ÖVP-Behindertensprecher: Pflegegeld als Geldleistungssystem ist nicht in Frage zu stellen
„Anstatt des Pflegeschecks, der unflexibel, teuer, völlig unfinanzierbar und zudem die Qualität der Pflege nicht verbessern wird, sollte dringend eine Weiterentwicklung des Pflegegeldes in Richtung Persönliche Assistenz diskutiert werden“, erklärte ÖVP-Behindertensprecher Abg. Dr. Franz-Joseph Huainigg heute, Donnerstag.
Hier müsse das Modell der Assistenzgenossenschaften mit individueller Beratung zu einem selbstbestimmten Leben durch persönliche Assistenz forciert und ausgebaut werden. Durch die Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz sei hier bereits ein Schritt in diese Richtung gesetzt worden.
„Nun müssen gemeinsam mit den Bundesländern Modelle erarbeitet werden um die Persönliche Assistenz flächendeckend und einheitlich für alle Lebensbereiche umzusetzen“, damit insbesondere auch junge behinderte Menschen mit höherem Pflegebedarf eine gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft ermöglicht werde, so Huainigg.
„Das Pflegegeld als Geldleistungssystem ist nicht in Frage zu stellen“, stellte Huainigg zu einem Vorschlag, in Tirol das Pflegegeld teilweise durch einen Pflegescheck abzulösen, fest. „Behinderte und alte Menschen erhalten durch das bestehende Pflegegeldsystem eine Unterstützung, die sie in ihrer Würde als Person fördert und nicht entmündigt“ und sichere dadurch vielen Betroffenen ein selbstbestimmtes Leben außerhalb von Institutionen und Heimen.
Kein Pflegescheck oder anderes Sachleistungssystem könne so flexibel gestaltet werden, dass es die Leistungen pflegender Angehörigen und Assistentinnen und Assistenten ersetzen kann.
Aufgreifen möchte Huainigg die Anregung von Bundesminister Platter, die Unterstützungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige weiter auszubauen. 80 Prozent aller Pflegeleistungen werden im Familienverband erbracht „was oftmals an die physische und psychische Grenze der Belastbarkeit geht“, sagte der ÖVP-Behindertensprecher.
Vor allem in ländlichen Regionen gebe es im Bereich der Altenpflege große Scheu die Angebote der ambulanten Dienste in Anspruch zu nehmen. „Aufgrund von Überforderung und Unwissenheit entstehen Pflegemängel, die im Vorfeld durch entsprechende professionelle Beratung und Information zu vermeiden wären.“ Dieser Umstand habe sowohl bei den Betroffenen und pflegenden Angehörigen als auch bei den ambulanten Diensten negative Auswirkungen.
Hier sei es wichtig, Anreizsysteme zu schaffen, um die Qualität der Pflege zu sichern und um zu verhindern, dass die mühsam aufgebauten Strukturen der ambulanten Dienste zerbrechen. „Aber Pflegescheck statt Pflegegeld ist hier sicher nicht der richtige Weg“, unterstrich Huainigg abschließend.