Am 23. April 2024 versammelten sich rund 100 engagierte Bürger:innen und Expert:innen in den Räumlichkeiten des Österreichischen Gewerkschaftsbundes in Wien zur fünften öffentlichen Sitzung der Wiener Monitoringstelle für die Rechte von Menschen mit Behinderungen.
Diese Sitzungen sind entscheidend für die Bewertung und Diskussion aktueller städtischer Herausforderungen und Entwicklungen.
Michael Fink, der Vorsitzende der Monitoringstelle, eröffnete die Veranstaltung mit eindringlichen Worten, die die Dringlichkeit der zu diskutierenden Themen unterstrichen.
„Das Thema spitzt sich immer mehr zu. Die Situation ist teilweise dramatisch“, betonte Fink und lud die Anwesenden ein, ihre Meinungen und Lösungsvorschläge offen zu teilen. In einer Zeit, in der die städtischen Probleme immer komplexer werden, stellt diese Sitzung einen wichtigen Dialograum dar, in dem Bürger:innen direkt mit Entscheidungsträger:innen in Kontakt treten.
Ursula Naue unterstreicht die Bedeutung der Rechte von Menschen mit Behinderungen sowie die Notwendigkeit einer Inklusion, die keine Unterschiede zwischen Kindern mit und ohne Behinderungen macht. Sie unterstreicht, dass alle Kinder unterschiedlich sind und das Bildungssystem sich an diese Unterschiede anpassen muss.
Naue appelliert an die Notwendigkeit eines neuen, verbesserten Bildungssystems, um die Kluft zur wahren inklusiven Bildung in Österreich zu schließen. Sie hebt hervor, dass Barrieren Menschen behindern und eine umfassende Barrierefreiheit sowie ausreichende Unterstützung für Menschen mit Behinderungen in Österreich notwendig sind.
Erfahrungsbereichte
Luise Jäger und David Tritscher erzählten von ihren Erfahrungen in der Schule. Gemeinsam lernen und voneinander profitieren, ist Luise Jäger besonders wichtig.
David Tritscher hält fest: Er hätte sich gewünscht, dass besser auf seine Bedürfnisse eingegangen wird. Es wäre hilfreich, wenn die Schüler:innen mehr Zeit hätten, um den Lernstoff zu verarbeiten.
Podiumsdiskussion
Petra Pinetz-Schmid weist darauf hin, dass ungefähr 1.400 Kinder mit Behinderung auf einen Kindergartenplatz warten, ohne dass ein rechtlicher Anspruch auf Assistenz besteht.
Selma Schacht spricht über ihre Erfahrungen mit einer Art improvisierter Integration. Sie merkt an, dass es an speziellem Spielzeug fehlt, das sowohl für Kinder mit als auch ohne Behinderungen geeignet wäre. Trotz der gestiegenen Anzahl von Kindern mit Behinderungen in den letzten Jahren – ein Anstieg um 40 Prozent – hat sich in dieser Hinsicht leider wenig verbessert.
Dagmar Schöberl, die in einer Integrationsklasse unterrichtet, berichtet, dass das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderungen grundsätzlich sehr gut funktioniert. Allerdings bemängelt sie, dass die Bedingungen sich verschlechtern. Sie schlägt vor, dass jede Klasse zwei Lehrkräfte sowie zusätzliche Assistenz haben sollte und betont auch die Notwendigkeit von mehr räumlichen Kapazitäten in Schulen.
Wilfried Prammer, Lehrer an der pädagogischen Hochschule in Oberösterreich, betont, dass eine inklusive Schule nicht nur für Menschen mit Behinderungen da ist, sondern ein Ort für alle Schüler:innen sein sollte.
Er teilt positive Erfahrungen aus Südtirol, wo neue Bildungsansätze für alle Schüler:innen entwickelt wurden, nachdem die Sonderschulen dort vor über 30 Jahren abgeschafft wurden. Er mahnt, dass auch in Österreich das notwendige Wissen vorhanden ist, es jedoch an der Umsetzung mangelt, trotz der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention.
Karin Riebenbauer erzählt von einer Verfassungsklage, die eine Gruppe von Eltern initiierte, um ausreichend Lernzeit für ihre Kinder zu fordern. Diese Klage wurde jedoch abgewiesen, was viele Eltern als ungerecht empfinden und was zeigt, dass sich in diesem Bereich bisher leider wenig zum Positiven verändert hat.
Thementische zum Austausch
Im Rahmen der Veranstaltung gab es auch fünf Thementische zum Austausch. Es ging dabei um die Themen:
- „Kindergarten“,
- „Schulische Freizeitpädagogik“,
- „Ausstattung und Erhaltung von Volksschulen“,
- „Ausstattung und Erhaltung von Mittelschulen und Polytechnischen Schulen und der Praktikumsplätze“ sowie
- „Gleiches Recht auf gleich viele Bildungsjahre (11. und 12. Schuljahr)“.
Es bestand die Möglichkeiten sich zu Fragen und Meinungen auszutauschen.