Integrierte Versorgung als Erfolgsmodell

Neuer Behandlungsansatz für Menschen mit psychischen Erkrankungen in Salzburg

Tafel mit dem Aufdruck Salzburg
BilderBox.com

Psychisch schwer bzw. chronisch erkrankte Menschen müssen häufig kurz nach einem Psychiatrieaufenthalt erneut stationär aufgenommen werden, weil eine Stabilisierung zuhause nicht ausreichend gelingt. Man nennt das Phänomen „Drehtüreffekt“.

Seit zwei Jahren läuft in Salzburg ein Modellprojekt in der psychiatrischen Versorgung, welches genau dies verhindern will – mit beeindruckendem Erfolg, wie sich nun zeigt.

„Wir haben uns sehr lange für so einen Behandlungsansatz eingesetzt. Nordeuropäische Regionen setzen schon länger erfolgreich auf eine integrierte, wohnortnahe Versorgung von psychiatrischen PatientInnen“, betont Christine Müllner-Lacher, die sich als Bereichsleiterin der Patientenanwaltschaft bei VertretungsNetz gemeinsam mit ihrem Kollegen Norbert Krammer, Bereichsleiter Erwachsenenvertretung, in der „Plattform Psychiatrie“ engagiert.

In der Arbeitsgemeinschaft versammeln sich Organisationen, die im psychosozialen Bereich in und rund um Salzburg tätig sind.

Wie funktioniert der neue Behandlungsansatz nun konkret? Zwei multiprofessionelle Teams aus FachärztInnen, PsychotherapeutInnen, PsychologInnen, Pflegekräften und SozialarbeiterInnen erarbeiten eine gezielte und maßgeschneiderte Betreuung für jede einzelne Patientin und jeden einzelnen Patienten.

Er oder sie wird mit wohnortnaher, nachgehender Betreuung unterstützt. So gelingt die Stabilisierung der psychischen Gesundheit schneller und nachhaltiger. Vor allem Menschen, die an Schizophrenie erkrankt sind oder einer anderen schweren psychischen Erkrankung leiden, profitieren von diesem niederschwelligen und freiwilligen Angebot.

Die ersten Zahlen nach zwei Jahren Betrieb wurden nun veröffentlicht – und zeigen den durchschlagenden Erfolg. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 174 PatientInnen versorgt. Die Dauer von stationären Aufenthalten auf psychiatrischen Abteilungen sank um beeindruckende 80 Prozent im Vergleich zu vorher.

Was die Patientenanwaltschaft besonders freut, ist, dass die Zahl der Unterbringungen gegen den eigenen Willen (also die Einweisungen unter Zwang) um 70 Prozent zurückgegangen ist. Psychiatrische Behandlungen wurden zudem vergleichsweise seltener abgebrochen.

„Wir hoffen, dass dieses Beispiel Schule macht und auch in anderen Bundesländern ähnliche Modellprojekte starten können“, so Müllner-Lacher. „Es zahlt sich einfach aus, wenn man sich in den Versorgungskonzepten an den jeweils individuellen Bedürfnissen von PatientInnen orientiert“.

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