Immer mehr Menschen mit Behinderung sind ohne Job

AKNÖ-Wieser: "Mehr finanzieller Druck auf Unternehmen nötig"

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Wenn am 7. März in Sotchi die Paralympics starten, zweifelt niemand daran, dass Menschen mit Behinderung Spitzenleistungen erbringen können.

Leider nur ein temporärer Effekt, denn am heimischen Arbeitsmarkt werden sie offenbar noch immer nur anhand ihrer Behinderung bewertet, und das heißt in der Regel abgewertet.

„Obwohl man der Wirtschaft in den letzten Jahren entgegen gekommen ist, weigern sich immer mehr ArbeitgeberInnen, ihrer Einstellungspflicht nach zu kommen“, macht AKNÖ-Präsident Markus Wieser auf die bedenkliche Entwicklung aufmerksam und fordert spürbar schärfere Sanktionen.

Selten wird Menschen mit Behinderung die Chance gegeben, ihr Potential zu zeigen und unter Beweis zu stellen. Ein blinder Arbeitnehmer wird zum Beispiel nicht einmal zum Bewerbungsgespräch gelassen, nur weil er blind ist. Seine Ausbildung, seine Berufserfahrung, seine Persönlichkeit oder seine Motivation werden gar nicht erst in Betracht gezogen. Selbst Lohnförderungen durch das Bundessozialamt helfen offenbar nicht, Vorurteile abzubauen.

Rund 16.800 NiederösterreicherInnen waren Anfang 2013 als begünstigte Behinderte eingestuft. Fast ein Drittel von ihnen findet keinen Job. Die Tendenz der letzten Jahre: Immer mehr Betroffene sind arbeitslos oder in AMS-Schulungen. Dabei kam der Gesetzgeber im Jahr 2011 der Wirtschaft mit großen Schritten entgegen: Der Kündigungsschutz, der vorher ab dem sechsten Monat Beschäftigung im Betrieb wirksam wurde, wird seit dem erst nach vier Jahren wirksam. Der erhoffte Effekt blieb aber aus, anstatt mehr Einstellungen von Menschen mit Behinderung gab es weniger.

„Die Entwicklung zeigt, dass es offensichtlich nur mit Druck funktioniert“, sagt AKNÖ-Präsident Markus Wieser und fordert eine spürbare Erhöhung der Ausgleichstaxe.

„Sie muss so hoch sein, dass es sich einfach nicht mehr rentiert, sich aus der gesellschaftlichen Verantwortung frei zu kaufen. Der jeweils geltende Mindestlohn aus dem Kollektivvertrag wäre als Richtwert ein geeignetes Mittel“, schlägt Wieser vor.

Gerade ein Fünftel der österreichischen Betriebe hält sich derzeit an die gesetzliche Einstellungspflicht, wonach auf 25 Beschäftigte ein/e begünstigte/r Behinderte/r kommen soll. Der Rest zahlt lieber die bei Missachtung der Einstellungspflicht fällig werdende Ausgleichstaxe, die sich je nach Größe des Betriebs aktuell zwischen 244 und 364 Euro pro Monat und Person bewegt.

Deshalb sieht auch AKNÖ-Expertin Dr. Ursula Janesch dringenden Handlungsbedarf: „Die Zahlen bestätigen, dass die Ausgleichstaxe einfach viel zu gering ist. Eine starke Anhebung würde außerdem nicht nur die Chancen für die Betroffenen erhöhen, einen Job zu bekommen. Zusätzlich hätten Unternehmen dann die Möglichkeit, endlich zu erfahren, zu welch großartigen Leistungen Menschen mit Behinderung fähig sind.“

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