Inklusion für Menschen mit psychischen Herausforderungen – ein weiter Weg bis zur Umsetzung der UN-BRK

Der Schattenbericht aller Ländermonitoringorgane analysiert die aktuelle Situation von Menschen mit Behinderungen in Österreich und zeigt auf, bei welchen weiteren Themen dringender Handlungsbedarf besteht.

Symbolbild für Aussonderung: Viele grüne Spielfiguren und eine umgefallene rote Spielfigur
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„Die Haltung der Behandler*innen gegenüber Menschen, die mit psychischen Herausforderungen leben, muss endlich deren persönliche Ressourcen und Stärken miteinbeziehen. Sie muss respektvoll und ressourcenorientiert dabei unterstützen, den jeweils eigenen Weg aus der Erkrankung – besser ,Krise‘ – zu finden“, betont Mag. Michael Fink, Vorsitzender der Wiener Monitoringstelle für die Rechte von Menschen mit Behinderungen.

Eine Veränderung in der Gesellschaft durch wachsendes Bewusstsein und Verständnis für Menschen in seelischer Not, eine Entstigmatisierung von psychischer Erkrankung und von Menschen, die davon betroffen sind, braucht zuallererst auch eine Änderung der Haltung von Menschen, die im psychosozialen Bereich arbeiten, besonders von Psychiater*innen und Pflegepersonal.

Psychiatrische Diagnosen beschreiben noch immer die Defizite von Erkrankten. Die Vorstellung und Einstellung, dass viele psychische Erkrankungen „unheilbar aber – mit Medikamenten – gut behandelbar“ sind und eine Gesundung kaum möglich, entspricht nicht dem Wissen und den Erfahrungen von Betroffenen und den Fortschritten im Bereich der Psychiatrie.

Dieser aktuelle Wissensstand wird durch das Konzept von „Recovery“ vermittelt: hier wird den von seelischer Not Betroffenen Hoffnung und Selbstbestimmung zurückgegeben, ganz im Sinn der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK).

Eine solche Grundhaltung ermöglicht den Betroffenen, selbst zu Expert*innen in Fragen der eigenen Gesundheit zu werden.

Anliegen von Menschen mit psychischen Erkrankungen ernst nehmen

„Die schlimmste Folge für Menschen mit psychischen Erkrankungen ist der ständige Kampf gegen die Stigmatisierung in der Gesellschaft. Dabei ist ein wichtiger Schritt zur Genesung das Verstehen der Betroffenen und ihrer Erkrankung. Menschen mit psychischen Erkrankungen haben keine ,Schrauben locker‘ und alle ,Tassen im Schrank‘ – sie wollen endlich ernst genommen werden! Aus diesem Grund braucht es mehr Aufklärung und Informationen über psychische Erkrankungen in allen Bereichen“, so Isolde Kafka, Vorsitzende des Tiroler Monitoringausschusses.

Peerberatung – eigene Erfahrung sinnvoll nutzen

„Daran anknüpfend muss auch die Peerberatung in der bestehenden psychosozialen Landschaft etabliert werden. Ein Angebot an Peerberater*innen – Expert*innen in eigener Sache – stellt eine wichtige Unterstützung für andere Menschen mit psychischen Erkrankungen dar und ist im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention Pflicht. Durch Inklusion der Peerberatung könnte das System entlastet und gleichzeitig die professionelle Versorgung optimal ergänzt werden. Leider fehlen in der Steiermark geeignete Konzepte zur Implementierung von Peerarbeit in psychosozialen Einrichtungen“, erläutert Heinz Sailer, Vorsitzender des Steiermärkischen Monitoringausschusses.

Der Schattenbericht aller Ländermonitoringorgane analysiert die aktuelle Situation von Menschen mit Behinderungen in Österreich und zeigt auf, bei welchen weiteren Themen dringender Handlungsbedarf besteht.

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