Entschieden widersprechen die im Deutschen Behindertenrat (DBR) zusammenarbeitenden Verbände den Äußerungen von Björn Höcke zur Inklusion behinderter Kinder.
Im mdr-Sommerinterview hatte der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke vor wenigen Tagen gefordert, behinderte Kinder nicht mehr an Regelschulen zu unterrichten. Außerdem bezeichnete er Inklusion als „Ideologieprojekt“, von dem man die Regelschulen „befreien“ müsse.
„Inklusion ist keine Ideologie, sondern ein Menschenrecht und Menschenrechte sind nicht verhandelbar. Eine Gesellschaft, die anfängt, Teile ihrer Mitglieder auszusondern und ins Abseits zu stellen, befindet sich auf einem riskanten und abschüssigen Pfad“, stellte die Vorsitzende des DBR-Sprecherinnenrats, Prof. Dr. Sigrid Arnade klar.
Arnade verweist auf die Stärke einer Gesellschaft durch Vielfalt. „Höckes Taktik ist ebenso simpel wie gefährlich“, analysiert sie, „das Sommerloch wird genutzt, um menschenrechtsverachtende Äußerungen zu platzieren und Aufmerksamkeit zu generieren. Das ist der Versuch, diese und andere wohl begründeten Grundrechte und Werte dieser Gesellschaft in Frage zu stellen.
“Außerdem kommt inklusiver Unterricht allen Schüler*innen zugute, wenn sie in kleineren Klassen mit Teamteaching individuell gefördert werden“, erläuterte Prof. Dr. Sigrid Arnade.
Sie verweist darauf, dass andere Länder mit viel höheren Inklusionsquoten als hierzulande bei PISA- und sonstigen schulischen Leistungsvergleichen regelmäßig besser abschneiden als Deutschland.
Arnade kritisiert aber auch den mdr, der Björn Höcke diese Plattform bietet und nicht eingreift, wenn menschenrechtsverachtende Thesen artikuliert werden.
Der Deutsche Behindertenrat (DBR) ist ein Aktionsbündnis der Behindertenverbände, Selbsthilfe- und Selbstvertretungsorganisationen in Deutschland und engagiert sich seit 1999 für die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Im DBR haben sich über 140 Organisationen behinderter und chronisch kranker Menschen vereinigt. Das Bündnis repräsentiert über drei Millionen Betroffene.
Für das Jahr 2023 hat der Verein Weibernetz die Koordination des DBR übernommen. Vorsitzende des 4-köpfigen Sprecher*innenrats ist Prof. Dr. Sigrid Arnade.
Christa Reitermayr
16.08.2023, 18:56
Sehr gute und brauchbare Statements von Frau Dr.Arnade – danke! Abgesehen von dem, was Höcke und MDR mit diesem Interview angerichtet haben, wurde der Begriff Inklusion auch noch in seiner Bedeutung gefährlich verkürzt. Inklusion geht uns alle an, ist Menschenrecht und Haltung. Irgendwann wird der Höcke merken, dass auch er zu einer „Minderheit“ gehört.