Rahmenbedingungen für Integration und Gleichstellung sichern
„Das Leben behinderter Menschen ist lebenswert!“, sagte heute, Donnerstag, der Sprecher des ÖVP-Klubs für Menschen mit Behinderung, Abg. Dr. Franz-Joseph Huainigg anlässlich des heute begangenen „Tag des Lebens“. „Die Begegnung mit behinderten Menschen ist zumeist von Unsicherheit und Unwissen geprägt. Dabei spielt auch eine Rolle, dass sich der nicht behinderte Mensch ein Leben mit Behinderung nicht vorstellen kann. Die Ängste und Vorurteile stellen aber oft das Lebensrecht behinderter Menschen ungerechtfertigterweise in Frage“, so Huainigg.
Besondere Sensibilität brauche es am Lebensende und am Lebensbeginn, hier werde die Würde des Menschen oft in Frage gestellt. „Es kommen beinahe keine Kinder mehr mit Down-Syndrom auf die Welt“, sagte Huainigg. „Dies ist meiner Ansicht nach auf die oftmals defizitorientierte medizinische Beratung in den Kliniken zurück zu führen. Werdende Eltern benötigen mehr Information und Perspektiven, wie das Leben des behinderten Kindes aussehen kann. Gerade Kinder mit Down-Syndrom haben durch die modernen Fördermöglichkeiten beste Perspektiven, ein integriertes und erfülltes Leben zu führen“.
Es sei Aufgabe der Politik, hier die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. „Diese Verantwortung hat die Bundesregierung unter Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel wahrgenommen“, so Huainigg. Es sei in den letzten drei Jahren gelungen, zahlreiche Maßnahmen umzusetzen, die behinderten Menschen ein integriertes und gleichberechtigtes Leben ermöglichen. Exemplarisch führte Huainigg das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz, die Streichung der Berufszugangsbeschränkungen, die Integrative Berufsausbildung und die Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz an.
Bei seinen Lesungen und Diskussionen in Volksschulklassen habe er, Huainigg, oft SchülerInnen und LehrerInnen eingeladen, sich in den Rollstuhl zu setzen. Während die Kinder diese Gelegenheit hellauf begeistert nutzten und die Möglichkeiten des „Sportgerätes Rollstuhl“ ausloteten, schreckten die Erwachsenen davor zurück. „Die alte Binsenweisheit, wenn man im Rollstuhl sitzt, ist das Leben zu Ende, präge auch heute noch viele Menschen“ , bedauerte Huainigg.
„Die Offenheit von Kindern muss als Chance für ein neues selbstverständliches Miteinander genutzt werden.“ Durch die Integration in Kindergarten und Schule werde das Miteinander leben und lernen zum Alltag, Vorurteile würden erst gar nicht entstehen oder werden ausgeräumt. Daher müsse besonderes Augenmerk auf die Qualitätssicherung und Weiterentwicklung der schulischen Integration von behinderten Kindern gelegt werden, so Huainigg, der auf den Gleichstellungsdialog zum Thema Bildung nächste Woche im ÖVP-Klub des Parlaments verwies.
„Davon erwarte ich mir einen wichtigen Erfahrungsaustausch zwischen Bildungsexperten und Betroffenen sowie wertvolle Impulse für neue Wege bei der Gestaltung der Schnittstelle Schule/Beruf“, so der ÖVP-Behindertensprecher abschließend.
Alexandra,
09.06.2006, 11:57
Hmm, man wird mir wahrscheinlich jetzt den Kopf abreissen, aber was ich immer bei Huainiggs Berichte lese sind „Die müssen“, „Die sollten“ … „Und die tun nicht!“ … „Und die Politik muss …“
Ich lese nie ein „Wir sollten“ oder ein „Wir können“. Ich glaube, dass die meisten behinderten Menschen mehr Vorurteile gegen Nichtbehinderte haben, als man denkt mag. Vielleicht ist es doch der Neid auf die Gesundheit? Wir – ja WIE sollten endlich lernen, miteinader zu leben und nicht dauernd sich gegenseitig ein Bein zu stellen.
Ich lese auch immer wieder: Die Behinderten sterben aus. Nur keine Sorge, die wirds immer geben. Ich bin nicht mal traurig darüber, dass es irgendwann kein OI mehr geben wird.
Aber vielleicht sind so manche Behinderten-Aktivisten schon zu lange in ihrem Job und haben vergessen, dass Toleranz immer auf beiden Seiten beruhen sollte. Ja und da kommt wieder dieses seltsame – WIR – ins Spiel.
A. Wieser,
09.06.2006, 11:01
Dem ist in allem zuzustimmen …. Nur der Annahme, es kämen fast keine Kinder mit Down-Syndrom mehr auf die Welt, muß widersprochen werden: zwar stimmt es, dass immer weniger ältere Schwangere diese Kinder austragen, aber die Beobachtung (allein innerhalb der Wiener DS-Selbsthilfegruppe) zeigt, dass Babies mit DS eben von immer mehr jüngeren Müttern geboren werden. Die Gründe dafür zu erörtern, wäre hier zu lang, aber es scheint doch, dass – wie es ein bereits verstorbener Grazer Biologeprofessor genannt hat – „das Down-Syndrom sich seinen Weg sucht“