Am 12. März 2007 fand in Wien die Premiere des Films "ich erzähl dir von mir - inside me" von Petra Hinterberger statt. Darin portraitiert sie sieben Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Prädikat: sehr sehenswert.
Der Ansatz dieses Films (Weitere Informationen zum Film) ist völlig unspektakulär. Petra Hinterberger hat sieben Menschen in ihrem Alltagsleben begleitet und lässt sie selbst darüber erzählen. Auch Angehörige schildern ihr Zusammenleben. Herausgekommen ist dabei ein äußerst einfühlsames Portrait von ganz normalen Menschen, die zufällig auch behindert sind.
Kein einziger Kommentar fällt, die Menschen und die Bilder sprechen für sich. Einer der Protagonisten fährt Straßenbahn und schaut mit einem Schmunzeln einem hübschen Mädchen nach. Und wird selbst dabei von anderen Fahrgästen verstohlen beobachtet.
Die Protagonistinnen und Protagonisten werden nicht zu Helden, sind gleichzeitig alles andere als bemitleidenswerte Idioten. Der Film ist nicht pathetisch, nicht kitschig. Er färbt das Leben dieser Menschen nicht rosarot, dramatisiert aber auch nicht. Ein Paar ruft zu Hause an, um mitzuteilen, dass „die Petra mit dem Film“ da ist. Die Mutter am anderen Ende erwidert, dass sie auch eben einen Film anschaut und wünscht viel Spaß. Auflegen, Achselzucken: „Falsch verstanden. Kommt eben vor.“
Wenn Komik entsteht, dann, weil es von den Protagonistinnen und Protagonisten selbst gewollt ist. Etwa als eine junge Frau ihre eigenen Marotten selbst aufs Korn nimmt: Sie arbeitet in einer Werbeagentur und kopiert immer wieder ihr eigenes Gesicht. Oder eine andere Frau, die in der Badewanne scheinbar unbeobachtet ihre Haare wäscht – und sich dann in ein Badetuch gehüllt neckisch von der Kamera verabschiedet und aus dem Zimmer huscht.
Manche Aussagen sind für ungeübte Hörerinnen und Hörern schwer verständlich und werden untertitelt – auch die Schilderungen einer türkischen Mutter, die selbstverständlich ihre eigene Muttersprache verwendet.
Glücksmomente zum Beispiel beim Backstage-Besuch eines Popkonzerts haben ebenso ihren Platz wie tiefste Trauer. Die Reise zu den Special Olympics, die Goldmedaille: überschattet vom Tot des Vaters wenige Tage zuvor. Oder das Bild eines tief verschneiten Bahnhofs, aus dem Off die Schilderung, dass der geliebte Aufenthalt auf diesem Bahnhof im Winter leider nicht möglich ist. Einzig die Musikauswahl ist in manchen Passagen nicht nachvollziehbar. Die Bilder sind stark genug und brauchen keinen Hubert von Goisern als Untermalung.
Produziert wurde der Film von Studio West in Kooperation mit der Lebenshilfe Salzburg. Bei der Premiere in Wien wurde mehrfach betont, die Lebenshilfe hätte sich niemals eingemischt, das Vertrauen in die Regisseurin Petra Hinterberger sei sehr groß gewesen. Bleibt die Frage offen, ob der Film womöglich unter einer Einmischung gelitten hätte.