Sterben in der Gesellschaft "eines der letzten Tabu-Themen"
Als „vorbildlich in ganz Europa“ bezeichnete heute, Freitag, ÖVP-Behindertensprecherin Abg. z. NR Edeltraud Gatterer bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Dr. Brigitte Czvitkovits vom Hospiz St. Raphael, dem ältesten Hospiz Österreichs, und Caritas-Expertin Mag. Judit Marte in Wien-Dornbach die in Österreich mit 1. Juli in Kraft tretende Familienhospiz-Karenz.
Mit der Familienhospiz-Karenz wolle die Regierung die Menschen ermutigen, Karenzurlaub zu nehmen, um kranke Angehörige pflegen zu können. Die Karenz könne „sehr unbürokratisch“ in Anspruch genommen werden, man müsse dem Arbeitgeber nur fünf Tage vorher Bescheid sagen um bis zu drei Monaten und gegebenenfalls nochmals drei Monate in Anspruch nehmen zu können, so Gatterer. Positiv sei auch, dass für Kranke mehrere Angehörige die Karenz in Anspruch nehmen könnten und es beiden Elternteilen ermöglicht werde, etwa ein krankes Kind zu pflegen.
Sterben sei in der Gesellschaft „eines der letzten Tabu-Themen“, so die ÖVP-Abgeordnete. Sie sei sehr froh, dass sich alle vier Parlamentsparteien gegen die aktive Sterbehilfe wie sie etwa in den Niederlanden praktiziert werde, aussprechen würden. Es gehe nicht darum, aktive Sterbehilfe zu leisten, sondern Todkranken „Unterstützung zu geben“. Für die ÖVP sei es ganz wichtig, „an der Hand eines Menschen, der dem Betroffenen wichtig ist, aus dem Leben begleitet zu werden und nicht durch die Hand eines anderen Menschen aus dem Leben befördert zu werden“, sagte Gatterer.
Der Volkspartei gehe es um den Ausbau der Palliativmedizin, um die Schmerzen der Patienten zu lindern sowie darum, dass genügend Betten für den Hospizbereich zur Verfügung stehen würden. Gleichzeitig sei auch der extramurale Bereich, die Pflege zu Hause, von großer Bedeutung. „Wir müssen aber auch einen Schwerpunkt bei den Patientenrechten setzen“, so Gatterer weiter. Es müsse eine gesicherte Rechtssituation für Patienten und Ärzte geben.
Die letzten Wünsche eines Sterbenden seien, so Gatterer, zumeist schmerzfrei, nicht allein und im Kreis der Familie zu sein. Sie sprach sich dafür aus, sich noch mehr mit der Sterbeforschung zu befassen. „Hier passiert sehr wenig, um diese letzte Phase des Lebens zu durchleuchten. ES muß in Europa ein politisches und gesellschaftliches Ziel sein, dafür mehr Mittel einzusetzen.“
Auf eine entsprechende Frage nach der Finanzierung sagte die ÖVP-Behindertensprecherin, der ganze Bereich der Familienhospiz-Karenz müsse „uns gesellschaftlich, politisch und finanziell etwas wert sein“. Durch Umschichtungen im Gesundheitsbereich seien die Kosten abzudecken. Eine generelle Abgeltung der Karenz wäre eine sehr große Belastung. Für Menschen, die die Karenz sonst aus finanziellen Gründen nicht in Anspruch nehmen könnten, kann sie sich einen Art von Härtefonds vorstellen, hier würden entsprechende Gespräche mit dem ressortzuständigen Minister Haupt laufen. Dieser habe sich bereit erklärt, sich entsprechende Gedanken zu machen.