Flughafen Wien testet selbstfahrende Elektrorollstühle

Am Flughafen Wien findet derzeit ein zeitlich befristeter Test statt, um KI-gestützte, selbstfahrende Elektrorollstühle zu testen, die den Passagier:innen mehr Mobilität ermöglichen sollen.

Markus Ladstätter von BIZEPS sitzt in dem selbstfahrenden Rollstuhl und spricht mit jemandem. Im Hintergrund sind Menschen im Flughafen zu sehen.
Flughafen Wien

Gemeinsam mit dem Start-up DAAV, das diese Elektrorollstühle produziert, testet der Flughafen im Juni und im September 2024, wie sich diese am Flughafen bewähren.

Die Rollstühle sollen es Passagier:innen mit reduzierter Mobilität (PRM) ermöglichen, sich auch ohne fremde Hilfe im Flughafen zu bewegen. Sie sind gedacht für Menschen, die ohne eigenen Rollstuhl verreisen und keine langen Strecken gehen können.

Auf diese Weise können sie sich so trotzdem selbstständig durch den Flughafen bewegen. Diese Rollstühle sind auch für jene Passagier:innen gedacht, die Orientierungsschwierigkeiten haben.

BIZEPS konnte sie schon am 5. Juni 2024 vorab testen und gab den Entwicklern dieser Rollstühle und dem Flughafen Feedback, um die Rollstühle in Zukunft möglichst komfortabel, sicher und einfach nutzbar zu machen.

Das Projekt ist derzeit im Testbetrieb, das heißt, obwohl die Rollstühle autonom fahren, geht aus Sicherheitsgründen derzeit immer ein:e Mitarbeiter:in vom Flughafen nebenher.

Wie funktionieren die Rollstühle?

Die Rollstühle haben einen Lageplan der C- und D-Gates einprogrammiert und können sich in diesem Bereich frei und selbstständig bewegen. Die Rollstühle verfügen über eine umfassende Sensorik, um Kollisionen mit der Umgebung und anderen Personen zu vermeiden.

Auf dem Display des Smartphones ist eine App geöffnet, die Informationen zu einem Flug anzeigt. Oben links auf dem Display ist die Uhrzeit 2:34 und der Akkustand von 96% zu sehen. Darunter befinden sich vier Informationen in großen Kästchen:

Gate C41.
Ankunft in 8 Minuten und 15 Sekunden.
Zielort Graz.
Boarding-Zeit 15:56.
In der Mitte des Bildschirms befindet sich ein großer grüner Kreis mit dem Wort "Start" und einem Abspielsymbol. Unten am Display sind drei kleine Symbole zu sehen: Besteck, ein Informationssymbol und ein Symbol für Toiletten.
BIZEPS

Sobald ein:e Mitarbeiter:in vom PRM-Service das Abfluggate eingegeben hat, kann die/der Passagier:in aus drei Möglichkeiten auswählen: Vom Rollstuhl direkt zum Gate geführt werden, die nächstgelegene barrierefreie Toilette ansteuern oder zu einem Geschäft/Restaurant nach Wahl geführt werden.

In den Restaurants und Geschäften können die Rollstühle allerdings aus Sicherheitsgründen derzeit nicht fahren. Die Rollstühle erkennen Hindernisse selbstständig und weichen ihnen aus.

Da die Rollstühle für Passagier:innen gedacht sind, die nicht an den Umgang mit Elektrorollstühlen gewohnt sind, ist eine manuelle Steuerung derzeit nicht geplant, allerdings ist die Möglichkeit vorhanden.

Die Rollstühle sind explizit nicht für Personen gedacht, die sich selbst am Flughafen aktiv fortbewegen können, wie beispielsweise Personen, die mit eigenem Rollstuhl verreisen.

Ist das gewünschte Abfluggate erreicht und wird der Rollstuhl nicht mehr benötigt, drückt man einen Knopf, dessen Betätigung das Fahrtende anzeigt. Danach fährt der Rollstuhl wieder alleine zum Flughafenpersonal zurück. Sollten viele PRM-Passagier:innen gleichzeitig mit einem Flieger ankommen, können die Flughafenmitarbeiter:innen mehrere dieser Rollstühle virtuell zu einem Schwarm koppeln.

Auf diese Weise kann mit einer Fernsteuerung einer der Rollstühle gesteuert werden, diesem folgen dann alle weiteren automatisch nach. Das spart benötigtes Personal und entlastet die Mitarbeiter:innen, wie uns von einem Mitarbeiter auch bestätigt wurde.

Durch die frei gewordenen Zeitressourcen der Mitarbeiter:innen können die Passagier:innen, die ständig begleitet werden müssen, besser betreut werden.

Am Aussehen und dem Fahrverhalten der Rollstühle wird derzeit noch gearbeitet. Der im Video zu sehende Rollstuhl ist ein Prototyp und kein fertiges Produkt. Es werden auch noch höhere Rückenlehnen eingebaut werden, wegschwenkbare Armlehnen, die den Transfer erleichtern und eine größere Gepäckablage.

Wie die Rollstühle in der Praxis funktionieren, können Sie in diesem Video sehen:

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3 Kommentare

  • Hallo Markus,

    das ist wirklich ein gutes und spannendes Projekt. Jetzt schreibst du ja, dass eine zweimonatige Testphase war. Weißt du, was daraus geworden ist. Kann sich der Flughafen Wien ein dauerhaftes Angebot der Rollstühle vorstellen und gibt es woanders weitere Piloten?

    Viele Grüße
    Christoph

  • Scheint mir prinzipiell eine gute Idee. Kenne einige Personen, die froh wäre, am Flughafen nicht zu Fuß gehen zu müssen. Die Strecken zu manchen Gates ist doch recht lang.

    In dem Video wirkt es so, als wenn der Rollstuhl noch sehr ruckelig fährt (ist das unangenehm?) und auch unsicher in der Navigation wirkt – oder sehr, sehr vorsichtig.

    • Hallo Robert!

      Ja, zu den Bewegungen gab ich ihnen ausführliches Feedback mit Vorschlägen für alternative Verhaltensweisen. Sie sagten, sie werden es einarbeiten. Er war beim Ausweichen ZU vorsichtig, die Richtungswechsel sind nicht vorhersehbar da ja autonom gesteuert wird, daher wird er in Zukunft keine zickzack Bewegungen mehr machen.