Dieser Artikel soll Ausgangspunkt einer Diskussion über die Auswirkungen einer geschlossenen Schneedecke auf behinderte Menschen sein.
Harmlos und idyllisch fängt es an: Fernsehanstalten, Radiosender und Wettbüros spekulieren auf „Weiße Weihnachten“. Unbestritten, als Postkartenmotiv hat eine saubere, weiße, geschlossene Schneedecke durchaus einen ästhetischen Wert. Welchen praktischen Wert hat Schnee aber für behinderte Menschen?
Auf die Distanz kommt es an!
Auf der Skipiste oder in der Ferne ist Schnee willkommen. In der Nähe, im unmittelbaren Lebensumfeld ist Schnee eher hinderlich. Rollstuhlbenützer kommen mangels Bodenhaftung der Räder buchstäblich nicht vom Fleck und sind der Kälte ausgesetzt, Blindenleitsysteme werden vom Schnee verdeckt und Geräusche werden durch Schnee gedämpft. Auch jene mit Gehstöcken oder Rollatoren haben keine einfache Zeit. Fahrradfahren ist gefährlich und selbst Autofahren ist mit Schwierigkeiten verbunden, da erst die Scheiben von Schnee befreit werden müssen und das Auto freigeschaufelt werden muss.
Lebensstrategien: Einbunkern oder den widrigen Wetterverhältnissen trotzen?
Kommunale Schneeräumdienste sind zwar fleißig, aber wer nicht gerade an einer Hauptverkehrsstrecke wohnt, muss oft lange auf die ersehnte Hilfe und schneefreie Wege warten.
Wer sich „einbunkern“ will, hat die Möglichkeit, sich rechtzeitig mit Lebensmitteln und Verbrauchsmitteln einzudecken und sollte wider erwarten etwas zur Neige gehen, so besteht die Möglichkeit auf die Lieferdienste der Supermärkte, Tiefkühlkostlieferanten oder auf Zusteller ganzer Menüs zurückzugreifen.
Wer den widrigen Wetterverhältnissen trotzen will oder muss, lebt gefährlich.
Der Unfall eines Rollstuhlfahrers am 18. 1. 2013 führt dies vor Augen. Ungeachtet der Tragödie ist die Darstellung des Journalisten fragwürdig: „… blieb […] trotz Elektroantrieb stecken“. Dabei ist nicht der Antrieb maßgeblich sondern die Bodenhaftung der Räder! Vielleicht wird diese nicht optimale Berichterstattung in dem Medienwatchblog „Aufgerollt“ von Frau Christiane Link und Herrn Martin Ladstätter thematisiert.
Derzeit bieten weder Hersteller noch Händler eine explizite Winterbereifung an. Erfreulicherweise wechseln viele Rollstuhlfahrer für das Winterhalbjahr auf ein grobstolliges Reifenprofil, das bei Schneefahrbahn etwas mehr Bodenhaftung bietet.
Gerechterweise muss erwähnt werden, dass ein Hersteller für ein Elektrorollstuhlmodell im Dezember 2007 Schneeketten angeboten hat. Gegenwärtig werden sie nur noch vom Hersteller der Schneeketten zum Verkauf angeboten.
Personen, die einer Unterkühlung entgegenwirken wollen, können in „out door“-Fachgeschäften verschiedene Möglichkeiten von spezieller Thermowäsche bis zu kleinen Polstern in der Größe von Feuchtigkeitstüchern, welche geschüttelt für ein bis zwei Stunden Wärme abgeben und z.B. in Schuhen getragen werden können, ausprobieren und gegebenenfalls erwerben.
Kommentare und Anregungen sind immer willkommen.