren können und die gleich meine Hände und mein Gesicht ertasten wollten. Ich fühlte mich hilflos in der Kommunikation mit ihnen“, erzählt Améris.
„Ich traf auch die Eltern dieser Kinder, die mir von den Schwierigkeiten erzählten, die sie zu bewältigen haben. Genau wie Marie Heurtins Vater vor mehr als einem Jahrhundert erhielten einige von ihnen die Diagnose, ihr Kind sei geistig minderbemittelt und werde nie in der Lage sein, sich verständlich zu machen. Die Verzweiflung der Eltern endete, als sie die Lehrer des Larnay-Instituts kennenlernten, die ihren Kindern beibringen, wie sie mit der Welt in Kontakt treten können. Der Fall von Marie Heurtin gilt zwar vielen als Wunder, beruht aber vielmehr auf harter Arbeit und einer gehörigen Portion Geduld.“
Filmtipp von mabacherTV