Ich bin behindert: Holt mich hier raus! – Wie britische Flughäfen total in Sachen Barrierefreiheit versagen

Diskriminierende Vorfälle auf Flügen zeigen: Die britischen Fluggesellschaften und Verkehrsbetriebe müssen dringend etwas dazulernen, wenn es um den Umgang mit Menschen mit Behinderungen geht.

Die Sonne scheint uns entgegen, man sieht ein Flugzeug von vorne, dass an einer Fluggastbrücke angedockt ist. Links davon sieht man auch das Vorfeld und Fahrzeuge zur Beladung des Flugzeuges.
Andrew Branch

Der Sicherheitskorrespondent der BBC, Frank Gadner, musste auf seinem Rückflug von Madrid allein im Flugzeug festsitzen, weil das Personal, das ihm helfen sollte, das Flugzeug zu verlassen, nicht erschienen war.

„In vier Jahren bin ich fünfmal in einem Flugzeug gestrandet und musste in einem leeren Flugzeug warten, schon lange nachdem die anderen Passagiere aussteigen konnten. Das ist schlichtweg diskriminierend“, so der Rollstuhlfahrer und BBC Sicherheitskorrespondent Frank Gardner gegenüber The Mail+.

Kein Einzelfall 

Gardner ist nicht allein, wenn es um diskriminierende Vorfälle auf Flügen geht. Die Paralympics Sportlerin Tanni Grey Thompson startete eine Kampagne gegen die Diskriminierungen, denen Menschen mit Behinderungen auf Reisen ausgesetzt sind.

Auf einem Flug war die Goldmedaillengewinnerin z.B. gezwungen gewesen, zur Toilette zu kriechen, nachdem man ihr nicht helfen wollte. Bei einem anderen Flug verlor man ihren Rollstuhl für 3 Monate.

Sie forderte daraufhin die Regierung und die Fluggesellschaften auf, Maßnahmen zu ergreifen, Fluggäste mit Behinderungen mit Würde und Respekt zu behandeln. Auch die Geschichte von Thompson ist leider kein Einzelfall. So schildern einige Fluggäste mit Behinderungen ihre Reisealpträume.

Eine behinderte junge Frau musste die Toilette bei offener Türe benutzen. Einer anderen demenzkranken Frau wurde Unterstützung beim Transport vom Sitzplatz zur Toilette verweigert.

Keiner fühlt sich zuständig

Die Reaktion auf diese sehr diskriminierenden Vorfälle von Seiten der britischen Fluggesellschaften war kaum nennenswert. Auch die zuständigen Minister geben das Problem an andere Stellen weiter. Thompson sagte in einem Gespräch mit den Medien: „Die Menschen sind besorgt, wenn es um das Thema Reisen geht. Die Branche kann sich nicht verstecken und es müssen Maßnahmen ergriffen werden.“

Auch James Taylor, Direktor einer Behindertenhilfsorganisation ist frustriert: „Unser Transportsystem lässt behinderte Menschen im Stich. Es ist Zeit, dass die Regierung, die Verkehrsunternehmen und die Regulierungsbehörden Verantwortung übernehmen.“

Zahlen aus 2019 belegen, dass in den Jahren 2015 bis 2018 rund 700 Menschen mit Behinderungen ihre Flüge verpassten, weil keine angemessene Hilfe zur Verfügung stand. Solche Vorfälle seien entwürdigend, stressig und Angst auslösend.

Sie hielten behinderte Menschen davon ab, überhaupt zu reisen, erklärt Taylor. „Kein behinderter Passagier sollte in einem Flugzeug oder in einem Zug festsitzen, sei es aufgrund von Personalmangel, Verspätungen, oder Missverständnissen.“

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