Franz-Joseph Huainigg

Huainigg: Barrieren müssen auch in den Köpfen abgebaut werden

Heute erster Gleichstellungsdialog "Barrierefreies Österreich 2020 - Leben in einer Inklusionsgesellschaft?"

Ziel ist es, durch das neue Schiff „Behindertengleichstellungsgesetz“ auch neue Ufer erforschen zu können. Das wollen wir gemeinsam unter dem Motto „Nichts für uns ohne uns“ machen. Mit diesen Worten umriss heute, Dienstag, der Sprecher des ÖVP-Parlamentsklubs für Menschen mit Behinderung, Abg. Dr. Franz-Jospeh Huainigg in seinen Einführungsworten die Intention des ersten Gleichstellungsdialogs „Barrierefreies Österreich 2020 – Leben in einer Inklusionsgesellschaft?“ im ÖVP-Parlamentsklub.

Unter der Moderation von SN-Chefredakteur Dr. Andreas Koller erörtern etwa 40 behinderte Künstler, Journalisten und junge kreative Menschen ihre Zukunftsvisionen und deren Umsetzung in den Bereichen Inklusion, Gleichstellung und selbst bestimmtes Leben.

„Ich erwarte mir Impulse für die politische Arbeit und kreative Ideen, wie es in der Zukunft weitergehen kann“, so der ÖVP-Abgeordnete. Die Zukunft zu planen sei aber gar nicht so einfach, verwies der Abgeordnete auf ein Projekt der Stanford-Universität im Jahr 1980, bei dem Österreicher gefragt wurden, wie sie ihr Land 2005 sehen. „Die Leute haben zwar vieles angedacht, aber was sie nicht gesehen haben war beispielsweise der Fall der Mauer oder die Verwendung des Internet.“

Es gebe viele Herausforderungen zu bewältigen, verwies Huainigg unter anderem auf die demografische Entwicklung, die das Pflegesystem forderte, oder den wachsenden Druck in Richtung aktive Sterbehilfe in der EU. In den Niederlanden gab es beispielsweise 2001 bereits 3.800 Fälle von aktiver Sterbehilfe. Diese ist dort bereits ab dem 12. Lebensjahr möglich und derzeit diskutiere man diese bereits bei Säuglingen. 70 Prozent aller Behinderten leben zudem nicht in Industrienationen, sondern in Entwicklungsländern – das sind 500 Millionen Menschen. Davon sind 45 Millionen behinderte Kinder vom Tode bedroht.

Die neuen Technologien und die fortschreitende Medizin würden auch neue Möglichkeiten für behinderte Menschen eröffnen. „Vielleicht gibt es ja dann schon den Fernsehapparat oder das Handy, das automatisch das gesprochene Wort in Gebärdensprache übersetzt oder den Rollstuhl, der über Treppen fahren oder sogar schweben kann“, so Huainigg. „Zur Diskussion steht die Inklusionsgesellschaft, in der jeder Behinderte selbstverständlich in der Gesellschaft lebt. Gibt es dann noch Heime, Sonderschulen oder geschützte Werkstätten?“

Vieles werde man in Gesetzen regeln können, aber nicht alles sei dadurch machbar. „Barrieren müssen auch in den Köpfen abgebaut werden. Ein Bundespräsident im Rollstuhl, oder dass Leute nicht mehr verschämt wegschauen, wenn sie einen Behinderten sehen, ist nicht legistisch zu regeln“, so Huainigg.

Drei weitere Gleichstellungsdialoge zu den Themen Wirtschaft, Medien und Bildung sollen folgen. Der zweite Dialog „Gleichstellung und Wirtschaft“ ist für Dienstag, 9. Mai 2006, vorgesehen.

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