Imperialkino

("imperial" bedeutet soviel wie: herrscherlich, kaiserlich)

Vor einiger Zeit beschlossen meine Freundin und ich, ins Imperialkino zu gehen. Da wir beide Rollstuhlfahrerinnen sind, hatten wir uns ganz bewusst dieses Kino ausgesucht, da es einen ebenerdigen Eingang hat und im Saal keine Stufen vorhanden sind.

Wir machten uns also dorthin auf den Weg. An der Kassa verkaufte uns eine sehr freundliche Dame die Karten. Da wir noch Zeit hatten, verliessen wir das Kino und kamen ca. 10 Minuten vor Beginn der Vorstellung zurück.

Bevor der Film begann, wollte ich noch die Toiletten aufsuchen und sah von weitem, dass beim Eingang eine Stufe war. Ich steuerte die WC-Tür an, worauf der Billeteur mir die Tür verstellte und meinte, ich dürfe (!) die Toilette nicht aufsuchen, da diese nicht behindertengerecht ausgestattet sei. Ich stellte fest, dass ich trotzdem müsse (!!), worauf er mir wiederholt „zu verstehen“ gab, dass ich diese Toilette nicht benützen dürfe. Das hatte ich somit zu akzeptieren.

Bei Einlass liessen meine Kollegin und ich alle Leute vor uns in den Saal. Zum Schluss fuhren wir zum Eingang. Als ich dem Billeteur unsere beiden Karten entgegenhielt, sagte er: „Eigentlich darf ich höchstens einen Rollstuhlfahrer in den Saal reinlassen“. Ich fragte, ob wir somit den Film nicht sehen könnten, da meinte er: „Na, ich nehms auf meine Kappe, aber rauffahren müssen Sie selbst“ (bei einer Steigung von ca. 10 %) „und Sie müssen beim Ausgang raus“. Da fragte ich: „Wieviel Stufen hat der Ausgang?“ Er: „Mindestens eine. – Und: beide Rollstühle dürfen nicht auf einer Seite stehen, sondern: Sie auf der einen, Ihre Freundin auf der anderen Seite“.

Nachdem ich die Steigung erklommen hatte – es gibt nur in der ersten Reihe dieses Kinos eine ebene Fläche – hängte ich meinen Rollstuhl in einen Sitz einer leeren Reihe ein, um nicht die Steigung wieder hinunter zu rollen. Gerade als ich gut sass, kam der Billeteur (!!!) nochmals zu mir, um festzustellen: „Hier dürfen Sie nicht stehen, denn der Fluchtweg muss freigehalten werden. Sie müssen sich an die Wand, vor der 1. Reihe der Seitenplätze stellen“.

Dort stellte ich mich wie befohlen hin, mit dem Ergebnis, dass ich extrem steil stand, und trotz guter Bremsen das Gefühl hatte, die Schräge hinunterzurollen – und das zwei Stunden lang …

Ein wirklich tolles Gefühl! Nach dem Film mussten wir tatsächlich beim Ausgang hinaus und nicht beim ebenerdigen Eingang.

Ein Ausgang hatte eine hohe Stufe, der andere zwei Stufen, die wir mit Hilfe von Kinobesuchern überwinden mussten.

Meiner Freundin sind für die Zukunft alle weiteren Kinobesuche verdorben, und ich brauchte nach diesem Vorfall auch einige Wochen, bis ich wieder eine Kinovorstellung besuchte. Allerdings werde ich dieses Kino so schnell nicht mehr besuchen.

Wieso der Billeteur wegen zwei Rollstuhlfahrerinnen soviel Aufhebens gemacht hat, ist mir nicht klar, da in diesem Kino zehn Rollstühle Platz hätten, wenn nicht die Schikane mit der Sitzplatzverteilung gewesen wäre.

Ein Punkt beschäftigt mich noch immer: Wieso hat uns die Kassierin die beiden Karten verkauft, (wo sie doch sah, dass wir beide Rollstuhlfahrerinnen waren), ohne uns zu sagen, dass nur ein Rollstuhl in den Saal darf?

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