Huainigg: Vergebliches Warten auf den behindertengerechten Autobus

Tagebuch einer Diskriminierung

Kennzeichnung der Busse mit Rampen
BIZEPS

Seit vier Wochen muss der Rollstuhlfahrer und ÖVP-Behindertensprecher Dr. Franz-Joseph Huainigg zur Therapie ins Unfallkrankenhaus. Die öffentliche Verbindung von seiner Wohnung bei der U-Bahnstation Meidlinger Hauptstrasse ins Unfallkrankenhaus Meidling scheint dazu ideal: Eine direkte Verbindung durch die Autobuslinie 63A. Pünktlich ist Huainigg allerdings noch nie zur Therapie gekommen, die jeweils um 10:15 Uhr beginnt. Huainigg schildert seine Erlebnisse folgendermaßen:

„Seit vier Wochen warte ich jeden Dienstag und Donnerstag ab 9:30 Uhr bei der Bushaltestelle auf einen behindertengerechten Bus der Linie 63A. Die Busse kommen, die Busse fahren – einsteigen ist für mich mit dem Elektrorollstuhl nie möglich, da es sich um alte Busse mit Einstiegsstufen handelt. Inzwischen warte ich lieber auf Godot als auf einen zugänglichen Bus der Linie 63A“, schilderte der ÖVP-Behindertensprecher.

Denn am 9. März sei erst der fünfte Bus, am 11. März der siebte, am 16. März der achte und am 18. März wieder der siebte Bus zugänglich gewesen. „Zuletzt versuchte ich am 30. März mit einem adaptierten Niederflurbus ins Unfallkrankenhaus Meidling zu fahren, entnervt und halb erfroren gab ich jedoch beim achten nicht zugänglichen Bus auf“, so Huainigg.

Bei mehrmaligen Anrufen der Service-Hotline der Wiener Linien wurde Huainigg vertröstet: Man nehme die Beschwerde zur Kenntnis, möglicherweise sei krankheitsbedingt ein Bus ausgefallen, man werde die Garage verständigen …

Nachdem sich an der Sachlage nichts änderte, rief Huainigg beim zuständigen Stadtrat Rieder an und erklärte der Mitarbeiterin das Problem. Tatsächlich wurde Huainigg zurückgerufen und man bat ihn, das Anliegen schriftlich einzubringen. Das diesbezügliche e-Mail, welches noch am gleichen Tag abgeschickt wurde, blieb bislang unbeantwortet.

Nach dem erfolglosen Versuch, am 30. März mit einem rollstuhlgerechten Bus fahren zu können, rief Huainigg wieder bei den Wiener Linien an. Diesmal wurde er direkt mit dem Expedit verbunden:

Der freundliche Herr erklärte sich als Verantwortlicher für die Autobuslinie 63A. Die Linie würde teilweise mit Niederflurbussen geführt.

Während den Stoßzeiten in der Früh und am Abend würden gleich viele Niederflurbusse wie alte Busse eingesetzt werden. Auf die Nachfrage von Huainigg, warum die Niederflurbusse danach fast alle eingezogen werden, meinte der Beamte: Die alten Busse müssen zuerst ihre Kilometer abfahren, bevor sie ausgeschieden werden können.

Für Huainigg stellt dies eine unhaltbare und für behinderte Menschen diskriminierende Situation dar. „Die Niederflurbusse stehen ungenützt in der Garage, während behinderte Menschen vergeblich auf einen zugänglichen Bus warten. Es muss doch möglich sein, diese und ähnliche Autobuslinien so zu organisieren, dass zumindest jeder zweite bis dritte Bus barrierefrei zugänglich ist“, so der ÖVP-Behindertensprecher abschließend.

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