Huainigg/Glaser: Behinderte Menschen in Entwicklungsprogrammen besonders berücksichtigen

Veranstaltung im Parlament am Welttag der Menschen mit Behinderungen plädiert für Hilfe auf Augenhöhe und nachhaltige, inklusive Maßnahmen

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Licht für die Welt

„Weltweit leben laut WHO mehr als eine Milliarde Menschen mit einer Behinderung, davon 80 Prozent in Entwicklungsländern. Jedoch werden 90 Prozent aller Rehabilitationsmaßnahmen in Industriestaaten erbracht. Daher sollte auch die Entwicklungszusammenarbeit bei jedem Projekt hinterfragen, ob es auch für behinderte Menschen zugänglich ist“, stellten die beiden ÖVP-Abg. Franz Glaser, ÖVP-Sprecher für Entwicklungszusammenarbeit (EZA) und Dr. Franz-Joseph Huainigg, ÖVP-Sprecher für Menschen mit Behinderungen, anlässlich der Veranstaltung „Entwicklungszusammenarbeit – all inclusive?“ fest, die heute, Freitag, am Welttag der Menschen mit Behinderungen im Parlament stattfand.

„Bei Schulprojekten ist zum Beispiel zu prüfen, ob auch behinderte Kinder ausgebildet werden können“, betonte Huainigg. Besonders wichtig sind in seinen Augen EZA-Projekte, die zur Rehabilitation beitragen. Hilfsmittel wie Prothesen oder Rollstühle seien oft eine schlichte, aber effektive Voraussetzung, um ein Leben in der Gesellschaft zu führen.

„In Entwicklungsländern verstärken mangelhafte Grundstrukturen die Auswirkungen von Behinderung zusätzlich, etwa der fehlende Zugang zu Land, Wasser, Bildung oder Gesundheitseinrichtungen“, sagte Glaser. „Wenn Katastrophen eintreten wie etwa die derzeitige Hungersnot in Ostafrika, wirkt sich das Fehlen notwendiger Versorgungsstrukturen noch um ein Vielfaches stärker aus.“

Mangelernährung oder Unterernährung sei gerade bei Kindern oft Ursache für bleibende Schäden. Daher sei es notwendig, sowohl im Katastrophenfall schnell zu helfen, als auch strukturelle Verbesserungen für die Menschen zu erreichen, fügte Glaser hinzu.

Sowohl Huainigg als auch Glaser betonten, dass Industrie- und Entwicklungsländer einander in der Entwicklungszusammenarbeit auf gleicher Augenhöhe begegnen müssten. „Außerdem muss es unser Ziel sein, die UN-Millenniumsziele auch für behinderte Menschen umzusetzen. Die Entwicklungszusammenarbeit muss dazu beitragen, dass Menschen mit Behinderungen nicht an den gesellschaftlichen Rand gedrängt werden“, ergänzten die beiden Bereichssprecher.

Als wichtige Handlungsgrundlage sieht Huainigg den „World Report on Disabilities“ von WHO und Weltbank. „Mehr als eine Milliarde Menschen weltweit – also weitaus mehr, als bisher angenommen – sind demnach von einer Behinderung betroffen. Als zentrale Erkenntnis zeigt der Bericht auf, dass der Zugang zu adäquater Gesundheitsversorgung für behinderte Menschen in Entwicklungs- oder Schwellenländern um ein Vielfaches schwieriger ist.“

Oft könne mit geringen Mitteln in den Ländern des Südens viel erreicht werden, um behinderten Menschen zu helfen. Das zeigen Hilfsorganisationen wie „Licht für die Welt“ in ihrer täglichen Arbeit, stellte Glaser fest. Darauf hinzuweisen sei ein wichtiger Aspekt der heutigen Veranstaltung im Parlament.

Huainigg und Glaser zitieren abschließend den berühmten Physiker Stephen Hawking, der selbst mit einer Behinderung lebt, zum WHO-Bericht: „Wir haben die moralische Verpflichtung, die Barrieren zur Teilhabe behinderter Menschen abzubauen und in ausreichende Unterstützung und Expertise zu investieren, um ihr Potenzial zu erschließen. Es ist meine Hoffnung, dass dieses Jahrhundert ein Wendepunkt für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in das gesellschaftliche Leben markiert.“

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