Integrationspädagogik allen Schülern zugänglich machen
„Als im Jahr 1972 für mich die Schulpflicht begann, wollte mich kein Lehrer nehmen“ sagte ÖVP-Behindertensprecher Abg. Dr. Franz-Joseph Huainigg anlässlich 10jährigen Bestehens des Rechts auf Schulintegration.
Das hätte es noch nie gegeben, sei damals die Reaktion auf die Bemühungen seiner Eltern gewesen. Durch die Hartnäckigkeit seiner Mutter habe sich schlussendlich doch ein Lehrer gefunden, der bereit war, es zu versuchen und „das war lebensentscheidend für mich und in der Folge für viele andere“, so Huainigg.
Vor mehr als 10 Jahren hätten engagierte Eltern, die ihre Kinder nicht in Sondereinrichtungen geben wollten, Schulversuche zur Integration durchgesetzt und „das war der Startschuss zur Verankerung des Rechts auf Integration in der Unterstufe im Jahr 1993“, sagte der ÖVP-Behindertensprecher.
„Niemand hat damals gewusst, wie Schulintegration aussehen soll, aber die Schule hat durch die behinderten Kinder viel dazu gelernt. Vom offenen Unterricht und dem Eingehen auf die besonderen Bedürfnisse und Fähigkeiten haben nicht nur die behinderten Kinder, sondern auch die nicht behinderten Kinder profitiert“, so Huainigg. Nach dem Recht auf Schulintegration in der Sekundarstufe I sei es heuer gelungen, bei der teilqualifizierten Lehre auch das Recht auf den Schulbesuch zu verankern.
„Integration darf nicht nach der Schule enden sondern muss im Berufsleben fortgeführt werden.“ Hier gehe es darum ,der Wirtschaft zu zeigen, welche Vorteile die Einstellung behinderter Menschen mit sich bringen.
„10 Jahre Schulintegration sind ein Grund zu feiern, aber auch ein sehr guter Anlass, die Weiterentwicklung in die Hand zu nehmen“, forderte Huainigg. Jetzt gehe es darum, Visionen für die Zukunft der Schule zu entwickeln. „Wir müssen über Qualitätskriterien im Bereich der schulischen Integration diskutieren, um jedem Kind eine qualitativ hochwertige Ausbildung zu ermöglichen“.
Mängel gäbe es auch bei der Integration im Kindergarten, wo nicht gesichert sei, dass jedes behinderte Kind vor Ort eine Integrationsgruppe besuchen kann. „Im Bereich Schule muss darüber nachgedacht werden, wie von der entwickelten Integrationspädagogik alle Kinder profitieren können.“ Das Eingehen auf die individuellen Fähigkeiten der Schüler, das Erlernen von Teamfähigkeit, Sozialkompetenz und das selbstständige Erarbeiten von Lerninhalten müsse in jeder Schulklasse selbstverständlich sein.
Herzlich gratuliere er, Huainigg, der Elterninitiative ,Integration Österreich‘ zu ihrem 10jährigen Bestehen. Wie wichtig Elternverbindungen sind, sehe man an der Entwicklung der Schulintegration. „Es war und ist einzigartig, dass Eltern aus einer Notsituation heraus eine Schulreform durchsetzen konnten“, so der ÖVP-Behindertensprecher abschließend.