Für ein würdevolles Lebensende

Behindertenrat sieht keinesfalls einen Veränderungsbedarf an der aktuellen Gesetzeslage

Sterbehilfe
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Die Grundforderungen der Interessenvertretung von Menschen mit Behinderungen nach Inklusion durch Selbstbestimmung, Barrierefreiheit und Gleichstellung sind zur Gänze auch auf die letzten Lebensabschnitte übertragbar.

Gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe bis zum Ende des Lebens kann ermöglicht werden, indem das Umfeld und die Rahmenbedingungen den individuellen Bedürfnissen angepasst werden.

Die Angst davor, einer nicht kontrollierbaren Situation hilflos ausgeliefert zu sein, ist einer der Hauptaspekte, die die Diskussion um Sterbehilfe antreiben. Es steht eine schwierige Frage im Raum: Wann ist der Zeitpunkt, wo sterben besser ist als leben?

Diese Frage ist besonders für Menschen mit Behinderungen eine gefährliche Frage. In vielen Köpfen herrscht noch das gesellschaftliche Bild vor, dass ein Leben mit Behinderungen ein leidvolles Leben sei, mitunter sogar ein unerträgliches.

Dieser leidorientierte Blick löst Druck aus, mit dem Menschen mit Behinderungen sehr oft konfrontiert werden. Aussagen wie „lieber Tod als im Rollstuhl“ oder „so könnte ich nicht leben“ kennt jeder. Gleichzeitig besteht die zentrale Forderung der Menschen mit Behinderungen nach Selbstbestimmung, die in jedem Fall auch am Lebensende gewährleistet sein muss.

Die aktuelle Gesetzeslage in Österreich bietet nach Ansicht des Behindertenrates rechtlich ausreichend Selbstbestimmung für ein würdevolles Lebensende, wie etwa die Errichtung einer Patientenverfügung oder eine Vorsorgevollmacht. Was es braucht, ist eine Stärkung und umfassende Finanzierung der Hospiz- und Palliativversorgung, um allen Menschen ein Lebensende in Würde zu ermöglichen.

„Die Diskussion zu Sterbehilfe muss mit großer Vorsicht geführt werden und wir als Interessenvertretung müssen in diese Diskussion unbedingt eingebunden werden. Die potenziellen Auswirkungen auf Menschen mit Behinderungen sind weitreichend. Die Gesetzeslage in Österreich ist entschieden ausreichend“, so Herbert Pichler, Präsident des Österreichischen Behindertenrates.

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3 Kommentare

  • Auch wenn ich inhaltlich zustimme, der Behindertenrat ist weder gewählt noch vertritt er direkt behinderte Menschen. Seine Mitglieder sind Organisationen, die zu einem großen Teil an alten, überholten Konzepten festhalten (Großinstitutionen, Paternalismus, Betreuung, …) Die Selbstbestimmt-Leben-Bewegung hat auf dem Gebiet „Sterbehilfe“ schon Jahrzehnte lange Erfahrung und Expertise. Nur eine Auswahl: FJ.Huainigg, Martin Ladstätter, M.Karner (@uebersleben). Herr Pichler gehört definitiv nicht dazu.

    • Ich stimme Ihnen vollinhaltlich zu! Also unbedingt auch ExpertInnen der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung in die Diskussionen miteinbeziehen. Der ÖBR vertritt v.a. die Großeinrichtungen, das muss mann/frau klar sehen.

  • Man kann die Realität noch so sehr verkennen und sich alles schönreden, gewisse Hässlichkeiten lassen sich nicht einfach so weglabern.

    90 % der Suizidversuche schlagen fehl. Bei dieser Quote muss ein Profi herangezogen werden, in keinem anderen Bereich würde man eine derart verantwortungsvolle und heikle Sache einem Laien überlassen. Es ist absolut unmenschlich, dass wir genau das tun, nämlich den Suizidversuchenden einerseits in Unkenntnis über physiologische und psychische Funktionen zu lassen und andererseits mangels Alternative dem Terror des Sterbens auszusetzen. Die physischen Schmerzen kann man sich ansatzweise vorstellen, die psychischen nicht, die in dem Moment erbarmungslos zuschlagen. Wirksame Medikamente wurden vom Markt genommen, Diskussionsplattformen unter dem Deckmantel des Jugendschutzes abgedreht und Bücher mit konkreten Hilfestellungen an der Veröffentlichung und Verbreitung gehindert.
    Fazit: Der Mensch, der sich das Leben nehmen darf, wird effektiv daran gehindert, dieses Recht existiert nur in der Theorie.

    Ein Suizidversuch in der Vergangenheit ist ein Risikofaktor für weitere. Also nix mit froh darüber, es nicht geschafft zu haben, Gegenteiliges wird landauf landab verbreitet.
    Ganz typisch: Der unbehandelt Depressive begeht einen Versuch und ist danach querschnittsgelähmt. Natürlich wird er in der Folge behandelt, wird die Depressionen los und ist, trotz seiner Querschnittslähmung, lebensfroh wie nie zu vor.
    Klingt unglaubwürdig und realitätsfern? Ist es auch, aber psssst!