Hilfe auf vier Pfoten

Assistenzhunde ermöglichen es Menschen mit Behinderung ein unabhängiges Leben zu führen. Das gilt für blinde Menschen, gehörlose Menschen oder Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung.

Blindenführhunde
Guide dogs von smerikal / CC BY-SA 2.0

Wenn Josef Maisser mit seiner Coco unterwegs ist, legt er ein ganz schönes Tempo vor. Kein Wunder, denn die beiden sind passionierte Spaziergänger und schaffen pro Tag bis zu 14 Kilometer.

„Sie ist schon mein drittes Mädchen“, sagt der Hundebesitzer und krault die Flatcoated Retriever -Hündin hinter den Ohren. Auch wenn Coco „Freizeit“ hat, bleibt sie immer in der Nähe ihres Herrchens. Coco ist ein  Blindenführhund. Sobald ihr Josef Maisser ihr Führgeschirr anlegt, ist sie im Arbeitsmodus.

„Mit einem Assistenzhund in Arbeit dürfen andere Menschen nur über den Hundeführer Kontakt aufnehmen“, erklärt Cocos Herrl. Erst wenn der Besitzer eines Blindenführhundes sein OK gibt – und dem Hund das Führgeschirr abnimmt – darf der Hund auch von Außenstehenden gestreichelt werden.

„Was die Kommunikation angeht, ist Coco eine zuverlässige Partnerin, um Menschen kennen zu lernen“, sagt Maisser. Seit 3 Jahren und neun Monaten sind die beiden ein unzertrennliches Paar. Im Vergleich zum „Langstock“, mit dem Josef Maisser auch jahrelang unterwegs war, ist das Leben mit einem Hund eine unglaubliche Bereicherung: „Meine Lebensqualität hat sich deutlich verbessert. Ich bin mobiler und fühle mich sicherer – auch im Umgang mit anderen Menschen, weil der Hund ihnen die Scheu vor meiner Behinderung nimmt“, beschreibt Maisser.

Mit Hund auf Reisen

Mit Coco unternimmt er auch zahlreiche Reisen. Die weiteste führte die beiden nach Kanada. Ausgebildet wurde Coco in der Iltzaler Reha Hundeschule, die 1995 von Maria Gerstmann gegründet wurde. Heute leitet Sandra Schuhmacher den Betrieb. Die 35-Jährige zog es bereits als Jugendliche ins Rettungshundewesen.

Blindenführhund Aida mit Marion Putzer-Schimack
BIZEPS

Nach ihrer Ausbildung zur Tierpflegerin an der Vetmed Uni Wien und einer Ausbildung zur Hundetrainerin übersiedelte sie im Vorjahr mit ihren drei Kindern ganz in die Steiermark.

„Wir bilden Blindenführhunde, Servicehund und Signalhunde aus. Im ersten Jahr wohnen die Hunde wie Familienhunde bei uns oder Patenfamilien. Wir trainieren ausschließlich nach dem Prinzip des Belohnens“, erklärt Schuhmacher. Pro Jahr werden in der Ilztaler Hundeschule fünf bis acht Hunde ausgebildet.

„Assistenzhunde kosten im Durchschnitt zwischen 20 000 und 38 000 Euro. Ein großer Teil der Kosten für einen Blindenführhund für Berufstätige werden vom Sozialministerium übernommen. Signalhunde und Servicehunde werden durch Sponsoren und Spenden finanziert“, sagt die Hundetrainerin. Unterstützt wird Schuhmacher von zwei Mitarbeiterinnen und der Firmengründerin.

„Ein typischer Tag beginnt bei uns um halb sieben. Erst kommt die Fellpflege, dann packen wir unsere Hunde ins Auto und fahren nach Graz zum Dunkelbrillentraining. Dabei sind wir zu zweit: eine trägt die Dunkelbrille – die andere kontrolliert, ob alles richtig gemacht wird“, beschreib Schuhmacher. Der Abschied von den fertig ausgebildeten Hunden fällt ihr oft schwer, aber „die Freude der neuen Besitzer tröstet einen dann schnell.“

Stabile Hunde

Elisabeth Pikhart entdeckte ihre Liebe zu Hunden ebenfalls schon als Kind. Sie bildet Blindenführhunde aus und ist auch Mobilitätstrainerin für blinde und sehbehinderte Menschen. „Die Hunde wachsen bei mir auf. Die Blindenhunde sind im Vergleich zu allen anderen Service- oder Signalhunden, jene, die erst von Sehenden ausgebildet werden“, erklärt Pikhart. Sie betreibt ihre Hundeschule in der Nähe von Wiener Neustadt. Momentan bildet sie drei Hunde aus.

„Besonders geeignet für die Arbeit als Blindenführhund sind Labrador oder Golden Retriever, Königspudel oder amerikanische Collies. Das sind sehr stabile Hunde“, beschreibt Pikhart. Meistens bildet sie weibliche Hunde aus: „Mit denen arbeite ich besser – es gibt aber auch einfühlsame Rüden.“

Nach der Ausbildung des Hundes, schult die Hundetrainerin die künftigen Besitzer: „Dabei geht es darum, dass man weiß, welche Bedürfnisse ein Hund hat, wie man merkt, ob ihm etwas fehlt und welche Ernährung gut für ihn ist“, erklärt die Trainerin.

Ein Blindenführhund darf übrigens nur drei Stunden pro Tag arbeiten. Danach hat er Freizeit. Sobald ein Hund die Prüfung bestanden hat, wird er im Behindertenpass eingetragen und darf das Logo des Messerli-Instituts tragen.

„Ein Blindenführhund hat auch spezielle Zutrittsrechte für Geschäfte oder Behörden. Er darf im Flugzeug mitfliegen und muss in öffentlichen Verkehrsmitteln keinen Beißkorb tragen“, erklärt Pikhart. Was ein guter Blindenführhund auch noch können muss, ist „intelligente Befehlsverweigerung – wenn er zum Beispiel an einen Abgrund gerät muss der Hund das seinem Besitzer kommunizieren, auch wenn dieser weitergehen will“.

Im Schnitt bleiben Blindenführhunde sieben bis zehn Jahren bei ihren Besitzern. „Wenn sie nicht mehr so belastbar sind, weil sie Verschleißerscheinungen an den Gelenken oder Probleme mit dem Herzen haben, werden sie in Pension geschickt“. Meist verbringen die Hunde ihren „Ruhestand“ aber im erweiterten Familienkreis.

Dieser Artikel erschien zuerst im Access Guide Magazin.

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Ein Kommentar

  • Gibt es einen Bericht,über Herrn Maisser mit seinem Blindenhund
    der eine OP brauchte undum eine Spende bittet.
    vielleicht gibt es eine Kontonummer.