Huainigg: Persönliche Assistenten sind keine Menschen von der Straße!

Anleitung, Überprüfung der Fertigkeiten und begleitende Qualitätskontrolle machen den Unterschied

Franz-Joseph Huainigg
ÖVP

ÖVP-Abg. Dr. Franz-Joseph Huainigg nimmt Stellung zur Aussage der Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes Ursula Frohner, dass Pflegetätigkeiten nicht durch eingeschulte AssistentInnen durchgeführt werden dürfen, sondern Fachkräften und pflegenden Angehörigen vorbehalten sind: „Das Kathetherisieren oder Absaugen meiner Atemkanüle überlasse ich sicherlich nicht irgendwelchen Leuten von der Straße“, so Huainigg heute, Donnerstag, über seine Lebenssituation mit Persönlichen AssistentInnen. Der Sprecher für Menschen mit Behinderung im ÖVP-Parlamentsklub fordert Rahmenbedingungen wie eine fachliche Anleitung und Begleitung sowie eine Überprüfung der Fertigkeiten der persönlichen AssistentInnen.

„Berufsständische Überlegungen dürfen nicht über den Interessen pflegebedürftiger Menschen stehen. Was pflegenden Angehörigen zugetraut wird, sollten auch Persönliche Assistentinnen oder Betreuer/innen machen dürfen“, erklärte Huainigg und ergänzte: „Wir müssen lernen, zwischen abstrakten Kompetenzen und jenen, die für eine ganz bestimmte Person erworben werden müssen, zu unterscheiden.“

Dass es berufsständische Interessen sind, die eine flexiblere Handhabung der Pflegetätigkeiten verhindern, steht für Huainigg fest: „Dies ist schon aus der Tatsache ersichtlich, dass sogar auch pflegende Angehörige nur dann medizinnahe Tätigkeiten ausführen dürfen, solange sie dafür nicht bezahlt werden.“

Er fordert ein Modell der „Zertifizierten Assistenz“. Dieses soll Betreuungskräften oder persönlichen Assistentinnen ermöglichen, auf die individuellen Bedürfnisse der zu pflegenden Person durch Fachkräfte eingeschult und begleitet zu werden. „Ein solches Modell würde eine flexible Pflegeleistung auf qualitativ hohem Niveau sichern.“

Frohners Forderung, Pflegetätigkeiten ausschließlich in der Hand von Fachkräften zu belassen, kann Huainigg nicht nachvollziehen: „In meinem Fall würde das bedeuten, dass rund um die Uhr eine Intensivkrankenschwester zur Verfügung stehen müsste – für den Fall, dass die Atemkanüle meines Beatmungsgerätes irgendwann einmal verstopft. Abgesehen davon, dass sich die diplomierte Fachkraft in der Wartezeit langweilen würde und sie nicht notwendige Tätigkeiten wie ein Diktat abtippen, einen Geschirrspüler ausräumen oder Essen zubereiten übernehmen würde, wäre der finanzielle Aufwand dafür enorm, nicht gerechtfertigt und nicht sinnvoll.“

„Das von mir vorgeschlagene Modell stellt fachkundige Anleitung, Überprüfung der Fähigkeiten und Qualitätskontrolle in den Mittelpunkt“, sagte Huainigg und erläuterte die Grundprinzipien „zertifizierter Assistenz“: Diese soll Betreuer/innen und AssistentInnen ermöglichen, punktuelle Pflegetätigkeiten auszuüben, die auf die individuellen Bedürfnisse des Betroffenen abgestimmt sind. Ein zentraler Aspekt dabei ist, dass die Betreuer/innen von Fachkräften eingeschult werden und ihre Fähigkeiten einer regelmäßigen Begleitung unterworfen sind. Ihre Berechtigung, die Pflegetätigkeit auszuüben, erlischt mit Ende der Betreuung einer behinderten Person.“

„Letztlich geht es um die Würde des Einzelnen. Ein Leben zuhause, in gewohnter Umgebung muss auch für Menschen mit komplexer Behinderung möglich sein“, so Huainigg abschließend.

