Ein Bericht des Office of Rail and Road zeigt Barrieren in Bezug auf Hilfeleistungen für Menschen mit Behinderungen bei Bahnreisen auf. Nur 76 % der Reisenden mit Behinderungen erhalten die Hilfe, die sie gebucht haben.
Wollen Menschen mit Behinderungen mit der Bahn verreisen, sind sie auf Hilfestellungen durch das Bahnpersonal angewiesen, schon allein, wenn beim Einstieg in die Bahn eine Lücke oder Stufen zu überwinden sind. Ein aktueller Bericht des Office of Rail and Road aus dem Zeitraum 2023 bis 2024 zeigt Barrieren bei Zugreisen in Großbritannien auf.
Der Prozentsatz der Reisenden, die innerhalb eines angemessenen Zeitrahmens vom Personal unterstützt werden, betrug im Zeitraum 2022 bis 2023 84 %, 2024 sank er auf 80 %. Noch besorgniserregender ist, dass der Prozentsatz der Reisenden, die ohne jegliche Unterstützung zurückgelassen werden. Er ist von 7 % auf 10 % gestiegen.
Außerdem haben nur 76 % der Reisenden die gesamte von ihnen gebuchte Unterstützung erhalten, 2023 waren es noch 81 %. Das heißt, dass auf jeder vierten gebuchten Reise mit Schwierigkeiten zu rechnen ist. Nicht berücksichtigt sind dabei spontane Fahrten, bei denen das Personal Hilfe leistet, die nicht zuvor gebucht worden ist.
Nicht zufriedenstellend
Angesichts dieser Zahlen ist es nicht verwunderlich, dass die Kund:innenzufriedenheit bei Reisenden mit Behinderungen nicht so hoch ist wie bei jenen ohne Behinderungen.
Laut Bericht liegt bei Menschen mit nicht sichtbaren Beeinträchtigungen die Zufriedenheit bei 84 %, während sie bei neurodiversen Menschen 79 % beträgt. Bei jenen, die einen Rollstuhl oder eine Mobilitätshilfe benutzen, sind 83 % zufrieden. Bei den über 65-Jährigen ohne körperliche oder geistige Beeinträchtigung liegt die Zufriedenheit dagegen bei 92 %.
Christiane Link ist Journalistin, Unternehmerin und Expertin für Barrierefreiheit. Sie lebt in Großbritannien und reist leidenschaftlich gerne. Im Newsletter„The Accessible Link“ schreibt sie über Barrierefreiheit im öffentlichen Verkehr. Im Moment gleicht das Reisen mit der Bahn für sie einem Abenteuer, für das die Fahrgäste aber keine Fahrkarte gekauft haben.
„Stellen Sie sich vor, Sie pendeln fünf Tage die Woche, und jeden zweiten Tag geht etwas schief. Das ist übrigens genau das, was ich im Moment erlebe; bei jeder zweiten Fahrt, die ich unternehme, gibt es irgendeine Art von Drama in Bezug auf die Unterstützung“, schreibt sie in einem Beitrag im Newsletter „The Accessible Link“.
Link fordert Verbesserungen in Bezug auf die Zuverlässigkeit der Unterstützung durch das Bahnpersonal, die Sicherstellung, dass alle gebuchten Dienstleistungen erbracht werden und Erleichterung des Beschwerdeverfahrens, um reibungsloses Reisen für Menschen mit Behinderungen zu gewährleisten.