Huainigg fordert am Welt-Gehörlosen-Tag: Bilingualer Unterricht für alle gehörlosen Kinder!

Bildung ist Basis für gleichberechtigte gesellschaftliche und berufliche Teilhabe und soll ein Tor zur hörenden Welt und eines zur Gehörlosenkultur öffnen

gebärdende Hände
ÖGLB

„Auf dem Rücken gehörloser Menschen wurde jahrelang ein sinnloser pädagogischer Expertenstreit geführt: Entweder Gebärdensprache oder Lautsprache, hieß die Devise.

Dazwischen gab es keine Wahrheit. Die Wahrheit gehörloser Menschen, deren Alltag sich in beiden Welten abspielt, wurde ignoriert“, sagt Abg. Dr. Franz-Joseph Huainigg. Für den ÖVP-Sprecher für Menschen mit Behinderungen ist Bildung die Basis für eine gleichberechtigte gesellschaftliche und berufliche Teilhabe.

„Ich fordere deshalb bilingualen Unterricht für gehörlose Kinder. Er soll sowohl ein Tor zur hörenden Welt, als auch eines zur Gehörlosenkultur öffnen“, sagt Huainigg heute, Dienstag, am Welt-Gehörlosen-Tag.

Der bilinguale Unterricht ist noch kein Selbstverständnis für gehörlose Kinder. „Ziel der Politik muss es daher sein, Gebärdensprache als gleichwertige Unterrichtsprache neben der Lautsprache zu etablieren. Dazu gehört auch, dass es gehörlose LehrerInnen gibt, die Kinder in ihrer Muttersprache unterrichten“, sagt Huainigg, der hier eine grundlegende Schieflage im Bereich der Lehrer/innen-Ausbildung aufzeigt: „Gehörlosen Menschen ist es derzeit nicht möglich, die Pädagogische Hochschule zu besuchen – und das, obwohl die körperliche Eignung schon vor Jahren aus dem Gesetz gestrichen wurde!“

Abschließend betont der Abgeordnete, dass auch die Ausbildung von hörenden Lehrer/innen, die gehörlose Kinder unterrichten, verbessert werden muss: „Sie brauchen Gebärdensprachkompetenz, um auf ihre Schüler und Schülerinnen eingehen zu können!“

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  • Die Konsequenz ist klar: sowohl das Bildungs- als auch das Wissenschaftsministerium müssen bereit sein die UN-BRK entsprechend umsetzen und entsprechende Ausbildungsangebote mit abschließender Prüfung auf ÖGS Niveaustufen von A1 bis C1 fördern und sich nicht auf maximal 75 Stunden Gebärdensprachkurse zu beschränken.

  • Für A1 – C2 gibt es in Österreich noch keinen eigenen Raster für ÖGS. In Spanien ist man aber mit A1-A2 bereits soweit, an B1-C2 wird weiter gearbeitet. Dieser Sprachkompetenz-Raster soll in Zukunft nicht nur bei Lehrer/innen zur Anwendung kommen, sondern auch bei allen ÖGS-Dolmetscher/innen. Dann wird es leichter sein, sie nach Kompetenz hinsichtlich ÖGS zu beurteilen. Dazu gehört selbstverständlich auch Kenntnisse über Gehörlosenkultur (nicht im Raster enthalten).

  • Nachtrag: Allgemeine Informationen über Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen: http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinsamer_Europ%C3%A4ischer_Referenzrahmen
    http://europass.cedefop.europa.eu/LanguageSelfAssessmentGrid/de

  • Bezüglich Begriff „Gebärdensprachkompetenz“ im Unterricht: für Lehrer/innen unabhängig vom Hörstatus bedeutet das umgelegt das ÖGS-Sprachniveau mindestens C1 (Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen). In Österreich erreicht praktisch KEIN hörende(r) Lehrer/in das ÖGS-Niveau C1.
    Mit höchstens 75 Stunden Gebärdensprachkurs (wird vom Bildungsministerium vorgegeben) kann höchstens durchschnittlicher Sprachniveau auf Stufe A1 oder A2 erreicht werden.