Bereits vor zehn Jahren ist der Universität Innsbruck ein eigener Lehrstuhl für Integrationspädagogik versprochen worden.
Nun steht der Bereich Integrationspädagogik am Erziehungswissenschaftlichen Institut vor dem Aus: Auf Empfehlung von Schweizer GutachterInnen soll der seit vier Jahren ausgeschriebene Lehrstuhl nicht mehr besetzt und darüber hinaus die integrative Pädagogik durch Heil- und Sonderpädagogik ersetzt werden.
Dies hat den heftigen Protest der österreichischen Behindertenbewegung – unter anderem auch von Selbstbestimmt Leben Initiative Österreich (SLIÖ) – sowie des Wissenschaftssprechers Dr. Erwin Niederwieser (SPÖ) und der Behindertensprecherinnen Mag. Christine Lapp (SPÖ) und Theresia Haidlmayr (GRÜNE) ausgelöst.
Für die Behindertenorganisationen ist das ein Richtungsstreit von gesellschaftspolitischem Ausmaß: Heil- und Sonderpädagogik sei schon als Bezeichnung ein Irrweg, denn es gehe nicht um Heilung. Sonderpädagogik heiße nichts anderes, als behinderte Menschen auszusondern und auszugrenzen, wurde von BehindertenvertreterInnen festgestellt.
Hubert Stockner von SLIÖ appellierte an die Verantwortlichen, die Integrationspädagogik zu erhalten und sie auszubauen; der Vertreter von Integration Tirol ist „zutiefst entsetzt“, daß die Uni einen derart rückwärts gewandten Vorschlag der GutachterInnen überhaupt in Erwägung ziehe.
Die Behindertensprecherin Mag. Christine Lapp (SPÖ) spricht von einem „behinderten- und integrationspolitischen Rückschritt“ und fordert die zuständige Bildungsministerin Gehrer (ÖVP) auf, endlich zu handeln.
Der Wissenschaftssprecher Dr. Erwin Niederwieser (SPÖ) findet die Verwendung des Begriffs „Heil- und Sonderpädagogik“ besonders schlimm, denn das ist „eine Diktion, die seit mindestens 30 Jahren überholt ist“.
Die Koalition spricht immer von „neu regieren“. Hier dürfte es sich wohl eher um einen gesellschaftspolitischen Richtungsstreit handeln, der auf dem Rücken von behinderten Menschen ausgetragen wird. Was soll daran „neu“ sein?