Im Rollstuhl durch die Stadt statt Frontalunterricht

Wie barrierefrei Graz tatsächlich ist, haben Studenten der Fachhochschule Joanneum getestet, die im Rollstuhl Veranstaltungen, Lokale und Geschäfte besucht haben.

Nichtbehinderte Studenten benützen Rolli
Fachhochschule Joanneum

Die Erfahrungen der Studenten waren vielfältig. Geneigte Gehsteigflächen, Treppen, Stufen und enge Türen erwiesen sich oftmals als unüberwindliche Hindernisse. Auch wissen die meisten Leute nicht, wie sie auf Rollstuhlfahrer reagieren sollen.

„Frontalunterricht, der die Vermittlung einer Norm (B 1600) und deren Anwendung in der Planung zum Thema hat, kann den Erkenntnisgehalt, den eine Erfahrung im wahrsten Sinne des Wortes in sich birgt, niemals leisten“, erklärt dem ORF-Steiermark die Architektin Anne Wagner, die Gebäudelehre unterrichtet und ihre Studenten im Rollstuhl auf die Straße geschickt hat.

Ausstellungen wie der „Turmbau zu Babel“ im Schloss Eggenberg sind – abgesehen von einzelnen Räumen – für Rollstuhlfahrer gut zugänglich. Allerdings sind in den laufenden Ausstellungen von Graz die Exponate teils zu hoch angebracht. Andere Lokalitäten wiederum, z.B. die Räume der Neuen Galerie oder ein Jazzkeller in der Grazer Innenstadt, konnten einzig durch die tatkräftige Hilfe des Personals besucht werden.

Die meisten Grazer Geschäfte sind für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich, erfuhren die Studenten bei ihrem Shopping-Ausflug. Zu enge Gänge, bauliche Hindernisse, wenig Entgegenkommen seitens des Personals trübten das Einkaufsvergnügen empfindlich.

„Bis zu zehn Prozent der Grazer sind permanent in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Warum nur so wenige davon im öffentlichen Raum zu sehen sind, liegt vor allem an seinen Barrieren“, erläutert Oskar Kalamidas, Bau- und Wohnberater für Behinderte der Stadt Graz.

Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich
Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich