Diakonie: Unterstützte Kommunikation für Menschen mit Sprach-Behinderungen in Krisenzeiten wichtig
Anlässlich des „Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung“ am 5. Mai startet die Diakonie in Kooperation mit VERBUND und LIFEtool erneut die Aktion #RechtAufKommunikation rund um die Themen unterstützte Kommunikation und technische Hilfsmittel für Menschen, die in ihrer Kommunikation eingeschränkt sind.
Viele der rund 63.000 Betroffenen teilen sich mittels einer digitalen Kommunikationshilfe mit, z.B. einer Mund-Maus oder einer Augensteuerung für den PC. – Die derzeitige Corona-Krise verdeutlicht einmal mehr: Niemand darf ohne Stimme bleiben!
Wenn alle zuhause sind, brauchen Familien mehr Unterstützung
Viele Werkstätten für Menschen mit Behinderung sind seit Corona geschlossen, Kinder besuchen ihre Schule derzeit meist nicht. „Jetzt, wo alle daheim sind, sind die Anforderungen gewachsen. Wenn Routinen im Alltag wegfallen, bedeutet das mehr Kommunikation. Vieles muss neu ausgemacht und verhandelt werden. Das bringt für Eltern von Kindern, die auf Unterstützte Kommunikation angewiesen sind, und für BetreuerInnen in Wohngruppen viele neue Fragen mit sich“, erklärt Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich.
LIFEtool, eine Einrichtung der Diakonie, die an mehreren Orten in Österreich Beratungsstellen betreibt, unterstützt Menschen bei Fragen rund um das Thema unterstützte Kommunikation. Die Beratungsgespräche und das gemeinsame Ausprobieren von Technologien finden normalerweise in den Beratungsstellen von LIFEtool oder zu Hause bei den Betroffenen statt. „Nach einem Schreck-Moment sind unsere Ideenspeicher förmlich explodiert“, erzählt Romana Malzer, Beraterin bei LIFEtool. Sie und ihre KollegInnen haben Erklär-Videos zu Kommunikations-Apps gemacht, Tipps für das Lernen daheim gegeben und diese auf Social Media verbreitet.
Schnell wurde klar: die Videos kommen gut an, die Nachfrage stieg von Tag zu Tag. „Videoanleitungen, schnell mit Smartphone erstellt und über Social Media Kanäle verschickt, haben oft ganz unmittelbar Fragen geklärt und damit den Alltag in den Familien und Einrichtungen erleichtert. Das bestätigen uns die vielen positiven Rückmeldungen. Auch das Angebot der Online-Schulungen wird gerne angenommen, weil Anfahrtswege entfallen und die Termine mit geringem Aufwand zustande kommen. Wir sehen aber auch, dass sich manche Familien noch nicht so leicht damit tun und Unterstützung brauchen.“
Die Fragen sind oft sehr grundlegend: Wie können wir gemeinsam ein digitales Bilderbuch machen? Wie können wir das Programm von der Schule zu Hause installieren? „Wir freuen uns sehr, dass die online-Beratung gut gelingt und viele Eltern merken, dass die Bedienung nicht so schwierig ist und sie gemeinsam mit den Kindern etwas Neues lernen können. Und wir sehen auch: Zuhause wird derzeit mehr, anders und intensiver miteinander kommuniziert.“
Alte Probleme – keine Verbesserungen
Nichtsdestotrotz haben sich die lange bestehenden Probleme in der Unterstützten Kommunikation noch nicht verbessert. Die aktuelle Krise verdeutlicht einmal mehr, wie wichtig es ist, dass Betroffene in ihrer Kommunikation Unterstützung erhalten. „Es ist hoch an der Zeit, dass endlich Verbesserungen für die rund 63.000 Betroffenen in Österreich umgesetzt werden. Die Vorschläge für entsprechende Maßnahmen liegen seit Jahren am Tisch“, so Moser abschließend.
Diakonie, LIFEtool und VERBUND verweisen mit der Aktion #RechtAufKommunikation gemeinsam auf folgende Forderungen:
- Rechtsanspruch auf Assistierende Technologien und kommunikative Hilfsmittel – insbesondere im Bereich der sozialen Rehabilitation
- Errichtung einer bundesweit zentralen Anlaufstelle für Menschen, die Beratung und Versorgung mit Assistierenden Technologien und Unterstützer Kommunikation benötigen
- Anpassung des veralteten Hilfsmittelkatalogs für medizinische Rehabilitation