Eigentlich wollte ich nicht recht. Als sogenannter nichtbehinderter Mensch hat man ganz einfach eine Scheu davor, sich in einen Rollstuhl zu setzen.
Ausgangspunkt war Martin Ladstätters Arbeitsgruppe Öffentlicher Verkehr/Niederflurstraßenbahnen im BIZEPS. Dort wurde auf die Problematik der „so modernen“ U3 hingewiesen.
Bisher nicht aufgefallen …
Daraufhin fuhr ich einige Male ganz bewußt mit der U3: tatsächlich besteht ein Höhenunterschied bis zu 10 cm und ein Spalt zwischen Bahn und Perron von ca. 8 cm. Das war mir bisher nicht aufgefallen.
Aber schon damals war mir klar, daß ein in den Armen nicht kräftiger Rollstuhlfahrer, wie z. B. ein muskelerkrankter Mensch, kaum eine Chance hat „drüberzukommen“.
… begann ich mich zu ärgern …
Dann begann ich mich über den Vizebürgermeister Mayr zu ärgern … kein Eingehen seinerseits auf alle Argumentationen. So traf ich mich mit Martin Mitte Dezember beim Volkstheater (U3-Station).
Ein regnerischer Tag und ich hatte, trotz Martins Ermahnungen, meine Handschuhe vergessen. Martin kam mit dem Fahrtendienst (zu spät – auch ein Problem: der Fahrtendienst) und hatte einen Rollstuhl für mich mit.
Gehsteige kaum abgeschrägt …
Sein Rat: „Setz Dich erst in der U-Bahnstation hinein, denn hier sind die Gehsteige kaum abgeschrägt“. Mit dem Lift ging es ja gerade noch, auch wenn hier einige Bedienungsknöpfe optimaler angebracht werden könnten. Unten am Bahnsteig „wurde mir dann schon anders“.
Ich ließ zuerst einen Zug fahren, aber: Würde der nächste an der gleichen Stelle stehenbleiben? Na ja, es war fast die gleiche Stelle.
… hatte keine Chance …
Schon beim ersten Versuch waren die Vorderräder meines Rollstuhles im Spalt und ich hatte keine Chance, selbst wieder herauszukommen.
2 oder 3 Leute halfen mir und anschließend auch Martin, der mit seinem Elektrorollstuhl ebenfalls keine Chance hatte. „Du weißt schon, daß wir gegen bestehende Vorschriften unterwegs sind, denn wir müßten jeder eine Begleitperson dabei haben“, klärte mich Martin auf. Aber das war mir jetzt auch schon egal!
… wollte ich wenigstens alleine herauskommen …
Ich wollte wenigstens allein aus dem Wagen herauskommen! In der Station Landstraße gelang mir auch das nicht. Wir suchten dort Niederflurbusse, die allerdings erst ab Erdberg verkehren. Auch das lange Fahren mit einem Rollstuhl war für mich eine anstrengende Erfahrung.
… beinahe umgekippt …
Die Rückfahrt mit der U3 zum Volkstheater verlief ähnlich. Bei einem Versuch „verkehrt“ mit dem Rollstuhl auszusteigen, wäre ich beinahe umgekippt. Hilfreiche Hände verhinderten dies noch.
Knapp eine Woche später demonstrierten Nationalrat DSA Manfred Srb und seine grün-alternativen FreundInnen der Presse das Ergebnis einer derartigen Probefahrt. (Immerhin kurze Erwähnungen in vorweihnachtlichen Ausgaben der Zeitungen.)
Es muß was gschehen!
Wienerisch gsagt: „Es muß was gschehen!“ Einer sinnvollen Novellierung der Bauordnung muß auch eine im Verkehrsbereich adäquate folgen.
Die Stadt Wien muß auch im Verkehrsbereich behindertengercht werden!