Ein AfD-Landes- und -Fraktionschef hat klargemacht, was er vom gemeinsamen Schulbesuch von Kindern mit und ohne Behinderung hält.

„Inklusion ist keine Ideologie, sondern ein Menschenrecht“, so bringt es der Rechtsanwalt Dr. Martin Theben auf den Punkt und reagiert damit wie eine Reihe von behindertenpolitischen Akteur*innen und Verbänden auf die diskriminierenden Äußerungen vom Thüringer AfD-Chef Björn Höcke in Sachen schulische Inklusion.
In einem MDR-Interview hatte Björn Höcke (Alternative für Deutschland) von „Belastungsfaktoren“ gesprochen, die man vom Bildungssystem wegnehmen müsse. Dazu nannte er migrantische Kinder und Kinder mit Behinderungen.
Laut Höcke ist Inklusion eines der „Ideologieprojekte“, von dem man das Bildungssystem „befreien“ müsse. Solche Projekte würden „unsere Schüler nicht weiterbringen“ und „nicht leistungsfähiger machen“. Die Konsequenz aus diesen diskriminierenden Äußerungen müsse ein verstärktes Engagement für die schulische Inklusion sein, sind sich viele einig. Die kobinet-nachrichten haben einige der Reaktionen zusammengestellt.
Der Rechtsanwalt und Kobinet-Chronist Dr. Martin Theben reagierte auf die Äußerungen von Björn Höcke mit folgendem Statement: „Die AFD, zumindest ein nicht unmassgeblicher Teil dieser Partei, pervertiert die Rolle, die früher insbesondere Teile der CDU oder konservative Lehrerverbände gespielt haben: Sie stempeln Kinder mit Migrationshintergrund oder mit einer Behinderung als Hauptursache für eine verfehlte Schulpolitik ab und reden deren Aussonderung das Wort. Es ist völlig klar, dass alle, vor allem auch die anderen Parteien im Bundestag und den Landtagen, hier deutlich klarere Kante zeigen müssen. Inklusion ist keine Ideologie, sondern ein Menschenrecht! Insbesondere gilt das aber auch für die Behindertenbewegung. Wir haben vielleicht doch alle allzu oft weg gesehen und weg gehört und uns nur unseren Teil gedacht. Diese Zeiten sind vorbei: wir müssen uns sehr viel stärker, freilich mit demokratischen Mitteln, einer menschenverachtenden Politik entgegenstellen, welche die Oberhand in unser aller Deutschland zu gewinnen droht.“
Siehe auch: kobinet-nachrichten, Kurier, KRONE, DerStandard, Tagesspiegel, Spiegel, Frankfurter Rundschau
Patrick Vögelin,
14.08.2023, 21:55
Ich bin Behindertenaktivist in der Schweiz und setze mich für eine Inklusion ein . Ich höre von Heilpädagogen die sagen Sie wollen eine Inklusion wo man keine Heilpädagogen mehr braucht und dass sollte auch ein Ansatz in Österreich gelten dafür muss man kämpfen .
Skythe,
11.08.2023, 18:14
Hallo! Ich bin weder Experte noch persönlich betroffen, aber schaut euch mal an, was Eltern von behinderten Kindern zur Abschaffung der Sonderschulen sagen. Die lehnen das mehrheitlich ab.
Höcke bleibt weiterhin indiskutabel, aber nur als Denkanstoß zum Thema „Inklusion“. In der Schule könnte sie für Behinderte und Eltern nicht gut sein.
Grünschnabel
12.08.2023, 23:18
Bitte Quelle für Ihre Behauptung.
Die Meinung der Eltern ist nicht maßgeblich, da es nicht um ihre Rechte geht, sondern um die ihrer behinderten Kinder. Sie haben die Rechte ihrer Kinder zu wahren, also auch den Eintritt des Kindes in eine Sonderschule zu verhindern, da sich diese nachgewiesenermaßen nachteilig auf die Lebensgestaltung und freie, selbstbestimmte Entfaltung auswirkt. Viele Eltern vertreten eher eigene, selbstsüchtige Interessen. Nicht behinderte Kinder erhalten jedoch Unterstützung von der Gesellschaft, während Kinder mit Behinderung auf Gedeih und Verderb ihren Bezugspersonen ausgeliefert sind.
Das Benachteiligungsverbot ist ein verfassungsgesetzlich gewährleistetes Recht (Art 7, Abs 1), und, im Gegensatz zu den auch strafrechtlich problematischen Absonderungen dieses Mannes, auch keine Ideologie (s. Begriffsdefinition auf Wikipedia zB).
Eine exklusive Bildung in der Pflichtschule wirkt in der Folge insgesamt exkludierend und schließt Menschen mit Behinderung, aber auch andere Gruppen, von der Teilnahme an der Informationsgesellschaft zur Gänze aus.
Alexandra
14.08.2023, 18:47
„Ich bin weder Experte noch persönlich betroffen, …“
Sollte eigentlich schon reichen um zu erkennen, wie groß der Bullshitfaktor im restlichen Text ist.
Sissi
17.08.2023, 18:27
Recht haben Sie, @ Alexandra.
Robert Mueller,
11.08.2023, 18:11
Ich verstehe nicht, warum man dem AFD-Spin hier auf dem Leim geht.
Was ist den schlecht am Wort Ideologie? Was ist schlecht an einer Weltanschauung, die Menschenrechte vertritt?
Es wird in erster Linie als Schimpfwort verwendet, wenn es um die Ideologie der Andersdenken geht. Lustig auch, die Vereinnahmung der Rechtsextremen, die hier die Kritik am Ideologie Begriff von Marx und Engels übernehmen.
Seit Jahren bekomme ich den gleichen Vorwurf von Vertretern der österreichischen AHS-Lehrergewerkschaft. Bereitet denen kein Problem im selben Boot mit der AFD zu sitzen.