Inklusion braucht Kompetenz

Ausbildung von Lehrkräften in Gebärdensprache muss forciert werden

Helene Jarmer
ÖGLB / Robert Harson

Trotz Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen 2008 liegen die Konventionsziele zu Artikel 24 noch in weiter Ferne: Personen, deren Muttersprache die Österreichischen Gebärdensprache (ÖGS) ist, blieb das Recht auf eine vollumfängliche Bildung bisher weitgehend verwehrt.

„Eine inklusive, barrierefreie Bildung für gehörlose und schwerhörige Schulkinder, Lehrlinge und Studierende ist unser größtes Anliegen“, beteuert Helene Jarmer, Präsidentin des Österreichischen Gehörlosenbundes.

Zur Einführung eines Lehrplans für die Österreichische Gebärdensprache, die das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung für das Schuljahr 2023/24 ankündigt, braucht es ÖGS-kompetente Lehrkräfte.

„Gehörlose Kinder müssen von Beginn an in ihrer Muttersprache ÖGS unterrichtet werden, um auch gut Deutsch zu lernen. Werden sie nicht bilingual unterrichtet, verlassen sie die Schule mit großen Bildungslücken. Die Aussicht auf einen Lehrplatz oder ein Studium ist dann minimal“, erklärt Jarmer.

Derzeit gibt es aber kaum Ausbildungsplätze für ÖGS-Lehrpersonal, weder für die Pflichtschule und schon gar nicht für die Berufsschule.

„Unbedingt müssen auch gehörlose und schwerhörige Menschen die Möglichkeit haben, ÖGS zu lehren!“, fordert Helene Jarmer. „Inklusion darf nicht bei der Lehrerausbildung haltmachen.“

Der ÖGLB hat alle erforderlichen Maßnahmen zur Etablierung eines bilingualen Unterrichts für gehörlose und schwerhörige Kinder in den Nationalen Aktionsplan Behinderung 2022-2030 eingebracht. Im Frühjahr 2022 tritt er in Kraft. Welche Maßnahmen schließlich zur Umsetzung kommen, wird mit Spannung erwartet.

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3 Kommentare

  • Ich bin mir nicht sicher, ob diese Forderung noch aktuell ist. In der Schule meines Mannes, in der jedes Kind ab der Sekundarstufe am IPad lernt, wird Schriftdolmetschen mit großem Erfolg verwendet. Dazu die Technik anzuschaffen, ist vor allem an weiterführenden Schulen wohl realistischer, als zu hoffen, dass alle Lehrkräfte die ÖGS fließend erlernen.

    • Liebe Tanja,

      gehörlose Kinder erlernen die deutsche Sprache nicht über das Hören. Eine visuelle Sprache – also Gebärdensprache ist die Grundlage um eine zusätzliche Sprache zu erlernen. Deutsch ist für Gehörlose wie eine Fremdsprache.

      Stellen Sie sich vor, jemand gibt Ihnen Mathematik Unterricht in französisch – obwohl ihre Muttersprache Deutsch ist? (Sie beherrschen aber kein/kaum französisch)
      Wie schnell und wie viel würden sie davon verstehen und lernen?

      Wenn Lehrkräfte Gebärdensprache beherrschen, können sie die deutsche Sprache vermitteln und lehren.

      Stellen Sie sich vor die Muttersprache Ihres Kindes ist Deutsch. Ihr Kind kann kein italienisch.
      Die Lehrkräfte in der Schule kommen aus Italien und sprechen kaum deutsch. (Um an der Schule unterrichten zu können wurde nur verlangt dass sie einen 10 stündigen deutsch Kurs absolvieren) ihr Kind wird in allen Fächern, Deutsch, Mathe, Geschichte… von Lehrkräften mit geringer Deutsch Kompetenz in der deutschen oder italienischen Lautsprache unterrichtet.

      Wären sie damit einverstanden?

    • Hallo Tanja,

      Zwischen gar nicht und wie sie es formuliert haben „alle Lehrkräfte“ gibt es ja auch noch etwas Dazwischen. Lila hat das auch gut erklärt.