Barrierefreiheit, Versorgung mit Hilfsmitteln und Zugang zu Informationen muss berücksichtigt werden
„Unter den Menschen, die aus Kriegsgebieten wie Syrien oder Afghanistan nach Österreich flüchten, um hier vor Verfolgung Schutz zu finden, sind viele, die eine Behinderung haben“, sagt Abg. Dr. Franz-Joseph Huainigg, ÖVP-Sprecher für Menschen mit Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit, und fügt hinzu, dass „einer von fünf Flüchtlingen von körperlicher, sensorischer oder intellektueller Behinderung betroffen ist.
Jeder siebte Flüchtling leidet unter einer chronischen Krankheit“, so Huainigg. Diese Zahlen basieren auf der Grundlage einer Studie der Organisationen Handicap International und HelpAge.
„Durch Mobilitätseinschränkungen haben Menschen mit Behinderungen nicht die Möglichkeit, sich selbständig über weite Strecken fortzubewegen und bleiben oft im Kriegsgebiet zurück.“ Zu beachten ist zudem, dass Behinderungen auch auf der Flucht entstehen können. „So kann eine dauerhafte Beeinträchtigung während der Flucht durch Unfälle, Landminen, Kampfhandlungen, Mangelernährung und mangelnde Gesundheitsversorgung entstehen bzw. sich dadurch verschlechtern“, sagt Huainigg.
Eine weitere Dimension der Benachteiligungen von Menschen mit Behinderungen auf der Flucht sind die Belastungen, welchen diese Menschen in den Flüchtlingslagern der Krisenregionen ausgesetzt sind. Viele der Lager etwa in Jordanien, im Libanon oder der Türkei sind nur als kurzfristige Lösungen angedacht worden, nehmen aber immer schneller an Größe zu und sind für viele schon zu einem Dauerzustand geworden.
Huainigg spricht über die Auswirkungen: „In dieser Notfallsituation im Flüchtlingslager sind Menschen mit Behinderung, alte Menschen und Kinder besonders bedroht. Diese Einschränkungen können Auswirkungen haben auf das Erlangen von Gütern und Lebensmitteln, sie sind eingeschränkt im Zugang zu Gesundheitsdiensten. Die schwierigen und unsicheren Lebensbedingungen in den Flüchtlingslagern verursachen bei vielen Flüchtlingen psychische Probleme“.
Huainigg spricht von den Rahmenbedingungen, die es für Flüchtlinge mit Behinderungen braucht: „Wenn ein Flüchtling mit Behinderung nach Österreich kommt, muss an erster Stelle die bestmögliche Versorgung mit Hilfsmitteln stehen, damit den Betroffenen die Teilhabe ermöglicht und sie von der Basisversorgung nicht abgeschnitten werden. Der Zugang zu Informationen, z.B. durch Gebärdensprachdolmetscher, sollte bestmöglich versucht werden.“
Abschließend fordert Huainigg langfristige Maßnahmen, die es Menschen ermöglichen, in ihren Heimatländern ein menschenwürdiges Leben in friedlicher Umgebung zu führen: „Das Ziel der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (OEZA) ist es, Menschen eine Lebensgrundlage zu geben. Die Grundbedürfnisse, wie ausreichend Nahrungsmittel und Zugang zu Trinkwasser, müssen gedeckt sein. Durch Wirtschaftspartnerschaften werden Jobs und durch Investitionen in Bildung und Wissenschaft werden Perspektiven im Land geschaffen. Die OEZA adressiert in ihrer Arbeit viele Ursachen von Migration. Sie engagiert sich auch für Friedensprozesse auf lokaler und internationaler Ebene und stärkt die Zivilgesellschaft“.
Eine Podiumsdiskussion von „Licht für die Welt“ heute, 17. November 2015, um 18 Uhr im Presseclub Concordia (Bankgasse 8, 1010 Wien) geht der Frage nach, wie Menschen mit Behinderungen in humanitären Notlagen die notwendige Unterstützung erhalten.