Triste Bilanz der Bundeshauptstadt zum Weltbehindertentag

„In Wien ist im Bereich der Inklusion und auch der Barrierefreiheit für behinderte Menschen noch viel Luft nach oben“, stellte der Behindertensprecher der Wiener Freiheitlichen, Mag. Martin Hobek, heute fest.
Die medial immer wieder im Fokus stehende Weigerung der rot-grünen Stadtregierung, den dringend notwendigen zweiten Aufzug am Stephansplatz zu errichten, sei nur die Spitze eines Eisbergs, rief Hobek in Erinnerung.
„Jeder Antrag der Opposition im Gemeinderat – und selbst wenn es sich um No-na-Anliegen handelt, die die Stadt keinen Cent kosten – wird von der rot-grünen Mehrheit abgeschmettert“, widersprach Hobek der städtischen Heile-Welt-Propaganda.
Ein besonders markantes Beispiel sei die Gemeinderätliche Behindertenkommission. Kommenden Freitag (7. Dezember) jähre es sich zum zweiten Mal, dass diese tagte.
Im Frühjahr 2018 darauf angesprochen, habe es aus SPÖ-Kreisen geheißen, der neue Bürgermeister Michael Ludwig überlege sich gerade, wie die GBK wieder auf Schiene gebracht werden könne.
„Nun zeigt sich, was der Bürgermeisterwechsel auch für die Behindertenpolitik bedeutet: Die Kontinuität des Stillstands“, schloss Hobek.
eine Angehörige,
07.12.2018, 09:55
Wien ist keine Ausnahme, es geht in ganz Österreich die Angst um!!!!
MmB. u. ihre Angehörigen werden zu BITTSTELLERN abdegradiert, wehe ihr muxt euch auf, dann wird dies aufs Schärfste sanktioniert!!!!
Also schön ruhig bleiben, auf keinen Fall kritisch sein!!!!
VERTRAUEN ist das Zauberwort!!!!!
Christa winter,
07.12.2018, 08:10
Egal ob Wien oder wie ich in OÖ lebend, was ich wirklich nicht brauchen kann, sind die neuen zusätzlichen Schikanen und Hürden, die auf mich zukommen. Siehe Themen Abschaffung der notstandshilfe, Mindestsicherung (deckelung, mehrere behinderte Menschen in einer Wohnung“Bedarfsgemeinschaft“), Krankenkassen Reform, usw. Wir werden uns noch wundern, was noch alles möglich sein wird.
uebersleben.net,
04.12.2018, 01:25
Die Ignoranz gegenüber behinderten Menschen sowohl im Alltag als auch auf politisch-gesellschaftlicher Ebene ist heutzutage leider ein – partei/lager-übergreifendes – Phänomen bzw. ein grundsätzlicher Trend in den von Neoliberalismus und Kapitalismus beherrschten Ländern. Die Vision vom „Neuen Menschen“ finden sich sowohl im linken als auch im rechten Spektrum in verschiedenen Schattierungen wieder. Beflügelt werden diese Vorstellungen sowohl vom wissenschaftlich-medizinischen-technologischen-digitalen Fortschrittswahn, als auch von der Illusion „Zurück zur Natur“, wo sich die „Lebensstarken“ durchsetzen würden.
Behinderung, chronische Krankheit, Vergänglichkeit: damit hat die Gesellschaft noch immer nicht gelernt, anders bzw. positiver umzugehen. Weder Religionen noch säkulare Weltanschauungen hatten hier bis dato nachhaltigen Erfolg. Die ethischen Ansätze in der UN-Behindertenrechtskonvention sind heutzutage als Ausgangspunkt anzusehen: Inklusion, Teilhabe, Chancengleichheit, Barrierefreiheit, Behinderung als Bereicherung, Behinderung als ein selbstverständlicher Teil im Diversity-Modell, menschenrechtlicher Ansatz, u.v.m.
Aber nun zur Praxis:
Behinderte Menschen in Neid-Debatten als Sündenböcke oder anders, als besondere Gruppe zu (miß-/ge-)brauchen, ist verführerisch, aber falsch und schäbig.
Ein zweiter Aufzug am Stephansplatz wäre grundsätzlich sinnvoll, da wichtiger Verkehrsknotenpunkt.
Was behinderte Menschen in Wien aber prioritär brauchen:
Zugang zum selbständigen, leistbaren und barrierefreien Wohnen; Wiederaufnahme der De-Institutionalisierung; Ausbau von Persönlicher Assistenz; Unterstützung auf dem Weg in den ersten Arbeitsmarkt (auch wenn das grundsätzlich Bundessache ist); Lohn (statt Taschengeld) in den Beschäftigungstherapie-Werkstätten inklusive der dazugehörenden Versicherungsleistungen; inklusive Bildung von Anfang an; zügige und großflächige Umsetzung von baulicher Barrierefreiheit; Bewusstseins-Kampagnen, die mit Neiddebatten, Vorurteilen und Diskriminierungen gegenüber behinderten Menschen aufräumen; Nichs Über uns ohne uns – Einbeziehung von betroffenen, möglichst unabhängigen Expert_innen auf Augenhöhe und als gleichberechtigter Partner; und vieles mehr.
Rechte für behinderte Menschen sind keine Sonderrechte, sondern unterstützen diese Personengruppe, damit sie ihre Menschenrechte möglichst umfassend wahrnehmen können.
Das was Wien bis dato ausgemacht hat, möchte ich auch in Zukunft nicht missen. Eine weltoffene, friedliche, bunte Metropole, die getragen wird von einem weitgehends respektvollen Umgang miteinander. Wo Solidarität immer mehr gelebte Praxis wird. Wo die Menschen und die Umwelt an erster Stelle stehen.
Zweifelslos hat auch Wien noch einen hohen Besserungs- und Aufholbedarf.
Ich denke, behinderte Menschen, die in Wien wohnen, sind sehr interessiert und gespannt, dass es mit der Behindertenvertretung auf Landesebene erfrischt weitergeht. Und das möglichst bald. Denn der Druck, der auf dieser vulnerablen Personengruppe lastet, ist groß. Vor allem derzeit angesichts der politischen Ansagen der derzeitigen in der Bundesregierung befindlichen Parteien.