Am achten Tag schuf Gott die Mongolen. Das hat unsere Welt bis heute nachhaltig durcheinandergebracht.

Darum wurde die Schöpfungsgeschichte bei sieben gekappt und die Mongolen steckten wir in Heime, damit sie die heile Welt vor und auf dem Silberschirm nicht durcheinanderbringen.
Seither wissen wir wenig von den Mongolen, und neuerdings sprechen wir behindertenpolitisch korrekt von Down Syndrom oder Trisomie, womit das Mongolen-Problem überhaupt gelöst, nämlich aufgelöst ist.
Aber da gibt es noch einen belgischen Filmemacher, Jaco van Dormael, der irgendwie von den neueren Entwicklungen noch nicht Wind bekommen hat. Also machte er einen Film über den achten Tag und die Mongolen, und so kommt Georges der Mongole auf den Schirm und bringt alles durcheinander.
Vor allem bei einem sonst straighten Manager namens Harry. Georges läuft Harry in die Quere, das heißt, der Hund, der Georges begleitet, läuft Harry in seinen Mercedes und da Harry zwar viel am Hals aber schließlich doch ein Herz hat, nimmt er Georges mit zur Polizei, damit der entlaufene Mongole wieder zurück in sein Heim und die Welt wieder in Ordnung kommt.
Dabei ist bei Harry auch nicht alles so in Ordnung, wie sein untadelig unmongolisches Aussehen und Verhalten nahe legen würde. Die Frau mit den zwei Töchtern ist ihm davon, und Harry leidet, aber doch nicht so, als daß er seinen Manager-Job vernachlässigen würde. Und da soll er sich auch noch um Georges den Mongolen kümmern, der ausgebuchst ist, weil er seine Mutter vermißt.
Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Georges ist ganz unmöglich mongolisch, was Harry zwar zur Verzweiflung, aber langsam zu Verstand (und Gefühl) bringt. Denn für Nicht-Mongolen wie Harry gibt es in dieser Welt Lösungen, auch wenn sie diese erst von den Mongolen lernen müssen.
Für Mongolen wie Georges gibt es keine Lösungen, wenn die liebende Mutter nicht mehr in dieser Welt ist. Also stürzt sich Georges schlußendlich vom Dach, nachdem er Harry den Weg gezeigt hat, obwohl doch eigentlich Harry ihm den Weg hätte zeigen sollen. Womit die Welt, die von der Schöpfungsgeschichte des achten Tages nichts wissen will, wieder ins Lot kommt.
Für konventionelle Filmkritik ist all das ein bissl wirr und höchstens „Edelkitsch“ (Spiegel). Mag sein. Zu sehen ist jedenfalls: Eine großartige schauspielerische Leistung eines Mongolen (Pascal Duquenne), was es doch eigentlich gar nicht geben kann. Die Moral der Geschichte ist, in Hinblick auf die Nicht-Mongolen, tatsächlich ein wenig mit dem Holzhammer gestrickt. Aber vielleicht können Männer, zumindest in der Filmwelt, nur mit Hilfe von Mongolen und anderen merkwürdigen Völkern zu Verstand und Gefühl kommen (in Rainman, z. B.).
Für die Mongolen (und andere merkwürdige Völker) ist die Moral der Geschichte leider auch mit dem Holzhammer gestrickt – die stürzen sich in den Tod, wenn der einzige Mensch, der sie versteht, nicht mehr für sie da ist. Das ist leider nicht nur Edelkitsch, denn selbst in so kleinen Ländern wie diesem findet sich wenigstens ein-, zweimal im Jahr eine Zeitungsnotiz ähnlicher Bauart.