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0 Kommentare

  • Sie übernehmen auch die Verantwortung? Wozu brauchen wir dann Gesetze wenn jeder macht was er will?

  • Unter dem Motto -“ Wir wollen,dass es Dir gut geht, wenn Deine Seele leidet“- findet am Mittwoch, 30.Jänner 2008,17 -19 Uhr im Landesklinikum Amstetten-Mauer, Neurologie, 2 Stock,Vortragssaal, ein VORTRAG und INFORMATIONSABEND zur Gründung einer Selbsthilfegruppe für Alzheimer und Demenz Amstetten, Betroffene und Angehörige statt.Es finden fachärztliche Kurzreferate und ein Informationsaustausch statt. Weitere Infos: LK Mostviertel Amstetten-Mauer, 07475/501-2408 ( Sekretariat9

  • Bei Dingen wie der Atemkanüle ist eine einmalige Unterweisung der Assistenten durch eine Fachkraft sicher gut. Aber bitte nicht das Kind mit dem Bad ausschütten. Generell muss bei persönlicher Assistenz weiterhin der Grundsatz gelten, dass keine „allgemeinen“ Ausbildungen, wie Heimhilfe oder Diplomschwester, vorgeschrieben werden dürfen. Das schränkt unsere Selbstbestimmung ein, bringt nur Komplikationen und Kosten. Wir beschäftigen, wen WIR wollen, und WIR bilden diese Personen dann individuell nach unseren Bedürfnissen aus, weil WIR auch die einzigen sind, die das können.

  • Zum Thema komplexer Behinderung: Eltern übernehmen eidesstattliche Erklärungen in schriftlicher Form ,damit ihre Tochter weiterhin eine Tagesheimstätte besuchen kann und um dort von engagierten Betreuern versorgt werden zu können, das sich dabei beide Parteien in einer Grauzone bewegen ist sogar informierten PolitikerInnen nicht wichtig.

  • Schön langsam muss jeden Angehörigen eines zu Pflegenden klar werden warum er finanziell nicht unterstützt wird. Und der Hr. Gesundheitsminister wird sich weiterhin hüten diese Gruppe zu erwähnen, den dann bricht sein zusammengemurkstes Pflegeprogramm vollends zusammen.

  • Richtig, schon deshalb weil es von einem Betroffenen kommt der weiß was er sagt! Auch mein Vater wurde schon 2000 von mir, einer slowakischen Betreuerin und vor allem mit der Mithilfe des Hausarztes bestens versorgt und von mir auch gepflegt! Auch meine Kinder waren zu Stelle wenn es beim Baden zum heben war. Man lernt sehr schnell wenn man muss! Wir haben uns um alles gekümmert und waren jederzeit, Tag und Nacht für Vater da. Das Netzwerk war perfekt, besser als sich das so manche Organisation vorstellen kann.

    Es war mein Vater (Großvater) und deshalb war auch meine (unsere Zuneigung und Liebe) besonders groß. Ich hab meinen Vater nicht abgeschoben ins Heim und auch nie meine Kinder in einen Hort, es hat sich für ihn und für mich und meine Kinder gelohnt, bei der Pflege und der Erziehung! Wir alle haben dabei sehr viel gelernt! Als Vater uns dann verließ, in meinen Armen, war alles ganz ruhig und friedlich. Und es hat sich der Staat dadurch sehr viel Geld erspart. Kein Sozial- Zuschuss und keine besonderen Therapiekosten, hab alles brav ich bezahlt, dafür gab es eben mal ein paar Jahre lang kein neues Auto.

    Lasst bitte die Betroffenen die Pflege selbst übernehmen, sie können das besser als jede Politik und jeder Fremde auch noch so gut ausgebildete Wenn aber nötig steckt das Geld nicht in Pflegeheime sondern gebt es dehnen die es zu Hause brauchen!