Berufszugangsbestimmungen für Menschen mit Behinderung sind diskriminierend
Einer Arbeit nachgehen zu können, die den persönlichen Interessen und Neigungen entspricht und sich den Lebensunterhalt selbst verdienen zu können, sei für jeden Menschen von Bedeutung – auch für Menschen mit Behinderung, sagte heute, Donnerstag, ÖVP-Behindertensprecher Abg.z.NR Dr. Franz-Joseph Huainigg.
Arbeit bedeute soziale Anerkennung, die Bestätigung eigener fähigkeiten, ein aktives Mitgestalten, Verantwortung zu übernehmen sowie auch, sozial und gesellschaftlich integriert zu sein. „Etwas, was ich selbst sehr zum Schätzen gelernt habe“, so Huainigg.
Der Arbeitsmarkt – in einem ständigen Wandel begriffen – fordere von Arbeitnehmern immer mehr Flexibilität und Leistungsbereitschaft. „Auf der anderen Seite sind behinderte Menschen heute durch den Einsatz von modernen Hilfsmitteln besser ausgebildet und dadurch besser für den Arbeitsmarkt gerüstet“, so Huainigg.
Trotz dieser Entwicklungen werde behinderten Menschen nach wie vor durch gesetzliche Barrieren der Zugang zu verschiedenen Berufsfeldern verwehrt. Huainigg bezog sich auf den Fall einer jungen blinden Kärntnerin, die Richterin werden wollte.
„Auch Blinde können sich ein Bild machen“, so Huainigg, der die griechische Göttin Pallas Athene, die auch mit verbunden Augen ein gerechtes Urteil sprechen konnte, als Symbol anführte. Es gebe viele Berufsbereiche, wo man neue Wege denken könne und müsse. Ziel des Gleichstellungsgesetzes soll es sein, berufszugangsbestimmungen zu durchforsten und diskriminierende Bestimmungen abzuändern.
Eine Arbeitsgruppe der Bundesregierung – unter Einbeziehung von Betroffenen – wurde dazu eingesetzt. „Der Artikel 7 der Bundesverfassung muss mit Leben erfüllt werden“, so Huainigg. Auch das Berufsausbildungsgesetz könne behinderten Menschen den Zugang zum „ersten Arbeitsmarkt“ erleichtern bzw. überhaupt erst ermöglichen.
Dadurch würden die gesetzlichen Voraussetzungen für individuell angepasste Lehrabschlüsse oder Teilqualifizierungen geschaffen. Huainigg erzählte dazu von einem jungen Mannes mit Down-Syndrom, der in einer Wiener Buchhandlung nun nicht mehr wegzudenken sei. Auch die Firma Siemens bilde in vorbildhafter Art und Weise gehörlose Menschen zu Technikern aus. „Ich möchte den Unternehmen Mut zusprechen, behinderten Menschen eine Chance zu geben“, so Huainigg.
Für die Firma Siemens habe sich besonders die Gebärdensprache zur Vermittlung von komplexen Inhalten als unverzichtbar herausgestellt. Huainigg sprach sich hier auch für einen höheren Stellenwert dieser Sprache aus. Diese solle im Zuge des Gleichstellungsgesetzes als offizielle Sprache anerkannt werden. Huainigg selbst habe bei all seinen Parlamentsreden einen Gebärdendolmetscher in Anspruch genommen. Ein kurzer Gebärdensprachkurs für Abgeordnete hätte bereits Wirkung gezeigt und die Nationalräte könnten bereits in Gebärdensprache applaudieren.