„Ghetto-Klassen“ sind zu kurz gegriffen

Statement zu Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurzs (ÖVP) Vorschlag, "Ghetto Klassen" einzuführen.

Sebastian Kurz
ÖVP

Am 17. September 2012 erläuterte Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz im Morgenjournal den Vorschlag, dass Kinder mit nicht ausreichenden Deutschkenntnissen sogenannte Sonderklassen besuchen sollten, um dort ihre Fähigkeiten bezüglich der deutschen Sprache zu erwerben bzw. zu verbessern, mit dem Ziel die sogenannte Chancengleichheit beim Schuleintritt für alle Kinder sicherzustellen.

Weiters meint er, dass dies nicht nur für Kinder mit Migrationshintergrund in Frage käme, sondern auch für österreichische Kinder mit mangelhaften sprachlichen Fähigkeiten in ihrer Muttersprache.

Reaktionen

Positive Reaktionen kamen von FPÖ und BZÖ, hingegen stellen sich Grüne und SPÖ quer. Sprachexperte De Cillia ist der Meinung, dass das Thema „mehrsprachige Klassen“ auch in der Lehrerausbildung bzw. -fortbildung stärker behandelt werden sollte, als es bisher der Fall ist. Ebenfalls erscheint ihm der gemeinsame Unterricht wesentlich sinnvoller als die Segregation von Kindern in eigenen Ausländerklassen.

Stigmatisierung von Kindern

Die Stigmatisierung von Kindern mit defizitären deutschen Sprachkenntnissen war in keiner Form der Grundtenor einer erst kürzlich stattgefundenen Tagung in Wien. Im Gegenteil, die Experten sprachen sich vielmehr dafür aus, die Mehrsprachigkeit von Kindern mit Migrationshintergrund als Ressource zu betrachten.

Offen bleibt die Frage, inwieweit das Konzept von Kurz gänzlich durchdacht wurde, da es in Wien bereits ein ähnliches System gibt.

Wir sind strikt gegen den „Ghetto-Klassen“-Vorschlag

Wir von der Behindertenbewegung sind strikt gegen den „Ghetto-Klassen“-Vorschlag von Sebastian Kurz, denn wir haben nicht jahrelang um Inklusion gekämpft, um sie jetzt in einem anderen Kontext wieder in Frage gestellt wahrnehmen zu müssen.

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