Die Sozialpartner einigten sich auf ein neues Modell der integrativen Berufsausbildung - das Bildungsministerium verweigert aber den Berufsschulbesuch

In mehreren Verhandlungsrunden einigten sich die Sozialpartner voriges Jahr auf ein neues Modell der integrativen Berufsausbildung. Das Wirtschaftsministerium steht kurz davor, die Vorarbeiten zur Novelle des Berufsausbildungsgesetzes mit den dafür nötigen Änderungen abzuschließen.
„Jetzt macht aber das Bildungsministerium allen Beteiligten einen Strich durch die Rechnung – es verweigert den Jugendlichen den Berufsschulbesuch“, ist Alexander Prischl, Leiter des Referates für Berufsbildung im ÖGB, über diese Vorgangsweise empört.
Anstatt Jugendlichen mit Behinderung die Integration am Arbeitsplatz und in der Berufsschule zu ermöglichen, stellt sich das Bildungsministerium gegen diese Pläne. „Besonders bedauerlich ist, dass in der Zwischenzeit alle von der Notwendigkeit überzeugt sind, Jugendlichen mit Handicap eine Chance einzuräumen. Diese Überzeugung ist bei der Frau Bundesministerin aber leider noch nicht durchgedrungen“, ist Prischl diese Haltung, besonders im Jahr der Behinderten, unverständlich.
Das Modell sieht vor, Jugendlichen mit persönlichen Vermittlungshindernissen durch besondere Unterstützung doch eine Berufsausbildung zu ermöglichen und diese zu zertifizieren. Vom Bundessozialamt, dem Arbeitsmarktservice über die Lehrlingsstellen bis hin zu den Behindertenverbänden stehen alle hinter diesem Modell.
Selbstverständlich soll neben dem betrieblichen Teil auch der theoretische Teil in der Berufsschule vermittelt und mit der Berufsschulpflicht verankert werden. „Hier geht es um die Gleichstellung der Jugendlichen, und zwar sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule. Alles andere wäre diskriminierend und dafür steht der ÖGB sicher nicht zur Verfügung“, stellt Prischl fest.
„Werden Sie ihrem Auftrag als Bildungsministerin gerecht und ermöglichen Sie Bildung in der Berufsschule auch jenen, die es sowieso nicht leicht haben, eine gute Ausbildung zu erlangen!“, fordert Prischl die Bundesministerin abschließend auf, ihren Widerstand im Interesse der Betroffenen aufzugeben.
Sibylla Aschauer,
05.06.2003, 08:03
Längerer Schulbesuch für Behinderte erhöht auch die Chance für viele, vor späterem Analphabetismus bewahrt zu bleiben. Integrativer Berufschulbesuch verbessert das soziale Lernen auch der gesunden Jugendlichen. Allerdings muß pädagogisch gewährleistet sein, dass die gesunden im Umgang mit den Behinderten pädagogisch betreut werden – die Pubertät ist nicht gerade die günstigste Zeit für gesunde Jugendliche, den Umgang mit Behinderten zu lernen
Anonymous,
02.06.2003, 21:58
Dem Himmel sei dank, dass diese menschenunwürdige Idee nicht umgesetzt wurde. Aber jetzt gibt es eine neue revoluzionäre Idee, und die scheint ja so viel besser zu sein als uns das Pflegegeld zu valorisieren: Die lieben Herrn – sicherlich auch Damen – geben unseren Pflegern und Betreuern a bisserl a Taschengeld wenns amal in Urlaub fahren wollen, oder krank sind, damit DIE dann a Betreuung und Pflege erhalten können. Wir BEHINDERTEN bleiben dann halt im Bett liegen, wenn unser naher Angehöriger aus „wichtigen Gründen“ als Pfleger ausfällt …