Für Menschen mit Behinderung: Verbesserte Chancengleichheit braucht offenen Bildungszugang

Für Eltern mit behinderten Kindern stellt dann aber der Übertritt in die Schule noch immer eine große Herausforderung dar.

Ulrike Schwarz
GRÜNE

„Heute, am Tag der Menschen mit Behinderung, ist es ganz besonders wichtig hinzuschauen wie der Zugang zu Bildung ist“, sagt die Grüne Behindertensprecherin LAbg. Ulrike Schwarz anlässlich der Landtagsdebatte zum Bildungsbudget, denn: „Verbesserte Chancengleichheit braucht einen offenen Bildungszugang für ALLE!“

In Oberösterreich ist die gleichberechtigte Teilhabe behinderter Kinder im Kindergarten im neuen Kinderbetreuungsgesetz geregelt und die Umsetzung läuft gut an – durch den Ausbau der Integrationsberatung und die verstärkte Förderung von Assistenzkräften und durch das hohe Engagement der KindergärtnerInnen sehr zur Zufriedenheit von Eltern und Kindern, zieht Schwarz eine erfreuliche Bilanz.

Für Eltern mit behinderten Kindern stellt dann aber der Übertritt in die Schule noch immer eine große Herausforderung dar. „Gerade bei Kindern mit geistiger Behinderung oder Lernbehinderung ist oft ein Jahr länger im Kindergarten notwendig und sinnvoll, da dort unter weniger Leistungsdruck vor allem soziale Kompetenzen erworben werden“, weiß Schwarz. Und diese Kinder können dann wesentlich besser gemeinsam mit nicht-behinderten Kindern unterrichtet werden. Leider machen hier viele Eltern immer noch einen Spießrutenlauf durch und werden selten als ExpertInnen für ihre Kinder anerkannt. Schwarz, selbst Mutter einer behinderten Tochter: „Die Verweigerung der Schwerstbehindertenklasse wird uns immer noch als ein Nicht-Akzeptieren der Behinderung von den BildungsexpertInnen unterstellt.“

Zielführend: Das Lernen am gemeinsamen Gegenstand

Die Erfahrungen der Lehrkräfte in Integrationsklassen besagen, dass durch die von den Grünen erreichten zusätzlichen Assistenzstunden zwar Verbesserungen eingetreten sind, es aber eine Weiterentwicklung der Strukturen braucht und vor allem auch mehr Ressourcen für die Lehrkräfte, aber auch ein Bekenntnis zu einer inneren Differenzierung bei den Unterrichtsmethoden. Das Lernen am gemeinsamen Gegenstand ist für alle Altersgruppen bis hin zu höheren Schulen eine sehr zielführende Lehr- bzw. Lernmethode.

Berufliches Ausbildungsangebot für behinderte Jugendliche ist völlig unzureichend

Völlig unzureichend ist das berufliche Ausbildungsangebot für behinderte Jugendliche. Einerseits wird von der Sozialabteilung großer Druck auf die Eltern bzw. Ausbildungseinrichtungen ausgeübt, nach einem Jahr schon die Entscheidung zu treffen, ob eine Eingliederung am ersten Arbeitsmarkt möglich ist. Auch soll die Ausbildungszeit auf maximal 3 bis 4 Jahre begrenzt werden. Schwarz: „Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass erst nach einem Jahr in der neuen Lern- und Arbeitsumgebung es möglich war, sich auf den Erwerb beruflicher Fertigkeiten zu konzentrieren, also muss gerade behinderten Jugendlichen Zeit und Raum für individuelles Lernen zur Verfügung gestellt werden.“

Nur wer am Arbeitsmarkt teilhaben kann, ist auch in der Lage, für sich selbst zu sorgen und auf eigenen Beinen zu stehen. So ist auch die Möglichkeit der Teilhabe am lebensbegleitenden Lernen sehr schwierig, da Angebote fehlen bzw. die Teilhabe nicht leistbar ist. Das Bildungskonto steht nur für Menschen, die am ersten Arbeitsmarkt teilnehmen können, offen.

Regierung ist gefordert endlich Taten zu setzen

Schwarz fordert von der neuen Bundesregierung das Recht auf Integration auch nach der achten Schulstufe: „Dieses steht zwar wieder im Regierungsprogramm (wie schon 2007), harrt aber noch immer der Umsetzung“, so Schwarz. Auf Landesebene ist es der stellvertretenden Grünen Klubobfrau wichtig, eine qualifizierte Anlaufstelle für Eltern mit behinderten Kindern mit dem Ziel der Beratung zu einem integrativen Schulweg zu schaffen.

Qualifizierte Schullaufbahn-Beratungsstellen schaffen

„Die derzeitigen Förderzentren, die Sonderpädagogische Zentren – SPZ, erfüllen diese Pflicht nicht zufriedenstellend, denn viele Eltern kommen sich als BittstellerInnen vor und werden nicht als ExpertInnen für ihre Kinder angesehen“, so Schwarz. Sie weiß: „Viele behinderte Kinder werden in Schwerstbehindertenklassen abgeschoben, wo das Lernen von- und miteinander wenig chancenreich ist. Das soll sich durch qualifizierte Beratung endlich ändern.“

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