Inklusion nur auf dem Papier: Sonderschulen dominieren weiterhin

Ein Land, das sich zur UN-Behindertenrechtskonvention bekennt, sollte mehr zu bieten haben als vage Statistiken: Der aktuelle Bildungsbericht offenbart, dass Inklusion in Österreich oft noch immer bedeutet, Kinder auszusondern statt einzubeziehen. Ein Kommentar.

Bildungsminister Christoph Wiederkehr
BKA / Andy Wenzel

Im Nationalrat wurde am 25. April 2025 auf Basis des Nationalen Bildungsberichts 2024 über die Herausforderungen und Perspektiven des österreichischen Bildungssystems debattiert. Besonders kritisch wurde dabei die unzureichende Datengrundlage im Bereich der inklusiven Bildung hervorgehoben.

Sigrid Maurer
Parlamentsdirektion / PHOTO SIMONIS

Die Abgeordnete Sigrid Maurer (GRÜNE) forderte bereits zuvor in einer parlamentarischen Anfrage (1041/J) an Bildungsminister Christoph Wiederkehr mehr Transparenz und eine differenzierte Erhebung.

Laut Anfragebeantwortung besuchten im Schuljahr 2022/23 insgesamt 29.096 Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf eine österreichische Schule – davon knapp 52 % in Integrationsklassen, während rund 45 % in Sonderschulen unterrichtet wurden.

Der Österreichische Behindertenrat kritisiert in diesem Zusammenhang die mangelnde Weiterentwicklung hin zu einem inklusiven Bildungssystem und fordert eine konsequente Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention.

Solange das Bildungssystem Aussonderung strukturell begünstigt, bleibt Inklusion unerreichbar. Es reicht nicht, an einzelnen Stellschrauben zu drehen oder wohlklingende Absichtserklärungen abzugeben. Nicht kosmetische Korrekturen, sondern ein tiefgreifender Umbau ist nötig, wenn Inklusion mehr sein soll als ein schönes Schlagwort.

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Ein Kommentar

  • In dieser Anfragebeantwortung stehen auch erschreckende statistische Daten zur Ausbildung von neuen LehrerInnen: Demnach haben in den letzten fünf Jahren nur ca. 60 Personen pro Jahr für den Bachelor-Abschluss den „Schwerpunkt Inklusion“ für die Sekundarstufe (also Mittelschule) gewählt (Anm.: beim Masterstudium nochmals weniger!). Man kann sich ausrechnen, was das schon bald für ein Desaster wird, angesichts der großen Pensionierungswelle, wenn zu wenige gut ausgebildete JunglehrerInnen nachkommen. Hier müsste unmittelbar an den Universitäten eine „Werbe-Initiative“ gemacht werden, um den Schwerpunkt Inklusion sichtbarer zu machen.