Ein Leitartikel von einem Redakteur der Tiroler Tageszeitung, Marco Witting, hat eine Vielzahl von Reaktionen hervorgerufen und findet Niederschlag auf der Leserbriefseite der Tiroler Tageszeitung.

Der Artikel „Sonderschulen müssen bleiben“ vom 2. Feburar 2012 nahm sich des derzeit heftig diskutierten Themas der Sonderschulen an. Erst kürzlich wurde bekannt, dass der Anteil der SonderschülerInnen sogar wieder steigt.
Wir brachten in den vergangenen Tagen Reaktionen von Barbara Levc („Die Bilder im Kopf eines Redakteurs„) und Marianne Schulze („Inklusive Schulsysteme sind erprobt und erwiesen„).
Reaktionen in der Tiroler Tageszeitung
Auch die Tiroler Tageszeitung druckt Reaktionen von Leserinnen und Lesern ab.
In der Ausgabe vom 8. Februar 2012 ist beispielsweise von einer Mutter zu lesen, die die Politik auffordert endlich „sämtliche finanziellen und personellen Ressourcen in eine gemeinsame Schule für alle zu bündeln“. Derzeit haben es Eltern bei der Integration im Gegensatz zur Sonderschule schwerer, weil sie alles selbst organisieren und teilweise bezahlen müssen. „Hier von Wahlfreiheiten der Eltern zu sprechen, entspricht wohl nicht den Tatsachen!“
Eine andere Leserin bekrittelt den Leitartikel von damals und schreibt: „Die Sonderschule wird so dargestellt, als würde sie nur für nicht Deutschsprachige ein Problem sein, aber das ist nicht wahr, wie man sieht.“
Eine weitere Leserbriefschreiberin fordert Taten: „Es wird immer nur schön gesprochen, aber nichts kommt dabei heraus.“
Gerhard Walter,
08.02.2012, 19:09
Bisher unveröffentlichter Leserbrief von Selbstbestimmt Leben Innsbruck
Titel: Am Aus der Sonderschule führt kein Weg vorbei
Die zuletzt bekanntgewordenen Berechnungen der renommierten Sozialwissenschaftlerin Petra Flieger, dass die Zahl der SonderschülerInnen und damit die schulische Aussonderung seit dem Jahr 2000 kontinuierlich zunimmt, sind erschreckend. Dabei sollte es spätestens seit der Ratifizierung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen klar sein, dass der Weg von der Aussonderung hin zur Inklusion eine gesetzliche Verpflichtung ist.
Nicht so sehen es offenbar die Akteure der Tiroler Bildungspolitik, Landesrätin Beate Palfrader und Landesschulratspräsident Hans Lintner. Beide wollen am aussondernden Sonderschulmodell festhalten.
Wissenschaftliche Studien belegen, dass ehemalige SonderschülerInnen nicht nur schlechtere Schulleistungen, sondern auch deutlich schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt haben als behinderte SchülerInnen aus Integrationsklassen. Sonderschulen benachteiligen also nachhaltig und lebenslang.
Wer sich für die Wahlmöglichkeit zwischen Sonderschulen und Integrationsklassen ausspricht, will inklusive Bildung verhindern. Derzeit haben die Kinder die Wahl zwischen einem massiv gestützten Sonderschulsystem und immer schlechter werdenden Rahmenbedingungen in Integrationsklassen. Erst durch die Auflösung von Sonderschulen werden genügend Ressourcen frei, um ein inklusives und qualitativ hochwertiges Bildungsangebot in Integrationsklassen zu schaffen.
Die Interessenvertretungen von Menschen mit Behinderungen treten für das Aus von Sonderschulen ein, eine Tatsache die auch in Tirol nicht ignoriert werden sollte.