Huainigg: Bioethikkommission hielt öffentliche Sitzung zum Thema „Lebensende“

ÖVP-Behindertensprecher: "Menschen mit Behinderung waren aufgrund mangelnder Barrierefreiheit teils ausgeschlossen, so auch ich!"

Bundeskanzleramt
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„Die Debatte um Sterbebegleitung und Tötung auf Verlangen ist besonders für Menschen mit Behinderung von großer Bedeutung, da sie nicht selten zu hören bekommen, dass das doch zu verhindern wäre und sie damit ihre Existenz rechtfertigen müssen. Ein weiterer Schlag ins Gesicht ist es, wenn Menschen mit Behinderung von solchen Sitzungen von vornherein ausgeschlossen sind und damit nicht einmal die Möglichkeit erhalten, sich an der Diskussion zu beteiligen. Zwei mit meinem Elektrorollstuhl nicht überwindbare Stufen hielten mich von der Teilnahme im Saal ab, so konnte ich lediglich von der Galerie aus zuhören, was aufgrund der schlechten Akustik ebenso wenig befriedigend war. Sosehr eine öffentliche Sitzung auch zu begrüßen ist, so unverständlich ist es gleichzeitig, dass neun Jahre nach dem Beschluss des Behindertengleichstellungsgesetzes eine nicht barrierefreie öffentliche Veranstaltung im Bundeskanzleramt stattfindet. Außerdem: Wenn es schon einen Livestream gibt, dann ist auch Gebärdensprachdolmetschung zu gewährleisten. Diese gab es nicht, damit waren auch gehörlose Menschen ausgeschlossen“, ist Abg. Dr. Franz-Joseph Huainigg, Behindertensprecher der ÖVP, empört über die Ignoranz und Zumutung, die er gestern am eigenen Leib erfahren musste.

„Es geht mir ganz und gar nicht um meine Person, sondern um das Ethos, um die Gesinnung, um den Charakter einer gewichtigen Kommission – auch wenn es mich zugegeben sehr überraschte, vor Ort hören zu müssen, dass „damit nicht zu rechnen war“. Ich sitze nicht erst seit gestern im Rollstuhl, bin nicht erst seit gestern Abgeordneter und beschäftige mich auch nicht erst seit gestern mit Ethik und der Bioethikkommission. Zudem war ich angemeldet. Soviel zum Überraschungsmoment. Man darf offenbar nicht voraussetzen, dass man sich Gästeliste und Location vorab ansieht“, so Huainigg.

„Ich bin enttäuscht und perplex darüber, wie wenig Bewusstsein an öffentlicher Stelle herrscht. All das könnte ich noch verkraften – doch tief verletzt hat mich die saloppe Aussage eines Kommissionsmitgliedes nach der Sitzung abseits der Mikrophone über den „Behinderten, den sie da irgendwie raufgehievt haben, wahrscheinlich mit einem Kran“. Wie viel Ethik steckt in einer ETHIKkommission (sic!), die so über manche Personengruppen denkt und spricht?!“

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