Gross: Verurteilt, rehabilitiert, hochgelobt

Der Standard: Heinrich Gross wurde am 14. November 1915 in Wien geboren. Sein Vater war bereits tot, seine Mutter führte ein kleines Wirkwarengeschäft. 1932 trat er der Hitlerjugend bei, 1933 der SA.

Heinrich Gross
APA

„Der Standard“ berichtet über Heinrich Gross Leben: „Während des Parteiverbots der NSDAP in Österreich betätigte er sich zwar nicht illegal, trat jedoch nach dem Anschluß der Partei bei. Nach Abschluß seines Medizinstudiums begann er Anfang 1940 als Anstaltsarzt in der Pflegeanstalt Ybbs, im November kam er an den Wiener „Spiegelgrund“.

Im März 1942 erhielt Gross seinen Einberufungsbefehl, sein damaliger Klinikchef Ernst Illing erwirkte für Gross jedoch eine Unabkömmlichkeit. Gross blieb ein weiteres Jahr am Spiegelgrund, mußte erst im März 1943 einrücken.

Es folgten Verwundung und Krankheit, im Juni 1944 kam er in das Heereslazarett Stammersdorf, trat von dort aus seinen Genesungsurlaub an – am Spiegelgrund. Nach etwa sechs Wochen mußte Gross an die Front zurück.

Urteil aufgehoben
1950 wurde der Arzt wegen Mitschuld am Totschlag eines Kindes am Spiegelgrund zu zwei Jahren Haft verurteilt. 1951 hob das Obergericht das Urteil auf, das Verfahren wurde eingestellt, Gross sofort wieder in den Dienst der Stadt gestellt – in der Nervenheilanstalt Rosenhügel. 1953 trat er der SPÖ bei, kehrte 1955 an den Spiegelgrund, die heutige Baumgartner Höhe, zurück.

Für seine Forschungen an den teils aus der NS-Zeit stammenden Kinderhirnen erhielt er den Theodor-Körner-Preis. 1962 wurde er Primar auf der Baumgartner Höhe, bekam ein Boltzmann-Institut zur Erforschung von Mißbildungen, den Orden für Wissenschaft und Kunst Erster Klasse.

1979 beschuldigte ihn der Wiener Unfallchirurg Werner Vogt der Beteiligung an der Euthanasie. Vogt wurde darauf wegen Verleumdung verurteilt, in zweiter Instanz jedoch freigesprochen. Die richterliche Begründung: Die Anschuldigungen gegen Gross seien berechtigt.

1981 trat er unbescholten in den Ruhestand, blieb bis 1997 Gerichtsgutachter. Seit vergangenem Jahr ermittelt die Justiz: Mordverdacht.“

Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich
Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich